Einsatzfähig, resilient und unabhängig: Eine zukunftsfähige Bundeswehr muss nachhaltig sein. Das Symposium „Nachhaltig handeln, sicher verteidigen: Die Bundeswehr in der Zeitenwende“ an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg (HSU/UniBw H) beschäftigt sich mit Chancen und Herausforderungen eines nachhaltigen Militärs. Mit Forschung zu Wasserstoff-Speichern für autarke Systeme und dezentraler Reparatur militärischer Bauteile, zu energieautarken Feldlagern sowie zu ökonomischen Facetten von Nachhaltigkeit in Streitkräften trägt die HSU/UniBw H bereits zu einer nachhaltigen und einsatzfähigen Bundeswehr bei.
Die Bundeswehr steht vor der Herausforderung, kriegstüchtig zu werden – dabei erscheint der Aspekt der Nachhaltigkeit zunächst wie ein Luxus, den sie sich momentan nicht leisten kann. „Nur eine nachhaltige Bundeswehr ist jedoch auch in Zukunft einsatzfähig und kriegstüchtig“, erklärt Prof. Dr. Stefan Bayer von der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg (HSU/UniBw H). Der Wirtschaftswissenschaftler beschäftigt sich seit Jahren mit der Nachhaltigkeit der Streitkräfte. Denn auch die Bundeswehr sei vom Klimawandel und immer knapper werdenden Ressourcen betroffen – sei es durch zunehmende internationale Konflikte aufgrund von Klimaveränderungen oder fehlenden fossilen Treibstoffen für Panzer und anderes Großgerät der Bundeswehr.
Nachhaltige Einsatzfähigkeit: Impulse für die Zeitenwende
Von einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Verteidigungsressource könne laut Professor Bayer bisher jedoch keine Rede sein: Sicherheit und Nachhaltigkeit können nämlich nicht getrennt voneinander gesehen werden; sie bedingen sich vielmehr gegenseitig: „Die Zusammenhänge von Sicherheit und Nachhaltigkeit sind bisher wenig bekannt und werden daher auch noch nicht genügend genutzt.“
Um diesen Zusammenhang intensiver zu untersuchen und zu diskutieren veranstalteten Bayer und die in diesem Systemzusammenhang bereits sehr erfahrenen und noch studierenden Leutnante Konstantin Stellmacher und Jonas Timplan das Symposium „Nachhaltig handeln, sicher verteidigen: Die Bundeswehr in der Zeitenwende“ an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg.
Auf und zwischen den Panels diskutierten zivile und militärische Teilnehmende aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft über eine nachhaltige Bundeswehr, die auch von der Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages, Dr. Eva Högl, begrüßt wurden. Mit umfassenden strategischen Impulsen hoffen die Wehrbeauftragte, die Veranstalter sowie alle Teilnehmenden, auch den politischen Diskurs weiterzubringen. Technische Lösungen für zukunftsfähige Streitkräfte, die sich auch ökonomisch rechnen, gibt es nämlich bereits.
Wasserstoff U-Boote und Reparaturen im Einsatz: Forschung für eine nachhaltige Bundeswehr
Wasserstoff gilt als Energieträger der Zukunft – im militärischen Einsatz wird er jedoch mobil und in großen Mengen benötigt. „Dafür müsste man immer einen riesigen Konvoi nur für den Wasserstofftransport mitführen“, sagt Thomas Klassen, Professor für Werkstofftechnik an der HSU/UniBw H. An seinem Institut wird eine Technologie weiterentwickelt, die durch den Einsatz eines Metallpulvers doppelt so viel Wasserstoff bei gleichem Volumen speichern kann. „Die Marine ist die erste Anwenderin unserer Technologie. Sie ist bereits bei U-Booten im Einsatz“, so Professor Klassen.
Eine weitere Herausforderung im Einsatz ist der Verschleiß. So nutzen sich beispielsweise die Propeller einer Transall durch Wüstensand ab – was wiederum dazu führt, dass sie längere Startbahnen benötigt. So entsteht insgesamt ein hoher Ressourcenbedarf im Einsatz. Auch für dieses Problem entwickelt Professor Klassen eine Lösung: „Wir arbeiten an Reparatur-Verfahren, die man künftig idealerweise direkt vor Ort einsetzen kann“. Ziel ist es, durch dieses Verfahren jedes Bauteil direkt vor Ort automatisiert reparieren zu können.
Experten hoffen auf nachhaltige Umsetzung der Zeitenwende
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem Symposium sind sich einig: An möglichen Technologien für eine nachhaltige und zukunftsfähige Bundeswehr fehlt es nicht – bisher sei vielmehr die schleppende Umsetzung das größte Hindernis der Zeitenwende.
Es lohnt sich aber, diesen Zustand zu verändern: „Nachhaltige Streitkräfte weisen erhebliche Vorteile in der Einsatzfähigkeit auf und steigern mithin die Kriegstüchtigkeit“, fasst Professor Bayer zusammen.
Eine zweite Auflage dieses Formats wurde allenthalben anempfohlen.
Weitere Informationen
https://gids-hamburg.de/von-alten-fehlern-zu-neuen-chancen/
Impulspapier: „Von alten Fehlern zu neuen Chancen: Neukartierung der Energiepolitik“, Sicherheitsexperten geben Handlungsempfehlungen für eine Neukartierung der Energiepolitik unter besonderer Berücksichtigung der Bundeswehr
https://dtecbw.de/home/forschung/hsu/projekt-digi-hypro/projekt-digi-hypro
Digitalisierte Wasserstoffprozesskette für die Energiewende
https://dtecbw.de/home/forschung/hsu/projekt-core/projekt-core
CORE – Computergesteuerte Bauteilaufarbeitung Im Rahmen der IntraXChallenge der UniBw München arbeiteten die Leutnante Stellmacher und Timplan mit Rheinmetall Project Solutions zusammen an einem Konzept für das vom European Defence Fund geförderte INDY-Prokjekt zur energieautarken Versorgung von Feldlagern und akquirierten maßgebliche Stakeholder dafür.
Text: Hagenau