Start-up entwickelt neue Laser für die Biowissenschaften

HSU

1. März 2021

Das dreiköpfige Gründerteam von n2-Photonics entwickelt Technologie für Ultrakurzpulslaser. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie fördert das Start-up mit 800.000 Euro innerhalb des EXIST-Forschungstransfers.

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Drei junge Männer stehen vor dem Universitätsgebäude
Von links nach rechts: Kilian Fritsch, M. Sc., Dr. Jürgen Raab und Christian Franke, M. Sc., entwickeln neue Laser für die Biowissenschaften

„Ultrakurzpulslaser sind aus Forschung und Industrie nicht mehr wegzudenken. Sie werden beispielsweise in modernen Mikroskopieverfahren, in der Beobachtung schneller chemischer Reaktionen, bei denen zeitliche Informationen ausgewertet werden sollen, oder in der Materialbearbeitung von immer kleineren Strukturen für die Medizintechnik oder für Quantencomputer eingesetzt“, erläutert Christian Franke. Er ist der kaufmännische Kopf und betreibt die anwendungsbezogene Entwicklung der optomechanischen Komponenten. Kilian Fritsch und Dr. Jürgen Raab sind verantwortlich für die technisch-physikalische Entwicklung und die Optimierung der Kerntechnologie.

Zur Deckung der wachsenden Nachfrage nach stabilen und zuverlässigen ultraschnellen Lasern mit immer kürzeren Impulsdauern und extremen Bandbreiten hat sich das Team von n2-Photonics zum Ziel gesetzt, ein innovatives Verfahren zur Impulsverkürzung zur Marktreife zu führen.

Derzeit kommerziell erhältliche Laserquellen sind durch die verwendeten Lasermedien in der Ausgangsimpulsdauer auf etwa 200 Femtosekunden begrenzt, was die Spitzenintensität und erreichbare Zeitauflösung einschränkt. Anwender verwenden deshalb externe Impulskompressoren, um Impulsdauern von weniger als 10 Femtosekunden zu erzeugen. Wegen ihrer Komplexität stehen aktuelle Verfahren zur spektralen Verbreiterung und Kompression nur einem kleinen Expertenkreis zur Verfügung. 

Rote Laserstrahlen im Labor
An der Professur für Lasertechnologie und Spektroskopie wird neue Technologie für Ultrakurzpulslaser entwickelt (Modellfoto)

Jürgen Raab erklärt: „Die Impulsverkürzung an sich ist mittlerweile eine bekannte Technologie. Unsere Innovation besteht darin, diese einfach und zuverlässig anwendbar zu machen. So können auch Wissenschaftler aus anderen Fachbereichen die Technologie nutzen, um zum Beispiel Superzeitlupen mikroskopischer Systeme aufzuzeichnen. In der Materialbearbeitung kann die Erhöhung der Spitzenleistung durch die Impulsverkürzung für neuartige Fertigungsverfahren verwendet werden.“

Die in fünfjähriger Forschungsarbeit entwickelte Technologie ist weltweit einzigartig und auf dem Markt eine Neuheit. Sie zeichnet sich durch bisher unerreichte Prozessstabilität und Langlebigkeit bei den erreichten Impulsdauern und Spitzenleistungen aus.

Das von n2-Photonics entwickelte System macht sich Festkörper oder Edelgase zu Nutze, um das Frequenzspektrum von Laserimpulsen bei Spitzenleistungen von mehreren Megawatt bis hin zu Gigawatt um mehr als das Zehnfache zu verbreitern und so die Impulsdauer zu verkürzen. Das Herzstück dieses innovativen Ansatzes ist ein passiver optischer Aufbau aus zwei gegenüberliegenden Spiegeln mit einem durchsichtigen Medium (beispielsweise Glas oder Saphir) oder einem Gas dazwischen. Dieses wird von den Laserimpulsen viele Male durchlaufen und kann so auf kostengünstige, platzsparende Weise mit hoher Stabilität und Effizienz die notwendige spektrale Verbreiterung von perspektivisch mehreren 100 Nanometern erzeugen. Diese Technologie verspricht eine hohe Bandbreite. Das bedeutet, sie überführt das einfarbige Licht der Laserquelle, ähnlich dem eines Laserpointers, in mehrfarbiges, weißes Licht ähnlich dem der Sonne. So soll das System aufgrund seiner Einfachheit Impulsdauern von weniger als 10 Femtosekunden unter industriellen Bedingungen bereitstellen, um so Anwendern aus Industrie und Forschung Zugang zu dieser Technologie zu verschaffen.

Drei junge Männer hinter einem Labortisch mit einem Laser
Kilian Fritsch, M. Sc., Dr. Jürgen Raab und Christian Franke, M. Sc., im Laboratorium der Professur für Lasertechnologie und Spektrographie

Das n2-Photonics-Team konnte mit der innovativen Technologie und dem zugehörigen Business Plan die Jury des EXIST-Forschungstransfers, einem Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, überzeugen. Dieses Programm richtet sich an herausragende, forschungsbasierte Gründungsvorhaben, die mit aufwändigen technologischen Entwicklungsarbeiten verbunden sind. Der Förderumfang während der zweijährigen Projektphase beläuft sich auf über 800.000 Euro. Die Umsetzung des Drittmittelprojekts findet an der Professur für Lasertechnologie und Spektroskopie statt.

„Dank der hervorragenden Forschungsinfrastruktur der HSU, unter anderem einer eigenen Konstruktionsabteilung und einer modernen mechanischen Werkstatt, kann das Team die Prototypenentwicklung deutlich beschleunigen. Die Wissens- und Technologietransfer Institutionen Max-Planck-Innovation und Hamburg Innovation standen dem Team bereits während der Bewerbungsphase beratend zur Seite“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Oleg Pronin, Inhaber der Professur für Lasertechnologie und Spektroskopie. Pronin zählt zu den führenden Wissenschaftlern im Bereich Ultrakurzpulslaser und unterstützt das Team bei der Projektumsetzung mit seiner wissenschaftlich-technischen Expertise.