- Insgesamt zeigen sich positive Effekte von Homeoffice für Commitment, Engagement, Arbeitszufriedenheit (s. 3.1) und Gesundheit (s. 3.3), aber wer profitiert besonders?
- Welche Bedeutung hat ein positives Selbstbild dafür, ob jemand von Homeoffice profitiert?
- Welche Bedeutung haben Persönlichkeitsmerkmale wie Extraversion, Gewissenhaftigkeit und Offenheit dafür, ob jemand von Homeoffice profitiert?
- Hierzu wird jeweils betrachtet, ob der Unterschied zwischen Homeoffice und Nicht-Homeoffice in Bezug auf den Anteil der Beschäftigten mit hohem Commitment, Engagement etc. für eine Gruppe stärker ausfällt, wenn zwischen Personen mit hoher Extraversion und denjenigen mit geringer Extraversion unterschieden wird. Ist z.B. der Unterschied für eher Extravertierte größer als für eher Introvertierte, lässt sich das so interpretieren, dass Extravertierte stärker profitieren.
- Geschlecht und Alter von Beschäftigten spielen keine Rolle – junge und alte sowie männliche und weibliche Beschäftigte scheinen im gleichen Maße von der Arbeit im Homeoffice zu profitieren.
9.1. Selbstkritische Beschäftigte profitieren mehr von Homeoffice
Das Selbstbild von Beschäftigten wirkt sich ebenfalls auf den Einfluss von Homeoffice aus. Diejenigen mit einem kritischeren Selbstbild (d.h., geringerer Ausprägung von Selbstwert, Kontrollüberzeugung und Optimismus) profitieren in vielen Aspekten stärker von der Arbeit im Homeoffice. Wenn Personen mit einem kritischeren Selbstbild zumindest teilweise im Homeoffice arbeiten können, berichten 16,6% ein hohes Commitment im Vergleich zu denjenigen, die ausschließlich im Büro arbeiten (8,5%). Damit liegt bei Homeoffice der Anteil mit hohem Commitment um 8,1% höher. Der Anteil derjenigen mit geringerem Commitment verringert sich von 63,1% ohne Homeoffice um 17,5% auf 45,6% mit Homeoffice. Für Personen mit positivem Selbstbild macht der Arbeitsort nur einen geringeren Unterschied für ihr Commitment (33,2% ohne gegenüber 35,5% mit Homeoffice).
Das gleiche zeigt sich für das Engagement. Wenn Personen mit einem kritischeren Selbstbild zumindest teilweise im Homeoffice arbeiten können, berichten 37,3% ein hohes Engagement im Vergleich zu denjenigen, die ausschließlich im Büro arbeiten (20,8%). Damit liegt bei Homeoffice der Anteil mit hohem Engagement um 16,5% höher. Der Anteil derjenigen mit geringerem Engagement verringert sich von 66,9% ohne Homeoffice um 18,1% auf 48% mit Homeoffice. Für Personen mit positivem Selbstbild macht der Arbeitsort nur einen leichten Unterschied für ihr Engagement (55,4% ohne gegenüber 59% mit Homeoffice, s. Abbildung 6).
Abbildung 6
Auswirkung von Homeoffice auf Engagement in Abhängigkeit vom Selbstbild
Bei Gesundheit, Wohlbefinden und Stress zeigt sich ein ähnliches Bild. Wenn Personen mit einem kritischeren Selbstbild zumindest teilweise im Homeoffice arbeiten können, berichten 11,7% einen guten Gesundheitszustand im Vergleich zu denjenigen, die ausschließlich im Büro arbeiten (3,8%). Damit liegt in dieser Gruppe der Anteil mit gutem Gesundheitszustand um 7,9% höher. Der Anteil derjenigen mit schlechtem Gesundheitszustand verringert sich von 68,5% ohne Homeoffice um 18,9% auf 49,6% mit Homeoffice. Für Personen mit positivem Selbstbild macht der Arbeitsort kaum einen Unterschied für ihren Gesundheitszustand (27,5% ohne gegenüber 28,4% mit Homeoffice berichten einen guten Gesundheitszustand).
Wenn Personen mit einem kritischeren Selbstbild zumindest teilweise im Homeoffice arbeiten können, berichten 16,3% ein hohes Wohlbefinden im Vergleich zu denjenigen, die ausschließlich im Büro arbeiten (8,5%). Damit liegt in dieser Gruppe der Anteil mit hohem Wohlbefinden um 8% höher. Der Anteil derjenigen mit geringerem Wohlbefinden verringert sich von 76,9% ohne Homeoffice um 10,8% auf 66,1% mit Homeoffice. Für Personen mit positivem Selbstbild macht der Arbeitsort kaum einen Unterschied für ihr Wohlbefinden (56% ohne gegenüber 55,7% mit Homeoffice).
Das gleiche Muster zeigt sich auch für Stresserleben. Wenn Personen mit einem kritischeren Selbstbild zumindest teilweise im Homeoffice arbeiten können, berichten 58,6% ein hohes Level an Stress im Vergleich zu denjenigen, die ausschließlich im Büro arbeiten (69,2%). Damit ist in der Homeoffice-Gruppe der Anteil mit hohem Stress und Beanspruchung um 10,6% geringer. Der Anteil derjenigen mit niedrigen Ausprägungen von Stress und Beanspruchung erhöht sich von 11,5% ohne Homeoffice um 2,5% auf 14% mit Homeoffice. Für Personen mit positivem Selbstbild macht der Arbeitsort kaum einen Unterschied für Stress und Beanspruchung (6,2% ohne gegenüber 5% mit Homeoffice, Abbildung 7).
Abbildung 7
Auswirkung von Homeoffice auf Stresserleben in Abhängigkeit vom Selbstbild
Für Personen mit einem kritischeren Selbstbild zeigt sich insgesamt, dass sie in Bezug auf Commitment, Engagement, Gesundheit, Wohlbefinden und Stress tendenziell mehr von Homeoffice profitieren als Personen mit einem positiveren Selbstbild.
9.2. Beschäftigte mit weniger Gelassenheit und mehr Neigung zu Besorgtheit profitieren mehr von Homeoffice
Auch Personen, die sich oft Sorgen machen und eher wenig gelassen sind, profitieren stärker von Homeoffice als diejenigen Beschäftigten, die sich weniger Sorgen machen und eher gelassen sind.
Wenn Personen mit geringerer emotionaler Stabilität (häufiger besorgt, nervös und angespannt) zumindest teilweise im Homeoffice arbeiten können, berichten 17,3% ein höheres Commitment im Vergleich zu denjenigen, die ausschließlich im Büro arbeiten (11,3%). Damit liegt bei Personen mit Homeoffice der Anteil mit hohem Commitment um 6% höher. Der Anteil derjenigen mit niedrigem Commitment verringert sich von 61,8% ohne Homeoffice auf 45% mit Homeoffice und damit um 16,8%. Für Personen mit hoher emotionaler Stabilität macht der Arbeitsort kaum einen Unterschied für ihr Commitment (ohne Homeoffice haben 35,5% hohes Commitment gegenüber 36,4% mit Homeoffice).
Bei der Arbeitszufriedenheit zeigt sich ein ähnliches Bild. Wenn Personen mit geringerer emotionaler Stabilität zumindest teilweise im Homeoffice arbeiten können, berichten 38,5% eine hohe Arbeitszufriedenheit im Vergleich zu denjenigen, die ausschließlich im Büro arbeiten (27,6%). Damit liegt in dieser Gruppe der Anteil mit hoher Arbeitszufriedenheit um 10,9% höher. Der Anteil derjenigen mit geringer Arbeitszufriedenheit verringert sich umgekehrt von 38,8% ohne Homeoffice um 10% auf 22,8% mit Homeoffice. Für Personen mit hoher emotionaler Stabilität macht der Arbeitsort kaum einen Unterschied für ihre Arbeitszufriedenheit (67,7% berichten hohe Zufriedenheit ohne Homeoffice gegenüber 68,8% mit Homeoffice).
Das Gleiche zeigt sich für das Engagement. Wenn Personen mit geringerer emotionaler Stabilität zumindest teilweise im Homeoffice arbeiten können, berichten 36,4% ein höheres Engagement im Vergleich zu denjenigen, die ausschließlich im Büro arbeiten (25,3%). Damit liegt bei den gering emotional stabilen Personen der Anteil mit hohem Engagement um 11,1% höher. Der Anteil derjenigen mit niedrigem Engagement verringert sich von 60,6% ohne Homeoffice um 14,6% auf 46% mit Homeoffice. Für Personen mit hoher emotionaler Stabilität macht der Arbeitsort kaum einen Unterschied für ihr Engagement (56,5% ohne HO gegenüber 58,4% mit Homeoffice berichten hohes Engagement, s. Abbildung 8).
Abbildung 8
Auswirkung von Homeoffice auf Engagement in Abhängigkeit von der emotionalen Stabilität
Ebenfalls profitieren Personen mit geringer emotionaler Stabilität hinsichtlich ihrer Gesundheit mehr von Homeoffice. Wenn Personen mit geringerer emotionaler Stabilität zumindest teilweise im Homeoffice arbeiten können, berichten 11,7% einen guten Gesundheitszustand im Vergleich zu denjenigen, die ausschließlich im Büro arbeiten (7,6%). Damit liegt in dieser Gruppe der Anteil mit gutem Gesundheitszustand um 4,1% höher. Der Anteil derjenigen mit schlechterem Gesundheitszustand verringert sich von 58,2% ohne Homeoffice um 11,2% auf 47% mit schlechtem Gesundheitszustand mit Homeoffice. Für Personen mit hoher emotionaler Stabilität macht der Arbeitsort kaum einen Unterschied für ihre Gesundheit.
Insgesamt zeigt sich, dass Personen mit weniger Gelassenheit und mehr Neigung zu Besorgtheit in Bezug auf Commitment, Arbeitszufriedenheit, Engagement und Gesundheit verstärkt von Homeoffice profitieren als diejenigen mit geringerer Besorgtheit und mehr Gelassenheit.
9.3. Eher introvertierte Beschäftigte zeigen im Homeoffice mehr Engagement, eher extrovertierte erleben mehr Stress
Das Persönlichkeitsmerkmal Extraversion/Introversion hat ebenfalls einen Einfluss darauf, wie sehr Personen von der Arbeit im Homeoffice bzw. Büro profitieren. Extrovertierte Menschen sind kommunikativ, kontaktstark und gerne mit anderen zusammen. Introvertierte Personen erleben soziale Situationen eher als anstrengend.
Introvertierte Personen, die soziale Situationen eher als anstrengend empfinden, profitieren stärker von der Arbeit im Homeoffice. Hier berichtet ein um 8,8% höherer Anteil an Personen ein hohes Engagement, wenn sie zumindest teilweise im Homeoffice arbeiten können (35% mit Homeoffice gegenüber 26,2% ohne Homeoffice). Der Anteil derjenigen mit geringem Engagement ist entsprechend in der Gruppe mit Homeoffice um 10,2% geringer (54,6% ohne Homeoffice und nur 44,4% mit Homeoffice berichten geringes Engagement). Der Arbeitsort macht für die Gruppe der extrovertierten Personen keinen Unterschied für das Engagement. (s. Abbildung 9).
Abbildung 9
Auswirkung von Homeoffice auf Engagement in Abhängigkeit von Extraversion
Extrovertierte Beschäftigte erleben im Homeoffice mehr Stress. Wenn eher extrovertierte Personen zumindest teilweise im Homeoffice arbeiten können, berichten 50,7% geringe Werte an Stress im Vergleich zu denjenigen, die ausschließlich im Büro arbeiten (59%). Damit liegt der Anteil mit geringem Stress im Homeoffice um 8,3% niedriger. Für eher introvertierte Personen macht der Arbeitsort kaum einen Unterschied für ihren Stress (36,9% ohne gegenüber 35,7% mit Homeoffice berichten geringen Stress).
Für eher extrovertierte Beschäftigte zeigt sich, dass sie im Homeoffice mehr Stress erleben während eher introvertierte mehr Engagement im Homeoffice berichten.
9.4. Eher gewissenhafte Beschäftigte profitieren stärker vom Homeoffice
Das Persönlichkeitsmerkmal Gewissenhaftigkeit hat ebenfalls einen Einfluss darauf, wie sehr Personen von der Arbeit im Homeoffice bzw. Büro profitieren. Gewissenhaftigkeit beschreibt, wie gründlich, vorausschauend und diszipliniert jemand ist.
Für Personen mit hoher Gewissenhaftigkeit macht der Arbeitsort einen Unterschied für ihr Commitment. Wenn Personen mit hoher Gewissenhaftigkeit zumindest teilweise im Homeoffice arbeiten können, berichten 37,2% ein hohes Commitment im Vergleich zu denjenigen, die ausschließlich im Büro arbeiten (29,6%). Damit liegt in dieser Gruppe der Anteil mit hohem Commitment bei der Arbeit im Homeoffice um 7,6% höher. Der Anteil derjenigen mit geringem Commitment ist mit 43,4% ohne Homeoffice um 16,5% höher als mit Homeoffice (26,9%). Für Personen mit geringerer Gewissenhaftigkeit zeigen sich nur geringe Unterschiede hinsichtlich des Arbeitsortes in Relation zum Commitment (13,5% mit hohem Commitment im Homeoffice gegenüber 10,9% ohne Homeoffice).
Das Gleiche zeigt sich für das Engagement und die Arbeitszufriedenheit. Wenn Personen mit hoher Gewissenhaftigkeit zumindest teilweise im Homeoffice arbeiten können, berichten 54,7% ein hohes Engagement im Vergleich zu denjenigen, die ausschließlich im Büro arbeiten (44,1%). Damit liegt in dieser Gruppe der Anteil mit hohem Engagement bei der Arbeit im Homeoffice um 10,6% höher. Der Anteil derjenigen mit geringem Engagement ist mit 28,6% bei Homeoffice um 12,8% niedriger als ohne Homeoffice (41,4%). Für Personen mit geringer Gewissenhaftigkeit zeigen sich kaum Unterschiede hinsichtlich ihres Engagements je nach Arbeitsort.
Wenn Personen mit hoher Gewissenhaftigkeit zumindest teilweise im Homeoffice arbeiten können, berichten 62,1% eine hohe Arbeitszufriedenheit im Vergleich zu denjenigen, die ausschließlich im Büro arbeiten (49,3%). Damit liegt in dieser Gruppe der Anteil mit hoher Arbeitszufriedenheit um 12,8% höher. Der Anteil derjenigen mit geringer Arbeitszufriedenheit ist mit 14,1% mit Homeoffice um 6,3% geringer als ohne Homeoffice (20,4%). Für Personen mit geringer Gewissenhaftigkeit ist es umgekehrt: hier ist der Anteil der Zufriedenen im Büro mit 25,5% höher als im Homeoffice (16,8%, Unterschied: 8,7%).
Für Personen mit hoher Gewissenhaftigkeit macht der Arbeitsort auch einen Unterschied für ihren Gesundheitszustand. Wenn Personen mit hoher Gewissenhaftigkeit zumindest teilweise im Homeoffice arbeiten können, berichten 27,7% einen guten Gesundheitszustand im Vergleich zu denjenigen, die ausschließlich im Büro arbeiten (19,7%). Damit liegt der Anteil mit gutem Gesundheitszustand bei der Arbeit im Homeoffice um 8% höher als im Büro. Gleichzeitig ist der Anteil derjenigen mit einem schlechteren Gesundheitszustand mit Homeoffice (28,2%) um 11,3% niedriger als ohne Homeoffice (39,5%). Für Personen mit geringer Gewissenhaftigkeit hingegen zeigen sich kaum Unterschiede hinsichtlich des Arbeitsortes in Relation zum Gesundheitszustand.
Für Personen mit höherer Gewissenhaftigkeit zeigt sich insgesamt, dass sie in Bezug auf Commitment, Engagement, Arbeitszufriedenheit und Gesundheit tendenziell mehr von Homeoffice profitieren als Personen niedrigerer Gewissenhaftigkeit.
9.5. Beschäftigte mit mehr Offenheit zeigen im Homeoffice mehr Engagement
Das Persönlichkeitsmerkmal Offenheit hat ebenfalls einen Einfluss darauf, wie sehr Personen von der Arbeit im Homeoffice bzw. Büro profitieren. Offenheit beschreibt, wie flexibel, kreativ und fantasievoll jemand ist.
Wenn Personen mit hoher Offenheit zumindest teilweise im Homeoffice arbeiten können, berichten 58,8% ein hohes Engagement im Vergleich zu denjenigen, die ausschließlich im Büro arbeiten (49,4%). Damit liegt in dieser Gruppe der Anteil mit hohem Engagement um 9,4% höher. Der Anteil derjenigen mit niedrigem Engagement ist mit 25,2% bei Homeoffice um 11,8% geringer als ohne Homeoffice (37%).Für Personen mit geringer Offenheit macht der Arbeitsort nur einen geringen Unterschied für ihr Engagement (31,5% ohne gegenüber 34,7% mit Homeoffice, s. Abbildung 10).
Abbildung 10
Auswirkung von Homeoffice auf Engagement in Abhängigkeit von Offenheit
Für Personen mit hoher Offenheit zeigt sich, dass sie mit Blick auf ihr Engagement tendenziell stärker von der Arbeit im Homeoffice profitieren als Personen mit geringer Offenheit.
Referenz
Krick, A., Felfe, J., Neidlinger, S.M., Klebe, L., Tautz, D., Schübbe, K., Frontzkowski, Y., Gubernator, P., Hauff, S., & Renner, K.-H. (2022). Auswirkungen von Homeoffice: Ergebnisse einer bundesweiten Studie mit Führungskräften und Mitarbeitenden. https://www.hsu-hh.de/psyaow/newsblog-aus-unserem-dtec-projekt-digital-leadership-and-health/
Letzte Änderung: 19. April 2022