„Das Bauhaus als Curriculum – über den Blick zurück in die digitale Zukunft?“

Erziehungswissenschaft, Technik, Ökonomie und Architektur – eine alte Verbindung gegen die Fragmentierungen der Gegenwart reaktivieren?

Der Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern insbesondere die pädagogischen Konzeptionen des Bauhauses im Rahmen aktueller berufsbildungswissenschaftlicher Fragestellungen anschlussfähig sind und warum es ggf. Sinn machen könnte, den u.a. digitalen Herausforderungen des dritten Jahrtausends ausgerechnet mit Ideen begegnen zu wollen, die vor 100 Jahren in Weimar entwickelt wurden und die bereits 14 Jahre später – aufgrund der barbarischen politischen Liquidation durch die Nationalsozialisten – zumindest in Deutschland Geschichte waren. Es werden Argumente aufgezeigt, in der Bauhaus-Idee Ansätze zur Überwindung von Fragmentierungen der Gegenwart zu suchen und das Bauhaus als eine regulative Idee im Hinblick auf das (mäandernde) Wesen der Moderne genauer zu betrachten. Denn auch die wissenschaftliche Arbeitsteilung ist von den für moderne Gesellschaften so typischen Fragmentierungen nicht ausgenommen; so dokumentieren diesbezügliche Segmentierungen eine historische Entwicklungsgeschichte im Verlaufe derer sich monodisziplinäre Weltsichten und ein Prinzip der Teillogiken etabliert haben (vgl. Buchmann 2009). Die Berufsbildungswissenschaft als erziehungswissenschaftliche Teildisziplin beschäftigt sich analytisch-theoretisch mit den Fragen eines sich in Transformation befindlichen Verhältnisses von Individuum und Gesellschaft, von Subjekt- und Objektseite menschlicher Existenz. Dieses Verhältnis verändert sich im Kontext der digitalen Transformationen dahingehend, dass Komplexität, Interdependenzen und Unübersichtlichkeiten zunehmen, so dass wissenschaftliche Expertise in allen gesellschaftlichen Zusammenhängen bzw. Bereichen an Bedeutung gewinnt. Damit entsteht die erziehungswissenschaftliche Herausforderung das Verhältnis von Spezialbildung und bzw. von vorakademischen und akademischen Bildungsgängen als Entwicklungsrahmen bzw. Vergesellschaftungsmodus der nachwachsenden Generation auf der Grundlage erziehungswissenschaftlicher bzw. berufsbildungswissenschaftlicher Forschung neu bewerten zu müssen. Denn bisher ist die Frage nach den empirisch begründbaren Wissensarchitekturen als Grundlage für bewusste Lern-, Denk- und Problemlöseprozesse, von denen aus das Individuum die Welt interpretieren, verstehen und verändernd auf sie einwirken kann, nach wie vor nicht geklärt.

HSU

Letzte Änderung: 7. April 2022