Die Universität hat inzwischen Planungen für die Fortsetzung des Studien- und Prüfungsbetriebs angestellt. Universitätspräsident Prof. Dr. Klaus Beckmann über die mögliche Trimestereinteilung, Online-Lehre, Online-Prüfungen.
Die Videobotschaft des Präsidenten vom 26.03.2020 im Volltext
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Studentinnen und Studenten,
liebe Kameradinnen und Kameraden,
das Wichtigste vorweg: Seit heute haben wir die Bestätigung, dass ein viertes Universitätsmitglied an COVID-19 erkrankt ist. Den drei bereits zuvor Erkrankten geht es den Umständen entsprechend gut. Sie können entlassen werden, sobald nach Abklingen der Symptome zwei Abstriche in Folge ein negatives Testergebnis erbracht haben.
34 Personen befinden sich in häuslicher Isolation am Heimatort und 19 Personen in häuslicher Isolation auf dem Campus. Bei Ihnen habe ich gestern einen virtuellen Krankenbesuch – als Videokonferenz – gemacht. Sie alle schienen mir gefasst und halbwegs bei Laune zu sein. Die Fragen, die sie mir gestellt haben, nehme ich zum Anlass, sie heute noch einmal für alle zu beantworten.
Mittlerweile befinde auch ich mich die meiste Zeit im Home Office und fühle mich wieder wie weiland als Professor. Das Home Office haben viele erstrebt, aber durch Corona werden auch die Nachteile deutlich.
Ich möchte dem Team im Lagezentrum danken, das derzeit gefühlt rund um die Uhr arbeitet, und auch dem „Rückwärtigen Gefechtsstand“ des Studierendenbereichs, wo man mit Engagement und Herzblut die Dinge regelt.
Insgesamt hat sich die Situation in Deutschland und Europa weiter verschärft. In Hamburg gibt es 1.450 erkannte COVID-19-Erkrankungen, und es gibt den ersten Todesfall. Wie sich die Maßnahmen, die Bund und Länder getroffen haben, auswirken, werden wir aus belastbaren Quellen voraussichtlich erst um Ostern erfahren. Erst dann werde ich eine Prognose wagen, wie es weitergeht. Alles andere halte ich für unseriös.
Wir haben inzwischen die Studierenden aus dem Ausland zurückgeholt, bei denen eine Repatriierung angezeigt war. Lediglich zwei warten noch auf ihre Rückreise, der Rest verbleibt einstweilen im Gastland – auch, um sich nicht dem Risiko der Ansteckung während der Reise auszusetzen.
Das Bundesministerium der Verteidigung hat vorgestern den Tag der Bundeswehr, der am 13. Juni dieses Jahres stattfinden sollte, abgesagt. Der Leiter des Studierendenbereichs hat mit meiner Billigung entschieden, dass die beiden Großveranstaltungen der Universität, die etwa im selben Zeitraum stattfinden sollten, nämlich den Solidaritätslauf und die Päd-Party, ebenfalls abzusagen sind.
Als nächstes stünde der Open Campus mit dem Großen Beförderungsappell am 20. Juni 2020 zur Disposition. Die Entscheidung, auch dieses – nicht nur für mich, sondern vor allem auch für diejenigen unter Ihnen, die vor der Ernennung zum Offizier stehen – wichtige Event abzusagen, habe ich noch nicht getroffen. Und ich werde das aus den eben beschriebenen Gründen vor dem April auch nicht tun.
Für Sie, für mich, für alle Angehörigen unserer Universität steht die Frage im Mittelpunkt, wie es nun mit unserem Hauptauftrag, wie es mit dem Studium weitergeht.
Die Dozentinnen und Dozenten arbeiten sehr engagiert daran, geeignete digitale Lehrformen zu finden, um Ihnen, liebe Studierende, ihre Inhalte anbieten zu können. Die Inhalte des Wintertrimesters werden Ihnen von vielen bereits jetzt auch in elektronischer Form vermittelt. Hierfür bin ich allen Kolleginnen und Kollegen sehr dankbar. Ich danke auch der Universitätsbibliothek und dem Rechenzentrum für die Bereitstellung von Ressourcen über das Internet und für die engagierte Beratung von Studierenden über E-Mail.
Wie ist der Plan für das weitere Vorgehen?
Bitte verstehen Sie, dass ich Ihnen keinen Termin für den Beginn der Präsenzlehre und der Prüfungen nennen werde. Aus den genannten Gründen könnte dies nur ein Charlatan tun, und ein Charlatan will ich nicht sein.
Einen Termin kann ich Ihnen aber dennoch heute bestätigen: Die Fakultäten haben den Beginn der Bearbeitungszeit für die Master-Arbeiten auf den 1. Mai verschoben. Und falls es erforderlich werden sollte, werden wir diesen Termin noch weiter verschieben, sofern der Shutdown dann noch andauern sollte.
Die momentan größte Herausforderung ist, dass jedes Modul auch mit einer entsprechenden Prüfung abzuschließen ist. Und es gibt derzeit keine Prüfungsform außerhalb der Präsenz, die Ihnen unanfechtbar identische Bedingungen garantieren kann. Selbst an der seit Jahrzehnten in Fernlernen erfahrenen FernUniversität Hagen kann man Klausuren nur in Präsenzform ablegen.
Das würde bedeuten, dass Sie alle hier herkommen müssten, um das Wintertrimester abzuschließen. Und genau das geht momentan nicht. Zwar prüfen wir momentan noch die rechtliche Zulässigkeit verschiedener Online-Prüfungsmodelle, aber ich bin wenig zuversichtlich, dass wir für Klausuren einen Weg finden, bei dem der Grundsatz der Gleichbehandlung garantiert werden kann. Bei Hausarbeiten und mündlichen Prüfungen ist das etwas einfacher.
In einer Konferenz der Universitätsleitung mit den Dekanen haben wir die Eckpunkte eines möglichen Planes fixiert:
1. Es werden mindestens zehn Vorlesungswochen pro Trimester benötigt, um die erforderlichen Kompetenzen zu vermitteln.
2. Insbesondere wegen klausurvorbereitenden Übungen und Laboren kann nicht ganz auf Präsenzlehre verzichtet werden.
3. Es soll schnellstmöglich mit Online-Lehre begonnen werden.
4. Die im Wintertrimester ausgefallenen Prüfungen können erst nach dem Start der Lehre für das Frühjahrstrimester stattfinden.
Daraus ergibt sich dann ein Plan, wie ihn die folgende Prinzipskizze zeigt:
Wir beginnen ab dem 6. April mit dem Frühjahrstrimester online. Damit weichen wir zumindest nicht von der formal noch gültigen Trimestereinteilung ab. Denn die Trimestereinteilung ist eine Angelegenheit von grundlegender akademischer Bedeutung und muss daher vom Akademischen Senat der Universität beschlossen werden. Ich werde diesen auf seiner nächsten Sitzung mit dem Thema befassen.
Sobald wir uns wieder alle auf dem Campus treffen dürfen, unterbrechen wir quasi das Frühjahrstrimester für drei Wochen. In diesen drei Wochen finden die Prüfungen zum Wintertrimester statt. Ihre Dozentinnen und Dozenten bitte ich darum, gegebenenfalls Repetitorien zur Prüfungsvorbereitung anzubieten, um den dann möglicherweise schon Wochen oder Monate zurückliegenden Prüfungsstoff aufzufrischen.
Anschließend setzen wir den Vorlesungsbetrieb des Frühjahrstrimesters im Präsenzbetrieb fort und schließen mit zwei Prüfungswochen ab.
Wann dies aber der Fall sein wird, auch das kann ich Ihnen heute noch nicht sagen. Sie erkennen aber aus der Prinzipskizze auch, dass wir den Plan auf der Zeitachse verschieben können. Dadurch erhalten wir Flexibilität – der Anteil der Online-Lehre ist variabel und erlaubt uns planerische Freiräume.
Eins ist bei der Verschieberei gewiss: Wir brauchen neun Präsenzwochen für die Lehre und die beiden Prüfungsphasen. Damit ist klar, dass es einen Zeitpunkt gibt, ab dem wir das Frühlingstrimester nicht mehr ohne Anpassungen bei den anderen Ausbildungseinrichtungen der Bundeswehr werden durchführen können. Dieser Zeitpunkt ist der 22.06.2020. Spätestens ab diesem Zeitpunkt ist die Angelegenheit „above my paygrade“.
Speaking of which: noch eine Ergänzung zu den Rahmenbedingungen.
Wir haben vom Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr, das in Sachen Corona-Krise zum Leitamt für den Organisationsbereich Personal erklärt wurde, den Auftrag erhalten, dass wir – ebenso wie unsere Münchener Schwesteruniversität – eine Bereitschaftsreserve von 250 Soldatinnen und Soldaten vom 6. bis zum 20. April für den Nationalen Territorialen Befehlshaber vorzuhalten haben. Diese sollen „Schnelle Unterstützungskräfte“ – kurz: SUK – bilden, um in Zug-Stärke Hand- und Spanndienste zu übernehmen: Sicherungsaufgaben, Fahrdienste und dergleichen mehr.
„Ufftrach is‘ Ufftrach“, und das wird natürlich gemacht. Bei der Umsetzung dieses Auftrags haben wir aber auf zweierlei zu achten: Erstens dürfen wir aus epidemiologischen Gründe nicht ohne Not eine große Gruppe von Menschen, die momentan noch im ganzen Land verstreut sind, wieder zusammenführen. Und zweitens müssen wir vermeiden, dass die Bindung von Teilen des studentischen Personalkörpers eine Ungleichbehandlung schafft, weil die übrigen mehr Zeit haben, sich auf Prüfungen vorzubereiten. Wir behalten das im Blick.
Im Hintergrund laufen Überlegungen zu Verfahren und Methoden, die Digitalisierung unserer Kommunikation weiter auszubauen. Möglicherweise kann ich Ihnen in einer Woche darüber etwas berichten. Ich werde Sie auch in der nächsten Woche am Donnerstag per Video über die aktuellen Entwicklungen informieren.
Bis dahin werden die Informationen auf der ILIAS-Seite zur Corona-Pandemie (Login erforderlich) laufend aktualisiert.
Was haben Sie zu tun?
Bitte bleiben Sie zuhause, bitte halten Sie die Verbindung zu Ihren Vorgesetzten. Bitte erarbeiten Sie als Lehrende neue Online-Angebote, bitte treiben Sie als Forschende Ihre Projekte zuhause voran, so gut es ohne Labor geht. Der Studierendenbereich und die Verwaltung halten die Universität bitte aus dem Home Office am Laufen. Das Rumpfteam kümmert sich bitte weiter um die Führungsfähigkeit und Koordination. Und die Studierenden bereiten bitte bis zum 06.04. die Inhalte des Wintertrimesters nach und wenden sich anschließend den Inhalten für das Frühjahrstrimester zu.
Bleiben Sie gesund.
Ihr
Klaus Beckmann