Was versteht man unter Sozialpsychologie?

Was ist Sozialpsychologie? Prof. Erb im Gespräch:

Was ist Sozialpsychologie? Psychologinnen und Psychologen beschäftigen sich im Fachgebiet Sozialpsychologie mit dem Denken, Erleben und Verhalten von Menschen im sozialen Kontext. Dabei muss der Einfluss des sozialen Umfelds nicht tatsächlich gegeben sein. Die Anwesenheit anderer Individuen kann auch nur vorgestellt sein, oder es sind abstrakte soziale Normen und Werte, die individuelle sozialpsychologische Prozesse bestimmen. Damit erscheint der soziale Einfluss anderer Menschen auf das Individuum als das zentrale Konzept der Sozialpsychologie.

Menschen reagieren auf sozialen Einfluss, indem sie ihre Welt auf der Grundlage sozialer Stimuli konstruieren, Urteile bilden, Entscheidungen treffen usw. Sie fühlen sich als Mitglieder von sozialen Gruppen, mit denen sie sich identifizieren und die sie gegenüber Fremdgruppen bevorzugen. Phänomene, die im Kontext solcher Prozesse eine Rolle spielen, sind Gegenstand der Sozialpsychologie. Auf phänomenologischer Ebene unterscheiden sich sozialpsychologische Inhalte jedoch kaum von denen verwandter Wissenschaften wie der Soziologie, Pädagogik, Biologie, Anthropologie usw. Spezifisch an der Sozialpsychologie ist aber der Rückgriff auf allgemein psychologische und persönlichkeitspsychologische Konzepte und der Fokus auf individuellen, auch subjektiven, kognitiven, motivationalen und affektiven Prozessen im sozialen Kontext.

Die Sozialpsychologie ist eine empirische Wissenschaft, in der theoretische Vorstellungen darüber, wie Menschen in ihrer sozialen Welt agieren und reagieren, meist mit Hilfe von experimentellen Befunden gestützt werden. Sozialpsychologinnen und Sozialpsychologen verstehen sich insofern auch eher als Naturwissenschaftler, denn als Geisteswissenschaftler. Die Sozialpsychologie ist eine Grundlagendisziplin, deren Erkenntnisse in vielerlei Hinsicht für anwendungsorientierte Fächer interessant sind. Sozialpsychologie bildet Grundlagen etwa in der Gesundheitspsychologie und der Klinischen Psychologie, der Markt-, Werbe- und Wirtschaftspsychologie, der Organisationspsychologie, der Pädagogischen Psychologie, der Beratungspsychologie oder der Rechtspsychologie. Sozialpsychologen helfen z. B. Krankheiten durch soziale Unterstützung zu mildern, soziale Phobien zu bekämpfen, zu verstehen, wie Werbebotschaften wirken, wie Gruppenarbeit und Führung durch Manager oder militärische Vorgesetzte optimiert werden können, wie sich soziales Lernen und die Entwicklung sozialer Kompetenzen fördern lassen, wie Beratungssituationen optimiert werden können, wie Richter ihre Urteile bilden, die Glaubwürdigkeit von Zeugen sichergestellt werden kann und vieles mehr.

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Letzte Änderung: 5. November 2021