Die monographisch angelegte Habilitation »Schule-Gesellschaft-Professionalisierung: Der Einfluss von Erfahrungsräumen auf das Handeln von Lehrer*innen« wurde 2022 an der Helmut Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg von Doreen Cerny eingereicht. Im Juli 2023 wurde das Habilitationsverfahren abgeschlossen.
Die Auseinandersetzung mit dem Verständnis von Profession und den Diskursen über Professionalisierung und Professionalität als auch der Entwurf eines erweiterten – machtheoretischen – Verständnisrahmens von Professionalisierung stellt eine erste grundlagentheoretische Positionierung der Habilitation dar. Hier beginnt sich ein roter Faden durch die Arbeit zu ziehen, der in der zweiten grundlagentheoretischen Positionierung weitergeführt wird: Es wird zum einen eine historisch-systematische Erörterung der kolonialen Vergangenheit der k.u.k.-Monarchie sowie eine post-koloniale Betrachtung von Migration nach dem Zerfall des Habsburgerreichs vorgenommen. Zum anderen wird die Frage nach kolonialer Kontinuität am Beispiel der Migration in Österreich diskutiert und die maskierte koloniale Kontinuität in der Arbeitsmigration Österreich analysiert. Darüber hinaus wird deutlich gemacht, welche Rolle Migration im bildungspolitischen Diskurs Österreich spielt und inwiefern sich historisch-etablierte Muster der Arbeitsmigrationspolitik in der Sicht auf Lehrer*innen mit Migrationshintergrund im bildungspolitischen Diskurs wiederfinden lassen.
Ein Leitmotiv der Arbeit ist also die Beschäftigung mit der Frage, welche Rolle die Dekonstruktion für das theoretische Erfassen zum Verständnis von Migration spielt – ein inhaltlicher Argumentationsstrang. In der Methodologischen Rahmung und dem methodischen Vorgehen, welche klassischerweise der Darstellung der empirischen Studie vorangeht, wird aber neben der Darlegung des methodischen Vorgehens ein zweiter – methodologischer Argumentationsstrang der Dekonstruktion – entworfen: Dieser befasst sich mit dem Verständnis eines dekonstruktiven Zugangs und der Anschlussfähigkeit an eine rekonstruktive Logik. Die empirische Studie, die dann folgend dargestellt wird, arbeitet das berufsbezogene Handeln von Lehrer*innen mit Migrationshintergrund in Österreich und den jeweiligen Erfahrungen, die diesem Handeln zugrunde liegen, heraus. Die Analyse der Daten – der biographischen Interviews – wurde mit der dokumentarischen Methode vorgenommen und von der Narrationsstrukturanalyse gestützt. Es wurde eine relationale Typenbildung vorgenommen, da diese das Vorgehen war, um die spezifischen Erfahrungen der Lehrer*innen und die Überschneidungen von Orientierungen differenziert herauszuarbeiten.
Am Ende der Arbeit verdichtet sich dann der rote Faden erneut, indem die rekonstruierten Zusammenhänge zum berufsbezogenen Handeln der Lehrer*innen in eine theoretische Diskussion überführt werden und eine post-koloniale Reflexion der Erfahrungen der Lehrer*innen in Gesellschaft erfolgt. Die Arbeit schließt mit der Herausarbeitung einer Theorie des »Integrativen Lehrer*innenhandelns« und einem Diskurs über die Rolle dekonstruktiver, post-kolonialer, Zugänge für die Erziehungs- bzw. Bildungswissenschaft ab.
Doreen Cerny ist Hochschulprofessorin für Angewandte Erziehungswissenschaft an der Pädagogischen Hochschule Salzburg.
Kontakt: [email protected]
Gutachter*innen der Habilitation:
Univ.-Prof.in Dr.in Juliane Engel (Goethe Universität Frankfurt)
Univ.-Prof.in Dr.in Merle Hummrich (Goethe Universität Frankfurt)
Univ.-Prof. Dr. Arnd-Michael Nohl (Helmut-Schmidt-Universität Hamburg/Universität der Bundeswehr)
Univ.-Prof. i. R. Dr. Ewald Terhart (Westfälische Wilhelms-Universität)
Kommissionsmitglieder im Habilitationsverfahren:
Univ.-Prof.in Dr.in Karin Büchter
Univ.-Prof.in Dr.in Monika Daseking
Univ.-Prof.in Dr.in Sigrid Hartong
Univ.-Prof. Dr. Arnd-Michael Nohl
Univ.-Prof.in Dr.in Angelika Paseka (externes Mitglied/Universität Hamburg)
Univ.-Prof.in Dr.in Barbara Sieben
Letzte Änderung: 21. Dezember 2023