Was ist das Bedürfnis nach Einzigartigkeit?
Tätowierungen, ein maßgeschneiderter Anzug oder eine abweichende Meinung – all diese und viele weitere Merkmale können Ausdruck des Bedürfnisses nach Einzigartigkeit sein (Need for Uniqueness, NfU; Snyder & Fromkin, 1977). Dahinter steht der Wunsch, sich von Anderen zu unterscheiden, sich von der „grauen Masse“ abzuheben und in irgendeiner Form besonders zu sein. Das Bedürfnis, einzigartig zu sein, ist interindividuell unterschiedlich ausgeprägt und kann sich in verschiedenen Verhaltensweisen niederschlagen. Personen mit einem hohen Bedürfnis nach Einzigartigkeit vertreten offen ihre Meinung und zeigen die Bereitschaft, gegen gesellschaftliche Regeln und Konventionen zu verstoßen (Snyder & Fromkin, 1977; Imhoff & Erb, 2009). Sie sind eher bereit, Risiken einzugehen, sind eher extravertiert, kreativ und offen für neue Erfahrungen. Eine große Rolle spielt das Motiv auch im Konsumverhalten des Menschen (Lynn & Snyder, 2002). So kann sich das Bedürfnis nach Einzigartigkeit beispielsweise darin äußern, dass Konsumenten seltene, originelle oder individuell gefertigte Produkte bevorzugen, besondere Läden aufsuchen oder erhöhte Innovationsbereitschaft zeigen (Lynn & Harris, 1997).
Gerade im angloamerikanischen Raum werden Konsum- und andere Verhaltensweisen durch das Bedürfnis nach Einzigartigkeit erklärt. Um die Bedeutung dieses Motivs auch im deutschsprachigen Bereich untersuchen zu können, mangelte es bis vor Kurzem an einem deutschen Fragebogen. In unserem Forschungsprojekt haben wir ein solches Erhebungsinstrument in Anlehnung an vorhandene englischsprachige Fragebögen (Lynn & Harris, 1997; Snyder & Fromkin, 1977) entwickelt. Mit Hilfe experimenteller Studien haben wir diesen Fragebogen validiert und weiterentwickelt, um das Bedürfnis nach Einzigartigkeit zuverlässig und gültig erfassen zu können (Schumpe, Herzberg & Erb, 2016).
Wie hoch ist Ihr Bedürfnis, einzigartig zu sein?
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Publikationen
- Imhoff, R. & Erb, H.-P. (2009). What motivates nonconformity? Uniqueness seeking blocks majority influence. Personality and Social Psychology Bulletin, 35, 309-320.
- Schumpe, B. M., & Erb, H.-P. (2015). Humans and uniqueness. Science Progress, 98, 1-11.
- Schumpe, B. M., Herzberg, P. Y, & Erb, H.-P. (2016). Assessing the need for uniqueness: Development and validation of a German scale. Personality and Individual Differences, 90, 231–237.
- Tilner, A., & Erb, H.-P. (2024). Beyond vanilla: Sexual fantasies and the need for uniqueness. Personality and Individual Differences, 216, Article 112400. https://doi.org/10.1016/j.paid.2023.112400
Weitere relevante Literatur
- Lynn, M. & Harris, J. (1997). Individual differences in the pursuit of self-uniqueness through consumption. Journal of Applied Social Psychology, 27, 1861-1883.
- Lynn, M. & Snyder, C. R. (2002). Uniqueness seeking. In C. R. Snyder & S. J. Lopez (Eds.), Handbook of positive psychology (pp. 395-419). New York: Oxford University Press.
- Snyder, C. R., & Fromkin, H. L. (1980). Uniqueness: The human pursuit of difference. New York: Plenum Press.
- Snyder, C. R. & Fromkin, H. L. (1977). Abnormality as a positive characteristic: The development and validation of a scale measuring need for uniqueness. Journal of Abnormal Psychology, 86, 518-527.
Letzte Änderung: 12. Februar 2024