Noch vor einer Generation war der Begriff der Organisation gleichbedeutend mit Statik, Hierarchie und disziplinierter Produktivität. Die neuen Leitbegriffe des Managements lauten dagegen Dynamik, Team und permanente Innovativität. Die „grenzenlose Unternehmung“ fokussiert statt der Aufbauorganisation die Abläufe der Wertschöpfungsketten in Allianzen, Clustern oder Netzwerken. Das „Public Management“ entwirft öffentliche Organisationen als serviceorientierte Center statt obrigkeitsstaatliche Behörden.
Im Schwerpunkt „Wandel von Organisation“ werden neue Formen der Organisation thematisiert und Bedingungen des Wandels wie technologische Entwicklung, Globalisierung oder Individualisierung identifiziert. Organisationen als wirkmächtige Akteure der Moderne sind aber auch selbst Treiber der Entwicklung und beeinflussen nicht nur das ökonomische, sondern auch das politische, soziale und kulturelle System der Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund fokussieren wir u. a.:
- Flexibilisierung und Dehierarchisierung
- Vernetzung, Kooperation und Koordination
- Legitimation und Steuerung
Organisationskulturen werden als Muster gemeinsamer, bewährter und bindender Orientierungen des Handelns in Organisationen definiert. Sie überbrücken Lücken der Formalisierung, was die erhöhte Aufmerksamkeit für das Thema Organisationskulturen in der Ära der „neuen“ Dezentralisation und der flexibilisierten Organisation verständlich macht.
Doch wie gelingt es internationalen und mithin diversen Organisationen Commitment und Kohäsion zu erhalten? Können tradierte Bedingungen von Loyalität in Organisationen das notwendige Vertrauen erzeugen, welches flexible Organisationen benötigen? Wie können Organisationen eine Balance zwischen Agilität und Wünschen auf ein entschleunigtes Leben ihrer Mitglieder ermöglichen? Dies sind Beispiele für Fragen im Kontext der Schwerpunkte
- Vertrauen, Loyalität und Bindung
- Transparenz, Informatität und Führung
- Kommunikation und Konflikt
Die wachsende Relevanz sozialer Netzwerke ebenso wie der Glaube an die Unbestechlichkeit von Quantifizierungen bestimmen heutige Gesellschaften. Neue Technologien der Überwachung führen zu einer grundlegenden Veränderung der Arbeitswelt. Soziale Gegensätze, die in früheren Zeiten durch stabile Muster der Hierarchie, der Machtverteilung und der Tauschverhältnisse bestimmt waren, verflüssigen sich zunehmend. Das Bild des „quantifizierenden Selbst“, des sich selbst überwachenden Individuums, rückt ebenso in den Vordergrund wie die Vorstellung einer „Bewertungsgesellschaft“, in der Organisationen mit immer direkteren Rückkopplungen aufgrund von Bewertungen durch Experten und Laien konfrontiert sind. Auf der anderen Seite ermöglicht das Amalgam aus Digitalisierung und Quantifizierung eine Substitution von individueller Urteilskraft durch Berechnung: Die Möglichkeiten algorithmischer Entscheidungsfindung verändern Entscheidungsprozesse grundlegend – und damit auch die Rolle der Führung in Organisationen.
Im Themenfeld „Digitalisierung und Algorithmisierung“ wird der Einfluss von Praktiken der Quantifizierung auf Prozesse des Organisierens und der Arbeit behandelt. Fragestellungen sind u. a.:
- Algorithmisches Entscheiden als Technologie des Führens, Überwachens und Regulierens von Organisationen
- Neue Bewertungspraktiken und ihre Bedeutung für die Organisation von Arbeit
- Entstehung neuer Muster von Verantwortlichkeit durch Digitalisierung und Algorithmisierung
Vielfältige Entwicklungen wie Globalisierung, Migration, Flucht, demographischer Wandel, Wertewandel und Emanzipationsbewegungen bewirken eine zunehmende Diversität an Lebensformen und Lebenslagen, die die Gestalt(ung) von Arbeit, Personal, Organisation und Führung ganz unmittelbar betreffen und auch Bilder von Arbeit und Arbeitenden verändern. Die Rede von „Normalarbeitsverhältnissen“ und „Normalarbeitnehmer_innen“ erscheint immer weniger angemessen und es gilt, Fragen nach Inklusion und Exklusion in der Arbeitswelt, nach Barrieren und ermöglichenden Strukturen sowie dem Diskriminierungs- und Gleichstellungspotential organisationaler Praktiken immer neu zu stellen. Altbekannte Ungleichheiten wie der „Gender Pay Gap“ oder die Unterrepräsentation von Frauen und auch ethnischen Minderheiten in Führungspositionen sind keineswegs überwunden. Die durch Konzepte wie „Gender Mainstreaming“ und „Diversity Management“ stark gemachten Ressourcen einer diversen Belegschaft gilt es zu betonen, aber auch hinsichtlich der Wirkungen auf Beschäftigte und Organisationen kritisch zu hinterfragen.
Im Themenfeld „Gender und Diversity“ werden in dieser Hinsicht die Verschränkung von Geschlechterverhältnissen mit anderen Diversity-Dimensionen analysiert und die damit verbundenen Aushandlungen, Machtdynamiken, Politiken, rechtlichen Vorgaben und Normen in den Blick genommen. Zu den Arbeitsfeldern gehören u. a.:
- Reproduktion und Veränderung von Geschlechterverhältnissen und anderen sozialen Strukturen in Organisationen
- Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt (national und im internationalen Vergleich)
- Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf
Die gesellschaftliche Organisation des Spektrums menschlicher Tätigkeiten in den Bereichen von Arbeit, Herstellen und Handeln ist von Transformationen und Brüchen gekennzeichnet, die auch das Leben und die Alltagswelten von Individuen verändern. Arbeit – in der Antike noch verachtet und bevorzugt Sklaven überlassen – ist in den Gegenwartsgesellschaften zur zentralen Sinn konstituierenden Tätigkeit geworden. In der heutigen „Jobholdergesellschaft“ wird erwartet, dass sich Individuen entlang von Erwerbsarbeit strukturieren und organisieren. Diese gesellschaftliche Anforderung konstituiert einen Kreislauf von Arbeiten und Konsumieren, verändert die Formen und Funktionen öffentlichen und privaten Handelns und bringt neue Berufe und Professionen wie auch neue Aktivitäten im Bereich von Freizeit und Alltag hervor.
Im Themenfeld „Tätiges Leben“ werden die vielfältigen gesellschaftlichen Transformationen von Arbeit im Hinblick auf ihre Bedeutung für Subjekte, korrespondierende Sinn- und Legitimationsmuster sowie lebensweltlichen und sozialen Auswirkungen in den Blick genommen. Dazu gehört u. a.:
- Subjektivierung von Arbeit
- (Selbst)-Expertisierung
- Neue Berufe und Lebenslanges Lernen
Letzte Änderung: 15. Januar 2019