Universitätspräsident Prof. Dr. Klaus Beckmann zum Beginn des Studienjahres

HSU

8. Oktober 2022

In seiner heutigen Videobotschaft spricht Universitätspräsident Prof. Dr. Klaus Beckmann über das 50-jährige Jubiläum der Universität, den Umgang mit der Energiekrise und den weiteren Umgang mit der Corona-Pandemie.

Die Videobotschaft vom 07.10.2022 im Volltext

Liebe Universitätsmitglieder,
liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen,

an dieser Stelle begrüße ich besonders den neuen Studierendenjahrgang an unserer Universität. Herzlich willkommen, wir freuen uns, dass Sie da sind. Ich bedaure sehr, dass ich Sie alle aus gesundheitlichen Gründen während der Orientierungswoche nicht persönlich begrüßen und Ihnen die üblichen weisen Worte beim Antreten zurufen konnte. Das holen wir aber bei der Immatrikulationsfeier nach.


Erlauben Sie mir, an dieser Stelle Dank zu sagen an alle, die zur Organisation der Orientierungswoche und der Abschiedsveranstaltungen beigetragen haben. Das betrifft die üblichen Verdächtigen im Studierendenbereich ebenso wie das Veranstaltungsmanagement, das Hochschulmarketing und das Team des ZWW. Meinen Vizepräsident:innen danke ich herzlich dafür, dass Sie mich während meiner Isolation bei vielen Veranstaltungen vertreten haben. Mir wurde viel Gutes über den Verlauf dieser Woche vorgetragen.


Diese Woche ist noch aus anderen Gründen bedeutsam: Vor 50 Jahren, am 29. September 1972, unterzeichneten Bundeskanzler Willy Brandt und der Bundesminister der Verteidigung, Georg Leber, das „Abkommen zur Errichtung einer wissenschaftlichen Hochschule für Soldaten in Hamburg“. Für den Senat der Freien und Hansestadt Hamburg unterzeichneten der Erste Bürgermeister, Peter Schulz, und der Präses der Behörde für Wissenschaft und Forschung, Senator Reinhard Philipp, am 3. Oktober 1972. Vor ziemlich genau 50 Jahren begann also die Gründung der damaligen Hochschule der Bundeswehr Hamburg, die bereits ein Jahr später, am 1. Oktober 1973, ihren Studienbetrieb aufnahm.

Vor dem Hintergrund, dass das Staatsabkommen zwischen Bund und Senat – Grundlage des so genannten „Übertragungsbescheids“ –nicht einmal am selben Datum gezeichnet wurde, ist es ein wenig schwierig, die Gründung der heutigen Helmut-Schmidt-Universität an einem bestimmten Tag festzumachen. Deswegen wird zumeist der 1. Oktober 1973 angegeben. Das würde allerdings der Arbeit unserer Gründerväter, allen voran Professor Thomas Ellwein, der die Aufstellung der beiden Hochschulen der Bundeswehr geleitet hatte und später der erste Präsident der HSBw Hamburg wurde, nicht gerecht. Aus diesem Grund wollen wir unser 50-jähriges Jubiläum ein ganzes Jahr lang feiern. Und dieses Jahr begann passenderweise am vergangenen Montag, einem Tag der Deutschen Einheit.

Dass wir einmal so alt werden würden, war 1972 keinesfalls absehbar. Die Gründung der Hochschulen der Bundeswehr in Hamburg und München war auf allen Seiten umstritten. Militärs befürchteten die Verweichlichung des Offizierkorps, Akademiker die Militarisierung der Wissenschaft. So gab es einen Beschluss des Akademischen Senats der Universität Hamburg, der forderte, dass die sich in Gründung befindliche Hochschule der Bundeswehr sofort wieder aufzulösen und in eine gesamthamburgische Hochschule zu integrieren sei. Die „Gesamthochschule Hamburg“ war Anfang der 70er Jahre ein Lieblingsprojekt des damaligen Wissenschaftssenators und ihrerseits heftig umstritten.
Wie wir heute wissen, kam es weder zu einer Hamburger Gesamthochschule noch zu unserer Auflösung. Wir haben einen festen Platz im Wissenschaftsstandort Hamburg, zwischen allen staatlichen und staatlich anerkannten Hochschulen der Stadt. Und Grund, zu feiern. Das wollen wir nicht nur ein Jahr lang, sondern mit den Partnern in der Wissenschaftsmetropole Hamburg und mit der Hamburger Zivilgesellschaft tun.
Wir wollen unser Jubiläum in den kommenden zwölf Monaten dadurch ausdrücken, dass wir unsere Außendarstellung durch ein Jubiläumslogo ergänzen, das wie folgt aussieht:

Ein roter Kreis mit einer 50, dem Teil der Bildmarke der HSU und den Jahreszahlen 1973 und 2023
Entwurf des 50-Jahre-Ergänzungslogos


Die Pressestelle wird in den kommenden Tagen die Einzelheiten kommunizieren. Pressestelle und das Grafikstudio im Medienzentrum stehen auch für Fragen zur Verfügung.

Ich lade Sie alle ein, sich am Jubiläum zu beteiligen und sich mit Ihren Ideen, Wünschen und Vorschlägen einzubringen. Die Pressestelle koordiniert alle Aktivitäten rund um das Jubiläum. Alle Veranstaltungen, die im laufenden Akademischen Jahr bei uns stattfinden, sollen sich unter dem Dach dieses Jubiläums versammeln können. Zusätzlich geplant sind derzeit eine Vorlesungsreihe (im Frühjahrstrimester 2023) und eine Ausstellung zur Geschichte unseres Hauses.

Wir wollen unsere Alumni stärker in unsere Aktivitäten einbeziehen und sie auf den Campus einladen. Mit dem Hamburger Senat verhandeln wir über einen Senatsempfang im Hamburger Rathaus. Und ich freue mich schon auf Ihre Ideen. Ohne dass es an unserer Universität sehr viele Menschen gibt, die sehr viel mehr tun, als sie eigentlich müssten, hätten wir dieses Jubiläum vielleicht nicht erlebt. Herzlichen Glückwunsch zum 50. Geburtstag. Und vielen Dank an alle, die an unserem gemeinsamen Haus gebaut haben und weiter bauen.

Ich muss nun ein Thema erwähnen, das alle Bürgerinnen und Bürger gerade in besonderem Maße bewegt. Es geht um die Krise, die der Russische Angriffskrieg auf die Ukraine ausgelöst hat.

Selbstverständlich sind wir als Bundeswehrangehörige nicht nur von der zugehörigen Energiekrise betroffen, und gerade unsere jungen soldatischen Studierenden haben ein besonderes Informations- und Aufklärungbedürfnis. Dem kommen wir als Universität nach; ich nehme hier unverändert die militärischen Vorgesetzten in die Pflicht, freue mich aber auch über die vielen wissenschaftlichen Veranstaltungen und die fachliche Kommunikation der Kolleginnen und Kollegen.

Heute aber möchte ich über die Sicherheit der Energieversorgung und mögliche Konsequenzen für den Universitätsbetrieb sprechen.
Sie alle wissen, dass jeder und jede in unserem Land aufgerufen ist, Energie zu sparen. Vor dem Hintergrund, dass in den vergangenen zwei Wochen die Heizung auf dem Campus ausgefallen war, weil die erforderlichen Ersatzteile für die Regelung nicht vorhanden waren, muss mein Appell an Sie, den Energieverbrauch auf dem Campus durch Reduzierung der Raumtemperatur zu senken, irgendwie schräg klingen.
Das Bundesministerium der Verteidigung hat uns dazu aufgerufen, 20 Prozent der bislang erforderlichen Energie einzusparen.

Wir haben dazu mit dem Bundeswehrdienstleistungszentrum Hamburg als Betreiber unserer Liegenschaften über die organisatorischen und technischen Möglichkeiten, dieser Vorgabe so nah wie möglich zu kommen, gesprochen und Maßnahmen identifiziert, die derzeit möglich sind, um Energie zu sparen. Die Abschaltung von Dauerlicht, soweit es die gesetzlichen Vorgaben zur Ausleuchtung von öffentlichen Einrichtungen zulassen, gehört genauso dazu wie die Nutzung energiesparender Technologien. In der Folge sollen dann auch Lampen erlöschen, die aus technischen Gründen lange Zeit nicht abzuschalten waren.

Umgekehrt gilt aber auch: An bestimmten Stellen fehlte Beleuchtung, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten und Universitätsbürgerinnen ein angemessenes Sicherheitsgefühl zu vermitteln. Diese Lücke schließen wir durch die Beschaffung mobiler Leuchten.

Unmissverständlich möchte ich Ihnen aber folgendes klarmachen: Wir werden vom Primat der Präsenzlehre und der gemeinsamen Forschung auf dem Campus nicht abrücken. Priorität hat die planmäßige Durchführung der Präsenzlehre, und Schwerpunkt im Schwerpunkt sind die Prüfungen im HT 2022. Wir wissen aus der Corona-Zeit um die Probleme, die durch die Verschiebung von Prüfungen entstehen.
Will sagen: Wir schicken Lehrende und Lernende nicht ins sogenannte Homeoffice, um auf dem Campus die Energiekosten zu senken. Die dann womöglich an anderer Stelle zusätzlich anfallen. Aber auf dem Campus sparen wir Energie, soweit es mit unserer Auftragsdurchführung erforderlich ist.

Dabei kommt es auf jeden Einzelnen an, jede eingesparte Kilowattstunde zählt!

Wenn Sie beispielsweise Ihre Handyladegeräte in der Steckdose lassen, dann verbraucht das Gerät auch Strom, obwohl Ihr Smartphone gerade nicht geladen wird. Dieser Verbrauch ist zwar nur sehr gering – maximal 0,3 Watt –, aber er ist unnötig. Auf das ganze Jahr gerechnet verbraucht das Ladegerät im Leerlauf rund 2,5 Kilowattstunden. Das kostet pro Gerät nur knapp einen Euro im Jahr. Aber wenn Sie das jetzt mit den rund 58 Millionen Menschen multiplizieren, die in Deutschland ein Smartphone benutzen, erhalten Sie eine gewaltige Menge Energie, die ungenutzt verbraucht wird. Also ziehen Sie bitte den Stecker, sobald Ihr Smartphone, Ihr Tablet und Ihre sonstigen Geräte geladen sind. Nochmal: Es kommt auf jede Einzelne und jeden Einzelnen an.

Wir haben unter der Mail-Adresse [email protected] eine Hotline eingerichtet, bei der Sie
a) technische Probleme melden und
b) Ihre Ideen und Vorschläge einbringen können.

Diese Adresse sollte auch Ihre erste Anlaufstelle sein, wenn Sie eine erhebliche Abweichung der Raumtemperaturen feststellen.

Der Krieg in der Ukraine und die Energiekrise haben es beinahe aus dem kollektiven Bewusstsein verdrängt, dass wir nach wie vor auf die weitere Entwicklungen im Zusammenhang mit dem SARS-CoV-2-Virus achten müssen. Seit dem 1. Oktober gilt das neue Infektionsschutzgesetz. Die Bekämpfung der Pandemie wird damit stärker in die Hände der Bundesländer gelegt.

Meine Lagebeurteilung ist durch folgendes geprägt: Unsicherheiten in der Energieversorgung und die Auswirkungen der Pandemie sind beides Bedrohungen für unsere Auftragserfüllung in Forschung und Lehre, die wir ganzheitlich und systemisch betrachten müssen. Beispielsweise wird das so genannte „Home Office“ in beiden Kontexten als Handlungsoption diskutiert.

Das bedeutet, dass wir auch mit Blick auf Corona mit oberster Priorität den Präsenzbetrieb aufrecht erhalten wollen und zudem dafür sorgen werden, dass die Prüfungen regulär stattfinden können. Zudem werde ich beide Gefahren für Forschung und Lehre in einer gemeinsamen Weisung behandeln. Diese geht am kommenden Montag in die Mitzeichnung der Gremien, am 20.10. wird das Covid-Board zum nächsten Mal tagen, und vor Ende des Oktober soll die neue Weisung dann in Kraft treten.

Wir werden das Infektionsgeschehen an unserer Universität so gut es geht weiterhin überwachen. In diesem Zusammenhang bitte ich alle Universitätsmitglieder, die positiv getestet sind, wie gewohnt das Lagezentrum zu informieren. Die Kontaktdaten finden Sie auf unserer Covid-Informationsseite bei ILIAS (Login erforderlich).

Wir werden mit einem abgestuften und flexiblen Konzept auf die Entwicklungen reagieren. Das könnten unter anderem bedeuten, dass wir, je nach Lage, im Laufe des Herbstes oder Winters die Abstände wieder erhöhen oder eine allgemeine Maskenpflicht in allen Innenräumen anordnen müssen. Dazu wird es eine „Ampellösung“ geben, welche die ausführlichen Hinweise zum Arbeits- und Gesundheitsschutz in unserer Weisung in einer übersichtlichen Form analog zum „Dress Code“ im Einsatz konkretisiert. Mehr als zwei Druckseiten sollte diese Ampel nicht haben.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.