Predictive Governance

Im Rahmen wachsender Datafizierung und Digitalisierung von Governance spielen prädiktive Steuerungsinstrumente eine zunehmend zentrale Rolle, welche auf der Basis kontinuierlicher Datenanalysen Zukunftsszenarien modellieren und damit präventive Steuerungspotentiale nahelegen.
An der Professur verorten sich insbesondere drei Projekte in diesem Themenbereich:

1. Forschungsprojekt „Die produktiven Effekte prädiktiver Steuerungsinstrumente am Beispiel der Early Warning Indicator Systems (EWIS) in den USA“

Das im Rahmen der DFG-Heisenbergförderung verortete Projekt beschäftigt sich mit Frühwarnsystemen, welche im Bildungsbereich mittels prädiktiver Learning Analytics SchülerInnen identifizieren, welche etwa in den Bereichen akademischer Leistung oder sozialem Verhalten ein hohes Risiko haben, etwa den Schulabschluss nicht zu schaffen. Anhand des Fallbeispiels USA, wo Early Warning Systems inzwischen weit verbreitet sind, untersucht das Projekt insbesondere die folgenden Fragen:

  1. Wie verändert sich die Temporalität, d.h. die zeitlichen Rahmenstrukturen von Schulprozessen, durch die Einbindung von Frühwarnsystemen?
  2. Wie binden Schulleitung und Lehrkräfte prädiktive Steuerungstools konkret in ihr Handeln ein bzw. wie haben sich ihr Handeln und damit ggf. die sozialen Beziehungen in der Schule durch das Instrument verändert?
  3. Inwieweit verändert das „flagging“ von SchülerInnen das Sprechen über und das Einschätzen diese/r SchülerInnen? Wie werden Frühwarnsysteme und bisheriges (professionelles) Wissen dabei in Beziehung gesetzt?
  4. Wie schätzen Schulleitung und Lehrkräfte die Effekte des „flaggings“ für die SchülerInnen selbst, etwa in Bezug auf die Produktion von Datenbiografien und soziale Ungleichheit, ein?

Im Projekt kollaborieren wir mit Dr. Steven Lewis (Link) der Australian Catholic University sowie Prof. Mathias Decuypere (Link) der KU Leuven.

2. „Politiken der Zukunft im 21. Jahrhundert. ‚Government Foresight‘ in der Bundesrepublik Deutschland“ (Habilitationsprojekt Dr. Manuel Reinhard)

Welche Bedeutung hat „government foresight“ (d.h., Zukunftsanalysen in Regierungsbehörden wie beispielsweise Szenarioplanung) für die Etablierung von „Politiken der Zukunft“ – die Ko-Konstitution von Versuchen der Imagination („imaginary futures“), Steuerung („anticipatory governance“) und konkreten Gestaltung („future-making practices“) möglicher Zukünfte – in spezifischen politischen Praxisfeldern unterschiedlicher politischer Sektoren der Bundesrepublik Deutschland? Das Habilitationsprojekt von Dr. Manuel Reinhard besteht aus drei ethnografischen Feldstudien in Fachabteilungen für Zukunftsanalyse in Bundesbehörden der Finanz-, Klima- und Verteidigungspolitik (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, Umweltbundesamt, Planungsamt der Bundeswehr). 

 

3. Veranstaltungsreihe PreGov

Seit September 2020 führten wir – im jährlichen Rhythmus – internationale Workshops zum Thema „Predictive Governance“ an der HSU Hamburg durch, zu denen wir Forscher_innen aus Europa und Übersee aus unterschiedlichsten Disziplinen einluden, aktuelle Projekte zu diskutieren und neue Ideen zu entwickeln.

Nähere Infos zur Workshopreihe finden Sie hier.

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Programm PreGov Workshop 2022
HSU

Letzte Änderung: 26. April 2024