Sie wollen die Welt ein wenig besser machen: Mit spannenden Ideen, wie sich Lebensbedingungen in ärmeren Regionen mit ebenso einfachen wie kostengünstigen Recycling-Batterien, All-in-one-Computern oder Wasserverschmutzungsdetektoren verbessern ließen, haben sich 76 Tüftler weltweit um einen Platz beim ersten Internationalen OpenLab der HSU beworben.
Zehn Finalisten aus neun Ländern trafen sich auf Einladung der Arab-German Young Academy of Sciene and Humanities (AGYA) und der Helmut-Schmidt-Universität vom 6. bis zum 10. November 2017 zur „Make a Difference“ Mini Maker Exhibition 2017 in Hamburg. Im öffentlich zugänglichen Laboratorium, dem OpenLab, wollten sie gemeinsam aus oft noch theoretischen Modellen erste Prototypen konstruieren. Technik und Material standen ihnen hier zur Verfügung.
„Wir wollen die Kreativität, den Wissenstand und den Kontakt zwischen Studierenden, Makern, Labs, Designern und Entwicklern unabhängig von Titeln oder Professionen fördern“, wirbt Mitinitiator Dr. Tobias Redlich von der HSU. Darauf baut auch Luft-und Raumfahrttechniker Florian Steckel (31) aus Berlin, der die Jury mit einem Modell für eine solarbetriebene Wasserentsalzungsanlage überzeugte.
„Ich gehe nicht davon aus, dass meine Idee so, wie ich sie eingereicht habe, tatsächlich exakt umsetzbar ist“, sagt der Ingenieur. Aber darum geht es in dem Workshop auch nicht, sondern darum, gemeinsam praktikable Lösungen zu finden. „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit anderen Bastlern aus allen Teilen der Welt, die Ähnliches bauen oder weiterentwickeln wollen wie ich und die mir neuen Input geben.“
Florian Steckel hat im Workshop seine Leichtbauvariante einer solarbetriebenen Meerwasserentsalzungsanlage weiterentwickelt. „Mir war im Urlaub in Namibia aufgefallen, dass es dort eine sehr hohe Sonneneinstrahlung und viel zu wenig Trinkwasser gibt. Wirtschaftsunternehmen nutzen diese Voraussetzungen und entsalzen Meerwasser in großen Anlagen, um es anschließend teuer zu verkaufen. Florian Steckel tüftelt an einer Selbstbau-Lösung, die „für alle Menschen vor Ort erschwinglich und umsetzbar ist“.
Seine Idee: Mit Hilfe von wenigen Stangen, Nieten, Blechen und Rohren sowie einer 20 Euro günstigen Vakuumpumpe eine einfache, aber effektive, solarbetriebene Anlage zu bauen, die Meerwasser, beispielweise für eine kleine Dorfgemeinschaft, entsalzen kann. Die Bauanleitung soll so überschaubar sein, dass Schüler oder Studierende vor Ort mittels YouTube-Video oder Blog die Anlage nachbauen und andere darin schulen können. „Wir denken an sich selbst weiterentwickelnde Projekte, die uns keinen Gewinn, sondern den Menschen vor Ort bessere Lebensbedingungen versprechen.“ Indem sie Lücken in der ökologischen, ökonomischen, gesundheitlichen und bildungspolitischen Versorgung schließen.
„Wir haben die Technik, die Bastler haben die Ideen“, sagt Tobias Redlich, der das Ende 2016 eröffnete OpenLab an der HSU betreut. Es soll jungen Erfindern unabhängig von Ausbildung und Titeln ein Forum für die Entwicklung kreativer Ideen bieten. Der Bedarf ist groß. „Ich habe selbst keine Werkstatt, in der ich das, was ich entwickle, aufbauen und konsequent weiterentwickeln kann“, sagt Florian Steckel. „Gerade deshalb ist der Workshop eine tolle Chance.“ Mit dem Ergebnis möchte er sich später bei Ingenieuren ohne Grenzen engagieren.
Am Ende des Workshops stellten die zehn Finalisten die Fortentwicklung Ihrer Finalbeiträge der Öffentlichkeit vor.
Die Projekte und Teilnehmer in der Übersicht
- LiLikit: Moussa Tamba aus dem Senegal entwickelt einen Energiespeicher aus wiederverwerteten Batterien.
- Open Water: Florian Steckel aus Berlin arbeitet an einer solarbetriebenen Wasserentsalzungsanlage.
- GuiDini: Fadwa Benkhallouq aus Marokko geht mit einem Blindenstock mit Ultraschallsensor in den Workshop.
- Touch&Learn: Oscar Campo aus Kolumbien verfolgt die Idee, Kindern kostengünstige MINT-Bildungsmaterialien zur Verfügung zu stellen.
- PI-COMP: Koffi Dodji HONOU aus dem Senegal entwickelt einen günstigen All-in-one-Computer.
- Composite Filament FabricationProcess: Adam M. Pringle aus den USA arbeitet an dem Projekt„Prozess und Vorrichtung zur Herstellung von Recycling-Filament für 3D-Drucker“.
- MAJI: Thierry Abyyizera aus Togo tüftelt an einem Wasserverschmutzungsdetektor.
- LIZA: Ishtar Rizzo Varela aus Mexiko hat sich mit einem Modell für ein Gerät für den Workhop qualifiziert, das übertragbare Geschlechtskrankheiten automatisch erkennt.
- Signlt: Rouaa Diab aus dem Libanon überzeugte die Jury mit Handschuhen zur sensorgestützten Übersetzung von Zeichensprache in akustische Signale.
Weitere Informationen
Wettbewerb Make a Difference: www.make-a-difference.info
Open Lab: www.openlab-hamburg.de
Text: Susanne Hansen