Im Rahmen wachsender Datafizierung und Digitalisierung von Governance spielen prädiktive Steuerungsinstrumente eine zunehmend zentrale Rolle, welche auf der Basis kontinuierlicher Datenanalysen Zukunftsszenarien modellieren und damit präventive Steuerungspotentiale nahelegen.
An der Professur verorten sich insbesondere zwei Projekte in diesem Themenbereich:
Forschungsprojekt „Die produktiven Effekte prädiktiver Steuerungsinstrumente am Beispiel von Early Warning Indicator Systems (EWIS)“
Das im Rahmen der DFG-Heisenbergförderung verortete Projekt beschäftigt sich mit Frühwarnsystemen, welche im Bildungsbereich mittels prädiktiver Learning Analytics SchülerInnen identifizieren, welche etwa in den Bereichen akademischer Leistung oder sozialem Verhalten ein hohes Risiko haben, etwa den Schulabschluss nicht zu schaffen. Anhand von Fallbeispielen in den USA sowie in Flanders untersucht das Projekt insbesondere die folgenden Fragen:
Wie verändert sich die Temporalität, d.h. die zeitlichen Rahmenstrukturen von Schulprozessen, durch die Einbindung von Frühwarnsystemen?
Wie binden Schulleitung und Lehrkräfte prädiktive Steuerungstools konkret in ihr Handeln ein bzw. wie haben sich ihr Handeln und damit ggf. die sozialen Beziehungen in der Schule durch das Instrument verändert?
Inwieweit verändert das „flagging“ von SchülerInnen das Sprechen über und das Einschätzen diese/r SchülerInnen? Wie werden Frühwarnsysteme und bisheriges (professionelles) Wissen dabei in Beziehung gesetzt?
Wie schätzen Schulleitung und Lehrkräfte die Effekte des „flaggings“ für die SchülerInnen selbst, etwa in Bezug auf die Produktion von Datenbiografien und soziale Ungleichheit, ein? Im Projekt kollaborieren wir mit Dr. Steven Lewis (Link) an der Australian Catholic University sowie Prof. Mathias Decuypere (Link) an der PH Zürich.
„‚Government Foresight‘ in Deutschland. Kultursoziologische Studien zu Politiken der Zukunft in westlichen Gesellschaften des 21. Jahrhunderts“ (Habilitationsprojekt Dr. Manuel Reinhard)
Welche Bedeutung hat „government foresight“ (d.h., Zukunftsanalysen in Regierungsbehörden wie beispielsweise Szenarioplanung) für die Etablierung von „Politiken der Zukunft“ – die Ko-Konstitution von Versuchen der Imagination („imaginary futures“), Steuerung („anticipatory governance“) und konkreten Gestaltung („future-making practices“) möglicher Zukünfte – in spezifischen politischen Praxisfeldern unterschiedlicher politischer Sektoren der Bundesrepublik Deutschland? Das Habilitationsprojekt von Dr. Manuel Reinhard besteht aus drei ethnografischen Feldstudien in Fachabteilungen für Zukunftsanalyse in Bundesbehörden der Finanz-, Klima- und Verteidigungspolitik (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, Umweltbundesamt, Planungsamt der Bundeswehr).
Des Weiteren haben wir zwischen 2020 und 2022 die internationale Veranstaltungsreihe „PreGov – Predictive Governance“ mit KollegInnen an der HSU durchgeführt. Das letzte Programm aus der Veranstaltung von 2022 finden Sie hier.
Letzte Änderung: 5. Februar 2025