Geschichte

Die Helmut-Schmidt-Universität ist eine von zwei Universitäten der Bundeswehr. Ihre formelle Gründung im Jahr 1972 als „Hochschule der Bundeswehr Hamburg“ geht auf die Initiative des damaligen Verteidigungsministers Helmut Schmidt zurück, dessen Namen sie 2003 erhielt. Bereits ein Jahr später, im Oktober 1973, begannen die ersten 300 Offizieranwärter und Offiziere mit dem Studium, weshalb wir dieses Jahr als Gründungsdatum annehmen. Denn was wäre eine Universität ohne Studierende?

Ein wissenschaftliches Studium mit allgemein anerkanntem Abschluss als integraler Bestandteil der Offizierausbildung wurde eingeführt, um mehrere Ziele zu erfüllen: Zum einen sollte dadurch die Qualifikation des Offiziers angesichts der immer komplexer werdenden Anforderungen in seinen beruflichen Tätigkeitsfeldern auf eine wissenschaftliche Grundlage gestellt werden. Zum anderen erfüllt ein gebildeter Offizier das Konzept der „Inneren Führung“ und das Leitbild des „Staatsbürgers in Uniform“: eines Soldaten, der für sich und für andere verantwortlich denkt und handelt. Zugleich sollte durch die akademische Bildung die Attraktivität des Offizierberufs erhöht werden: die Zeitsoldaten werden dadurch auf ihre zivile Karriere nach Ende ihrer 13-jährigen Dienstzeit vorbereitet.

Wieso wurden diese Ziele nicht mit Hilfe öffentlicher Universitäten verwirklicht? Dagegen sprach, dass nicht genügend Studienplätze für die Bundeswehr zur Verfügung gestellt werden konnten und keine der Universitäten in der Lage war, die Verwirklichung einer verkürzte Studienzeit zu garantieren. Außerdem konnte so eine außergewöhnliche Kombination an unterschiedlichen Fakultäten an einer Universität vereint werden: Geistes-, Ingenieurs-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften finden sich unter dem Dach einer einzigen Hochschule wieder.

Die Vielfalt der unterschiedlichen Fachrichtungen ermöglicht einen weiteren einzigartigen Charakterzug der Universitäten der Bundeswehr: Die fächerübergreifende Vernetzung der Studienfächer durch sogenannte „Interdisziplinäre Studienanteile“ (ISA). Sie sind obligatorischer Bestandteil aller angebotenen Studiengänge. Aufgabe der ISA ist es, Reflexions-, Analyse- und Handlungskompetenzen zu vermitteln und zu verantwortungsvollem Entscheiden und Handeln in Politik, Gesellschaft, Kultur, Wirtschaft und Technik zu befähigen.

Seit Beginn des Lehrbetriebs 1973 und der Verleihung der ersten Diplome 1976 hat sich vieles verändert. 1978 erhielt die Universität das Promotions- und Habilitationsrecht und 1985 die Bezeichnung „Universität der Bundeswehr Hamburg“. Die ersten weiblichen Studenten kamen 2001 an die Universität, gefolgt von den ersten zivilen Stipendiat-Studenten 2002. Im Rahmen der Schaffung eines gemeinsamen europäischen Hochschulraumes durch den Bologna-Prozess wurde 2007 das gesamte Studienangebot auf die Abschlüsse Bachelor und Master umgestellt.

Mittlerweile ist die Universität mit rund 2.500 Studentinnen und Studenten und mehr als 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte Dienststelle der Bundeswehr in der Hansestadt. Unverändert ist und bleibt, dass die Helmut-Schmidt-Universität in Aufgaben, Struktur und Rechten nach den Maßgaben des hamburgischen Landesrechts organisiert ist. Forschung und Lehre sind frei, ihre akademischen Angelegenheiten verwaltet die Universität selbst.

Literaturauswahl

  • Bildungskommission beim BMVg (Hrsg.): Neuordnung der Bildung und Ausbildung in der Bundeswehr. Gutachten der Bildungskommission an den Bundesminister der Verteidigung. Bonn 1971
  • Bonnemann, A./ Posner, C.: Studieren an der UniBw: vergleichende Ergebnisse aus der Studentenbefragung 1999. Hamburg 2002
  • Brockmann, F.: Helmut Schmidts neues Bildungskonzept, in: Blätter für deutsche und internationale Politik 9, 1971, S. 913ff.
  • Bulmahn, T./ Fiebig, R./Wieninger, V./Greif, S./Flach, M. H./Priewisch, M.A.: Ergebnisse de Studentenbefragung an den Universitäten der Bundeswehr Hamburg und München 2007. Strausberg 2010
  • Der Präsident der Universität der Bundeswehr Hamburg (Hrsg.): 1973-1993. Zwanzig Jahre Universität der Bundeswehr Hamburg. Festschrift. Hamburg 1993
  • Ellwein, T. u. a.: Zur politischen Praxis von Wissenschaft. Entwicklung der Curricula für die Hochschulen der Bundeswehr. Opladen 1975
  • Ellwein, T. u. a. (Hrsg.): Hochschule der Bundeswehr zwischen Ausbildungs- und Hochschulreform. Aspekte und Dokumente der Gründung in Hamburg. Opladen 1975
  • Marr, R. (Hrsg.): Kaderschmiede Bundeswehr? Vom Offizier zum Manager. Karriereperspektiven von Absolventen der Universitäten der Bundeswehr in Wirtschaft und Verwaltung. München 2001
  • Reuter-Boysen, C.: Vorreiter für die Hochschulreform? Planung, Gründung und Entwicklung der Universität der Bundeswehr München. Baden-Baden 1995
  • von Schröders, A.: Student und Soldat. Das Studium zwischen Dienstpflicht und akademischer Freiheit an den Universitäten der Bundeswehr. Baden-Baden 2007
  • Welz, J.: Die Universitäten der Bundeswehr. In: Geis, M.-E. (Hrsg.), Hochschulrecht in Bund und Ländern. Heidelberger Kommentar. Verlag C. F. Müller, 2021
HSU

Letzte Änderung: 28. November 2022