- Wie unterscheidet sich das gesundheitsförderliche Führungsverhalten a) zwischen Beschäftigten, die teilweise oder überwiegend im HO tätig sind und Beschäftigten, die nicht im HO tätig sind und b) ist das Führungsverhalten unterschiedlich effektiv?
5.1. Gesundheitsorientierte Mitarbeiterführung gelingt auch bei Homeoffice (StaffCare)
Vergleicht man die Wahrnehmung von gesundheitsorientierter Führung (StaffCare), so zeigt sich, dass Mitarbeitende, die auch im Homeoffice (HO) arbeiten, etwas mehr StaffCare erleben als Beschäftigte ohne HO. Zum Beispiel geben 25,7% der Befragten mit HO an, dass ihre Führungskräfte „sie direkt ansprechen, wenn sie gestresst wirken und versuchen Lösungen aufzuzeigen“ und „motivieren, ausreichend für frische Luft und Bewegung zu sorgen“ (18,3%). Bei den Beschäftigten ohne HO liegt der Anteil mit 20,5%, bzw. 11,8% jeweils etwas niedriger. Die Unterschiede sind zwar nicht sehr groß, aber man kann davon ausgehen, dass die Führungsqualität in puncto Gesundheit im Homeoffice besser wahrgenommen wird. Interessanterweise wird die Führungsqualität auch nicht schlechter eingeschätzt, wenn überwiegend oder ausschließlich im HO gearbeitet wird. Im Gegenteil zeigen sich hier im Vergleich die besten Werte.
Die Führungskräfte berichten in ihrer Selbsteinschätzung ebenfalls, dass sie auch im HO die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden fördern und beachten. Insgesamt schätzen die Führungskräfte das Niveau ihrer StaffCare deutlich höher ein als ihre Mitarbeitenden und geben ebenfalls an, dass dies mit HO sogar besser gelingt als im Büro. Zum Beispiel geben 62,9% der Befragten Führungskräfte mit HO an, dass sie ihre Mitarbeitenden „direkt ansprechen, wenn sie gestresst wirken und versuchen Lösungen aufzuzeigen“ und „motivieren, ausreichend für frische Luft und Bewegung zu sorgen“ (51,5%). Bei den Führungskräften ohne HO liegt der Anteil mit 55,5%, bzw. 36,5% jeweils etwas niedriger.
5.2. Gesundheitsorientierte Mitarbeiterführung auch im Homeoffice effektiv – aber etwas weniger
Gesundheitsorientierte Führung wirkt sich aus Sicht der Mitarbeitenden auch im Homeoffice positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden, sowie das Engagement, das Commitment und die Arbeitszufriedenheit von Beschäftigten aus. Zur Leistung besteht hier jedoch kein Zusammenhang. Der Einfluss von StaffCare auf die Beschäftigten ist bei HO allerdings zum Teil etwas niedriger als ohne HO., z.B. hinsichtlich der Reduzierung von physischen Beschwerden (r = -.23 mit HO vs. r = -.28 ohne HO) und hinsichtlich der Steigerung von Engagement (r = .42 mit HO vs. r = .49 ohne HO) oder dem Commitment (r = .49 mit HO vs. r = .53 ohne HO). Der deutlichste Unterschied zeigt sich bei der Arbeitszufriedenheit (r = .38 mit HO vs. r = .48 ohne HO, p < .05). Damit ist die Effektivität gesundheitsförderlicher Führung bei HO etwas geringer als ohne HO.
Insgesamt können damit die bereits in früheren Studien (z.B.: Franke et al., 2014; Klebe et al., 2021; Klug et al., 2019; Santa Maria et al., 2019) gezeigten positiven Effekte gesundheitsorientierter Mitarbeiterführung auch im Homeoffice bestätigt werden: Auch mit vermehrtem Homeoffice berichten Beschäftigte, deren Führungskraft die Mitarbeitergesundheit aktiv fördert, von einem besseren Gesundheitszustand (besserer allgemeiner Gesundheitszustand, höheres Wohlbefinden, weniger körperliche Beschwerden und psychische Belastungen). Darüber hinaus konnten auch positive Effekte von gesundheitsförderlicher Mitarbeiterführung für die Arbeitseinstellungen von Beschäftigten (Engagement, das Commitment und die Arbeitszufriedenheit) im Homeoffice repliziert werden.
5.3. Führungskräften profitieren selbst von eigener gesundheitsorientierten Mitarbeiterführung
Führungskräfte, die angeben, dass sie die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden auch im Homeoffice aktiv fördern und unterstützen, berichten eine bessere Gesundheit (r = .27), weniger Stress (r = -.23) und ein höheres Commitment (r = .37). Wer für Gesundheit im Team sorgt, hat letztlich weniger Stress und ist zufriedener. Allerdings ist auch die umgekehrte Wirkrichtung denkbar. Führungskräfte, die über mehr psychische Ressourcen verfügen, können sich eher um die Gesundheit der Mitarbeitenden kümmern. Möglichweise bedingen sich gesundheitsorientiertes Führungsverhalten und die eigenen psychischen Ressourcen gegenseitig.
Referenz
Krick, A., Felfe, J., Neidlinger, S.M., Klebe, L., Tautz, D., Schübbe, K., Frontzkowski, Y., Gubernator, P., Hauff, S., & Renner, K.-H. (2022). Auswirkungen von Homeoffice: Ergebnisse einer bundesweiten Studie mit Führungskräften und Mitarbeitenden. https://www.hsu-hh.de/psyaow/newsblog-aus-unserem-dtec-projekt-digital-leadership-and-health/
Letzte Änderung: 3. Mai 2023