Universitätspräsident Prof. Dr. Klaus Beckmann wendet sich in einer persönlichen Ansprache an die Angehörigen der Helmut-Schmidt-Universität und erklärt die aktuellen Präventionsmaßnahmen an der Hochschule.
Die Ansprache von HSU-Präsident Prof. Dr. Klaus Beckmann zum Nachlesen
Wenngleich die Gefährdungslage Coronavirus in Deutschland vom Robert-Koch-Institut noch als mäßig eingestuft wird, beeinträchtigt die Ausbreitung des Virus bereits unser aller Alltag. Gerade vorgestern musste ich eine Dienstreise nach Oslo absagen, da mein Flug schlichtweg gestrichen wurde. Auch Sie haben in den vergangenen Tagen erste Unannehmlichkeiten erdulden müssen: Die Schließung unseres Sportbetriebes und Desinfektionsmaßnahmen am Eingang zu unserer Mensa sind nur zwei Beispiele dafür.
Einschränkungen wie diese sind Teil einer übergeordneten Eindämmungsstrategie, die zwar die Ausbreitung der Krankheit in Deutschland letztlich nicht verhindern kann, aber verzögern soll. Und dieses sogenannte Containment verschafft uns Zeit, Zeit uns bestmöglich vorzubereiten und mehr über die Eigenschaften des Virus zu erfahren, Schutzmaßnahmen vorzubereiten und die Behandlungskapazität unseres Gesundheitssystems zu erhöhen.
Letztlich kollidiert diese neue Krankheit auch mit der aktuellen Influenza-Saison – eine gefährliche Kombination, die es zeitlich zu entzerren gilt. Mit all den Maßnahmen, die wir an unserer Uni treffen, werden wir zwar die Ausbreitung in Hamburg, Deutschland und Europa nicht nennenswert verzögern können, aber wir wollen Sorge tragen, dass wir als Dienststelle des BMVg und als Ort, an dem Menschen im akademischen Geiste zusammenkommen, nicht zum Multiplikator für diese Krankheit werden.
Die gute Nachricht: Nach wie vor gibt es keine bestätigten Covid-19-Erkrankungen an unserer Universität. Insofern ist die Situation unverändert gut. Aufgrund der aktuellen Entwicklung der Coronavirus-Ausbreitung in Europa und Deutschland ist jedoch eine tagesaktuelle Neubewertung der Lage sowie der zu treffenden Maßnahmen für die Universität notwendig. Wir sind als Dienststelle des BMVg und als Universität angehalten, durch verschiedene vorsorgliche und angemessene Schritte dazu beizutragen, einer Ausbreitung von Infektionen mit dem Coronavirus Herr zu werden.
Einrichtung einer Corona-Arbeitsgruppe und Kommunikation
Meine vorrangige Aufgabe als Ihr Präsident ist es in dieser Situation, die Gesundheit der Belegschaft und Studierenden, Ihre Gesundheit, zu schützen und unseren Beitrag zur staatlichen Eindämmungsstrategie im Rahmen unserer Möglichkeiten als Campusuniversität zu leisten. Unser gemeinsamer Hauptauftrag, das Studium zum Master für so viele wie möglich in 47 Monaten zu ermöglichen, muss unverändert durchgesetzt werden, so lange es vertretbar ist. Einer Panikmache und chaotischen Verhältnissen haben wir vorzubeugen. Im Einsatz wird von uns noch weit mehr verlangt als jetzt! Dazu habe ich eine Arbeitsgruppe zur Risikobewertung des Coronavirus SARS-CoV-2 eingerichtet, die mit mir gemeinsam medizinisch, rechtlich und akademisch/hochschulpolitisch angemessene Maßnahmen ableitet. Alle Entscheidungen werden nach Maßgabe der Sicherstellung von Forschung und Lehre einerseits und der konkreten Gefährdungslage andererseits getroffen. Wir informieren Sie laufend über Änderungen, die Sie in Ausübung Ihrer Tätigkeit an der HSU betreffen können. Dabei setzen wir auf dynamische Kommunikationsmittel, die der volatilen Lage am besten entsprechen: Mit Bulletins und Intranet-Einträgen halten wir Sie up to date.
Strukturelle Maßnahmen
Wie Sie vielleicht bereits erfahren haben, befinden sich seit vergangener Woche Studierende in häuslicher Separation im Hanseatenbereich. Ich möchte betonen, dass es sich hierbei nicht um Corona-Verdachtsfälle handelt, sondern um vorbildliche Kamerad*Innen, die sich aufgrund vorliegender Symptome vorbeugend zur weiteren Abklärung in Separation begeben haben. Das zeugt von einem Höchstmaß an Verantwortungsbewusstsein für unsere Hochschulgemeinschaft und für andere, es verdeutlicht aber auch, dass das Prinzip der soldatischen Fürsorge und Betreuung bei uns gelebt wird: Wir verfügen über die Infrastruktur, um solche Vorkehrungen treffen zu können und über das Personal, um für das leibliche und seelische Wohl unserer Studierenden in Isolation zu sorgen. An dieser Stelle danke ich den Studierendenfachbereichen und insbesondere den Spießen für ihre hervorragende Arbeit.
In kritischeren Fällen, in denen ein begründeter Verdacht für eine Corona-Infektion vorliegt, hat unsere Dienststelle ein adäquates Prozedere, sowohl für unsere militärischen als auch unsere zivilen Hochschulangehörigen, entwickelt. Wenn Sie also vermuten, Teil einer Infektionskette zu sein, sei es aufgrund von Aufenthalten in ausgewiesenen Gefahrengebieten, sei es durch Kontakt zu Infizierten, und Sie einschlägige Symptome aufweisen, bitte ich Sie, die entsprechenden Ablaufschemata in unserem Intranet einzuhalten. Wenn Sie in Sorge sind, dass Sie sich mit dem neuartigen Coronavirus angesteckt haben könnten: Fahren Sie nicht selbstständig in ein Krankenhaus, eine Arztpraxis oder einen Sanitätsbereich, sondern kontaktieren Sie über die Hotlines die Ansprechpartner*innen, die sich dann weiter um Sie kümmern werden.
Bitte haben Sie keine Sorge, dass eine solche Meldung zu Lasten Ihres Studienerfolges gehen könne. Ich weise daraufhin, dass amtsärztlich verhängte Quarantäne sowie truppenärztlich empfohlene Isolation prüfungsrechtlich als entschuldigte Abwesenheiten gelten – sowohl bei Lehrveranstaltungen als auch bei den demnächst anstehenden Prüfungsterminen.
Ad hoc Maßnahmen der Arbeitsgruppe Corona
- In Abstimmung mit der Arbeitsgruppe Corona sowie mit dem Leiter unserer Universitätsbibliothek habe ich verfügt, dass externen Nutzer*innen der Zugang zu unseren Bibliothekseinrichtungen vorerst nicht mehr gewährt wird. Um dies durchzusetzen, müssen Sie ab Donnerstag, dem 12.03.2020, 06:00 Uhr damit rechnen, bei Betreten des Campus vom Wachpersonal nach dem Grund Ihres Aufenthaltes gefragt zu werden.
- Wir werden weiterhin intensiv auf Dienstreisen schauen, die beantragt sind, oder noch beantragt werden und dabei eine Einzelfallbetrachtung durchführen. Dienstreisen in Nicht-Risikogebiete, die Sie mit einem Kraftfahrzeug erledigen können, halte ich für vergleichsweise unproblematisch, aber denken Sie bitte auch selbst, wenn Sie Dienstreisen planen, oder wenn in Ihrem Verantwortungsbereich Dienstreisen geplant werden, noch einmaldarüber nach, ob diese unbedingt erforderlich sind.
- Ein Punkt der mir besonders schwer fällt, ist die Absage von Veranstaltungen in unserem Haus: Dem Corona-Virus sind bereits einige Veranstaltungen zum Opfer gefallen, unter anderem unser diesjähriger Girl’s Day und der Boy’s Day in zwei Wochen. Wir werden uns aber in rollierendem Rhythmus die Veranstaltungen der nächsten Wochen ansehen, diese bewerten und entscheiden, ob wir an den Veranstaltungen festhalten können.
Eigenverantwortung
Doch wie kann auch jeder/jede Einzelne von Ihnen dazu beitragen, dass wir das Verbreitungsrisiko an unserer Helmut-Schmidt-Universität so gering wie möglich halten?
- Die wichtigsten und effektivsten Maßnahmen zum persönlichen Schutz sowie zum Schutz von anderen Personen vor der Ansteckung sind eine gute Händehygiene (mindestens 30 Sekunden mit Seife), korrekte Hustenetikette (in den Ärmel husten) und das Einhalten eines Mindestabstandes von gut zwei Metern von anderen Personen.
- Bitte beachten Sie in diesem Zusammenhang, dass Sie die Bildung von „Menschentrauben“ und Schlangenstehen vermeiden sollten. Um das in der Mensa zu ermöglichen, werden wir deren Öffnungszeiten erweitern, auf 11:00 bis 14:00 Uhr. Halten Sie sich dabei an Ihre übliche Peer-Group, um das Ansteckungsrisiko zu verringern.
- Die Benutzung von Desinfektionsmitteln ist im Allgemeinen nicht erforderlich, wurde von uns jedoch in der Mensa aufgrund der erhöhten Verbreitungsgefahr in der Essensausgabe vorsorglich eingeführt. Wir haben dort auch Personal eingesetzt, das Ihnen erklärt, wie man die Hände richtig desinfiziert.
- Unser wissenschaftliches Personal und unsere Studierenden weise ich auf die Möglichkeit hin, Lehrveranstaltungen via Streaming abzuhalten bzw. zu rezipieren. Ich appelliere an alle, die an dieser Universität lehren, dass sie Ihre Lehrveranstaltungen in Ilias in elektronischer Form zugänglich machen, sodass Studierende, die eventuell in Isolation sind, diese Lehrveranstaltungen nachbereiten können. Für Fragen ist unser Medienzentrum der richtige Ansprechpartner.
- Schließlich sollten Sie überlegen, ob Sie für den Weg zur Universität, anstelle des öffentlichen Personennahverkehrs, nicht lieber Ihr Auto, das Fahrrad oder Ihre Füße benutzen wollen.
- In den letzten Tagen erreichten mich zudem Mails, in denen Unverständnis für die Einstellung unseres Sportbetriebs zutage trat: Bitte erinnern Sie sich aber bei allen Einschränkungen wie diesen, dass wir unser Möglichstes dazu beizutragen, dass sich das Virus so langsam wie möglich verbreitet und so lange wie möglich von der Universität ferngehalten wird. Derartige Einschränkungen fallen uns nicht leicht, sie beruhen aber auf sorgfältigen Lagebeurteilungen, die unsere Expertengruppe stets in Rücksprache mit den Organisatoren und nach Rücksprache mit dem zuständigen Sanitätsversorgungszentrum Hamburg-Mitte trifft.
Zum Schluss bleibt mir nur, Ihnen allen Gesundheit, Besonnenheit und alles Gute für die anstehenden Trimesterprüfungen zu wünschen! Herzlichen Dank.
Ihr Klaus Beckmann