Regional Security Governance in Westafrika und der Beitrag deutscher Außenpolitik
Westafrika hat in den vergangenen Jahren, obwohl keine direkte Nachbarregion, eine zunehmende Bedeutung für Europa gewonnen. Zu den Gründen für diese neue Aufmerksamkeit zählen: (1) die Destabilisierung von Staatlichkeit durch nicht-staatliche Gewaltakteure, vor allem als nicht-intendierte Folge der westlichen Militärintervention in Libyen 2011; (2) dabei insbesondere ein Erstarken des islamistischen Terrorismus; (3) die Ausbreitung von Netzwerken des Drogenhandels; (4) die fortschreitende Desertifikation der Sahel-Zone sowie, als Ergebnis der schlechten wirtschaftlichen Perspektiven, aber auch der anderen genannten Entwicklungen (5) ein Anstieg der Migration in Richtung Europa.
In der Europäischen Union bzw. in Deutschland besteht zwar ein weitgehender, grundsätzlicher Konsens darüber, dass sich diese Herausforderungen nur mit einer koordinierten Antwort aus Entwicklungszusammenarbeit, wirtschaftlicher und sicherheitspolitischer Unterstützung bearbeiten lassen (vgl. exemplarisch das Afrika-Konzept der Bundesregierung 2014) – es fehlt aber an einer wirklich stimmigen Strategie und Praxis. Deutschland ist in Westafrika bilateral und im Rahmen der EU engagiert; seit 2013 leistet es zudem militärische Beiträge, vor allem in Mali, kurzzeitig auch in der Zentralafrikanischen Republik. Die Stärkung der Regionalorganisation Economic Community of West African States (ECOWAS), insbesondere in Bezug auf ihre sicherheitspolitische Leistungsfähigkeit, stellt ein explizites Ziel deutscher Außenpolitik dar.
Professor Staack beschäftigt sich seit langem mit Regional Security Governance, insbesondere mit Prozessen regionaler Kooperation und Integration in Europa (z.B. in OSZE, NATO und EU/GSVP), seit über einem Jahrzehnt auch in Bezug auf Ostasien. Darauf theoretisch-konzeptionell aufbauend, soll Westafrika als dritter regionaler Schwerpunkt in den Fokus genommen werden. Dabei stehen zwei Themenkomplexe im Vordergrund:
- Die Untersuchung der sicherheitspolitischen Zusammenarbeit und der Aussichten weiterer Gemeinschaftsbildung innerhalb der ECOWAS unter besonderer Berücksichtigung der Rolle externer Akteure sowie
- Die konzeptionelle Ausrichtung und praktische Umsetzung der deutschen Entwicklungs-, Außen- und Sicherheitspolitik in Westafrika unter Berücksichtigung ihrer Einbindung in die EU sowie möglicher Zielkonflikte im Rahmen der deutsch-französischen Partnerschaft.
Letzte Änderung: 24. Juni 2019