
„Ein Krieg wie kein anderer“ – im deutsch-sowjetischen Krieg von 1941 bis 1945 starben 27 Millionen Sowjetbürger. Weite Teile der europäischen Sowjetunion waren nach dem deutschen Angriff und dem auf die Niederlagen vor Moskau und Stalingrad dann folgenden Rückzug der Wehrmacht zerstört: das Baltikum, Belarus, die Ukraine. Das Leid der Zivilbevölkerung in Osteuropa war unermesslich hoch. Am Ende des Krieges jedoch ist NS-Deutschland besiegt; die sowjetische Armee hat daran mit ihrem Kampf an der Ostfront einen besonders großen Anteil.
Der deutsch-amerikanische Historiker Jochen Hellbeck stellte an der HSU sein neuestes Buch über den Krieg und das Morden an der Ostfront vor. Der seit 2003 als Professor für Geschichte an der Rutgers University in den USA lehrende Hellbeck diskutierte mit Professor Jörn Happel (HSU) die Kernthesen seiner Neubewertung des Zweiten Weltkrieges. Unter den zahlreichen Gästen saß auch der Historiker und Publizist Hannes Heer, der international bekannt wurde als einer der inhaltlich prägenden wissenschaftlichen Gestalter der Wehrmachtsausstellung („Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“), die ab Mitte der 1990er Jahre zum ersten Mal die Kriegsverbrechen der deutschen Streitkräfte dokumentierte.
Jochen Hellbeck betont in seinem Buch, dass der deutsche Vernichtungskrieg in der Sowjetunion aus der Verknüpfung eines unerbittlichen Antisemitismus mit einem obsessiven Antibolschewismus entsprang. Eine intensive Propaganda schuf Feindbilder, nach denen die Juden hinter der kommunistischen Revolution standen. Gleichzeitig wurden sowjetische Menschen mit antisemitischen Merkmalen dargestellt. Dies schildert Hellbeck auf Basis von weitgehend unbekannten Zeugnissen.