Der Stifterverband und die Klaus Tschira Stiftung haben zusammen mit dem ZEIT-Verlag alle Hochschulen in Deutschland eingeladen, ein Buch zu bestimmen, über das ein Semester lang geredet und debattiert werden soll. Mit dem Wettbewerb „Eine Uni – Ein Buch“ wollen die Initiatoren den Austausch und die Identifikation aller Hochschulmitglieder und Mitarbeiter mit ihrer Hochschule stärken. Ob Erstsemester oder Fakultätsleiter, Professoren oder Verwaltungsmitarbeiter, die Mitglieder einer Hochschule sollen über das ausgewählte Buch ins Gespräch kommen und sich für ein gemeinsames Thema begeistern.
Das Fördergeld wird für die Bereitstellung des Buches, eine Einladung an Kathleen Sutcliffe, (Teil-)Kosten der Vortragsreihe, Lesungen/Lese-Sessions und begleitende Veranstaltungen, Grafikarbeiten und Werbung verwendet. Das Programm finden Sie hier
Die zehn besten Ideen und Aktionen wurden prämiert. Die Förderung beginnt im Frühjahr 2019
Bei dem von der HSU eingereichten Vorschlag steht das Buch „Das Unerwartete managen“ von Karl Weick und Kathleen Sutcliffe im Mittelpunkt.
Der Vorschlag wurde von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mehrerer Fakultäten und Institute, die im Cluster OPAL zusammenarbeiten, gemeinsam entwickelt. Sie haben im Rahmen des monatlich stattfindenden OPAL-Kolloquiums seit dem Frühjahr 2018 die Idee zu einem Fakultäten-übergreifenden Themenschwerpunkt „Achtsamkeit und Resilienz in unsicheren Zeiten“ ausgearbeitet, der die Grundlage der Bewerbung für den Wettbewerb war.
Die Entscheidung zur Einreichung des Vorschlags zur Lektüre von Weick/Sutcliffe „Das Unerwartete managen“ wurde von Universitätspräsident Prof. Dr. Klaus Beckmann im Dezember 2018 auf der Basis eines schriftlichen Vorantrages und im Abgleich mit anderen Vorschlägen getroffen. Antrag und Film wurden vom Cluster OPAL angeregt und umgesetzt.
Die Beschäftigung mit dem „Unerwarteten“ ist relevant, weil das „Unerwartete“ ein Kennzeichen der heutigen Gesellschaft ist: Globalisierung und Migrationsbewegungen, eine fortschreitende Digitalisierung sowie von Wirtschaft, Wissenschaft und Technik hervorgebrachte Risiken erzeugen allgegenwärtige Unsicherheit, Volatilität und Turbulenz. Entsprechend erweisen sich Prognosen immer öfter als unzuverlässig, auch weil Problemlagen und ihre Ursachen an Komplexität gewonnen haben. Anstatt mit eindeutigen Kausalketten werden wir mit uneindeutigen – oder doch zumindest mehrdeutigen – Entscheidungssituationen konfrontiert.
Während die Ratgeber-Literatur nach einfachen Antworten und Lösungsrezepten sucht, die imstande wären, Unsicherheit in Sicherheit zu verwandeln, fragen Weick und Sutcliffe nach den Möglichkeiten eines kontinuierlichen Umgangs mit Unerwartetem – und genau daran knüpft das Lektüre-Projekt der Helmut-Schmidt-Universität an und thematisiert die Lehren und die Geschichten, die im Buch erzählt werden, anhand zentraler Herausforderungen der Gegenwart. Mit der gemeinsamen Lektüre des Buchs reflektiert die Universität, unter welchen Bedingungen die von Weick und Sutcliffe konzipierte Kultur der Achtsamkeit ertragreich sein kann.
In vielfältigen Diskursereignissen – Podiumsdiskussion, interdisziplinäre Vortragsreihe, Lese-Events, Workshops – wird gefragt: Wie sind die von Weick und Sutcliffe vorgeschlagenen Achtsamkeitsstrategien auf die heutige Welt übertragbar? Welche Rolle spielen Achtsamkeit und Resilienz in professionellen Organisationen heute, zum Beispiel in Universitäten? Was bedeutet Achtsamkeit und Resilienz in militärischen Organisationen? Welche ihrer Formen können in der Politik relevant werden? Welche Strategien sind geeignet, um mit der Komplexität der heutigen Welt zurechtzukommen?
Die Ergebnisse und Erfahrungen des Projekts werden in einer Publikation festgehalten, damit die gewonnenen Einsichten und Reflexionen im Sinne von Achtsamkeit und Resilienz den beteiligten Organisationen und Personen nachhaltig zur Verfügung stehen.
Alle Institute, Abteilungen und Einrichtungen der Universität sind zur Mitarbeit bei der Planung weiterer Lese-Ereignisse und Veranstaltungen eingeladen.
Bitte melden Sie sich mit Ideen und wenn Sie Interesse an der Zusammenarbeit und Mitarbeit haben bei Alexander Degel am Arbeitsbereich Mikrosoziologie der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften.