Neues Lehr- und Forschungsnetzwerk zur historischen Bildungsforschung

HSU

1. August 2018

Ein neues Lehr- und Forschungsnetzwerk zur historischen Bildungsforschung der Professorinnen Dr. Carola Groppe und Dr. Esther Berner von der Helmut-Schmidt-Universität soll die bisher gute, aber eher lose Kooperation mit der Universität Hamburg verstetigen. Mit den dortigen Professorinnen Dr. Ingrid Lohmann und Dr. Sylvia Kesper-Biermann sind gemeinsame Lehrveranstaltungen und Kolloquien sowie Auftritte auf Tagungen geplant. Gemeinsame Forschungsprojekte sollen folgen.

Zwei Damen vor Bücherregalen.
Die beiden Universitätsprofessorinnen Dr. Carola Groppe (links) und Dr. Esther Berner (rechts) sind Teil des neuen Forschungsnetzwerkes zur historischen Bildungsforschung. (Foto: Ulrike Schröder)

Schon Ende August 2018 bestreiten die Mitglieder des Netzwerkes ein gemeinsames Panel auf der „International Standing Conference for the History of Education“ in Berlin. „Da das diesjährige Thema ‚Nature and Education‘ hervorragende Anknüpfungspunkte für unsere gemeinsamen Forschungsinteressen bietet“, so Carola Groppe, „empfanden wir es als gute Gelegenheit, unsere Ideen und Perspektiven zu schärfen und uns als Netzwerk vorzustellen.“

Worauf zielt die Gründung des neuen Lehr- und Forschungsnetzwerkes?

Esther Berner: „Wir wollen eine neue Sichtbarkeit herstellen und aufzeigen, wie wichtig die historische Bildungsforschung für die Erziehungswissenschaft und auch für angrenzende Disziplinen ist. Unser Netzwerk soll das Potential unserer Teildisziplin im Hinblick auf theoretisch und methodisch innovative Forschung zeigen, aber auch deren Relevanz im Hinblick auf aktuelle Diskurse. Letztendlich handelt es sich nicht nur um ein Lehr- und Forschungsnetzwerk, sondern um eine enge Universitätskooperation, wie sie von vielen Seiten immer gefordert wird, in der Praxis aber in der Regel an strukturellen Gegebenheiten scheitert. Das ist bei uns nicht so. Unser Netzwerk ist ein Wirkliches, Gelebtes, das Kontinuität aufweist. Das existiert in der historischen Pädagogik und anderen eher geistes- und kulturwissenschaftlich ausgerichteten Fachdisziplinen selten.“

Was gab den Ausschlag zur Gründung?

Carola Groppe: „Sicherlich auch die räumliche Nähe. Und dass seit kurzem und eher gegen den Trend an beiden Hamburger Universitäten je zwei Professuren für Geschichte der Bildung und Erziehung existieren. Bei einem Treffen wurde uns allen die einzigartige regionale Konstellation hier in Hamburg bewusst. An keinem anderen Hochschulstandort in Deutschland arbeiten und lehren vier Kolleginnen aktiv in der historischen Bildungsforschung. Da drängte es sich förmlich auf, ein produktives Lehr- und Forschungsnetzwerk zu gründen.  Den letztendlichen Anstoß gab der „Call for Paper“ für die Konferenz Ende August in Berlin, bei der wie erstmals gemeinsam auftreten werden.“

Wie sieht diese Kooperation konkret im Alltag aus?

Esther Berner: „Aus ersten informellen Treffen hat sich ein kontinuierlicher Austausch in regelmäßigen, geplanten Zusammenkünften ergeben, an denen wir an gemeinsamen Projekten arbeiten. Ab dem kommenden Herbsttrimester bieten wir zu viert gemeinsame Seminare an. Ausgangspunkt war die Idee, den Studierenden Einblicke in das Studium an einer anderen Universität zu ermöglichen, andere Studierende und Dozierenden und unter Umständen auch andere Universitäts- und Studienkulturen kennenzulernen. Das gilt natürlich nicht zuletzt für unsere Studierenden, die über einen anderen Hintergrund verfügen und zumindest mittelfristig einen anderen Karriereweg anstreben. Wichtig erscheint uns aber auch, dass unsere Doktoranden und Postdoktoranden sich in gemeinsamen Kolloquien begegnen und austauschen können. Es ist in dieser Phase wichtig, Feedback auch von außerhalb des Kreises der Betreuenden zu erhalten und auch außerhalb der eigenen Universität ein Netzwerk aufzubauen.“

Carola Groppe. „Für die Seminare haben wir uns zeitlich fokussiert und uns auf eine bestimmte Epoche konzentriert. Wir befassen uns mit der Bildungsgeschichte um 1900 im internationalen Kontext. In zwei längeren Blocksitzungen einmal an der Landesuniversität und einmal an der HSU werden etwa 100 Studierende beider Universitäten diese Thematik aus verschiedenen Perspektiven bearbeiten. Davon erhoffen wir uns neben der fachlichen Produktivität einen mehrfachen Effekt. Zum einen wollen wir Stereotype über mögliche Typen von Studierenden beider Hochschulen auflösen. Zusätzlich sammeln unsere Studierenden wichtige Erfahrungen von der Lehr- und Lernkultur an der Landesuniversität und umgekehrt. Wir halten das für einen wichtigen Bestandteil guter Lehre.“

Was ist weiter geplant?

Carola Groppe: „Wir haben eine neue, enge Zusammenarbeit zwischen beiden Universitäten initiiert und wir werden diese auf jeden Fall fortsetzen, da wir uns menschlich gut verstehen und wissenschaftlich die gleiche Sprache sprechen. Wir denken, es ist eine Entwicklung, von der sowohl die Studierenden und Mitarbeiter_innen der HSU, als auch die der Universität Hamburg profitieren. Die Seminare wollen wir entsprechend weiterführen und unsere Doktorandenkolloquien dementsprechend erweitern. Längerfristig wäre es denkbar, dass sich aus dieser Kooperation auch gemeinsame Forschungsprojekte entwickeln.“

Die Fragen stellte Susanne Hansen

Links

Univ.-Prof. Dr. Esther Berner, Erziehungswissenschaft, insbesondere Ideen- und Diskursgeschichte von Bildung und Erziehung

Univ.-Prof. Dr. Carola Groppe, Erziehungswissenschaft, insbesondere Historische Bildungsforschung