Die Digitalisierung von Produkten und Prozessen ist allgegenwärtig und ein wesentlicher Bestandteil von Forschung und Praxis. Insbesondere bei Fragestellungen rund um die Konstruktion und den Betrieb von betrieblichen Assistenz- und Informationssystemen stehen Produktentwickler, Ingenieure und Informatiker gleichermaßen vor der Herausforderung, derartige Systeme zu konzipieren, technisch und fachlich zu entwerfen sowie prototypisiert und nutzenstiftend zum Einsatz zu bringen.
Als Ausgangspunkt dienen einerseits die bestehende Wissensbasis in einem Themengebiet, andererseits die praktisch-realen Fragestellungen von industriellen Forschungspartnern. Zusätzlich führen aktuelle Trends und Entwicklungen von Produkten und Services aus der privaten Informationstechnologie zu Einsatzmöglichen in der betrieblichen Arbeitswelt. Fragen nach der Ausgestaltung dieser Symbiose aus Wissenschaft, Praxis und Consumer Trends geht das Forschungsgebiet HCMI mit einem Schwerpunkt auf überwiegend anwendungsnahe Forschungsszenarien nach.
Das Forschungsgebiet sieht sich als interdisziplinärer Zusammenschluss aus der (digitalen) Produktentwicklung und der Informatik bzw. der Wirtschaftsinformatik. In der Tradition des MRPs als Institut für Rechnerunterstützung entlang des Produktprozesses wandeln sich auch die Anforderungen an die Softwareunterstützung: Waren es vor einigen Jahren vor allem die CAD- und Engineering-nahen Assistentsanwendungen, so sind mit fortschreitender Entwicklung der betrieblichen IT-Landschaft neue Fähigkeiten und Services gefragt, die sich in komplexeren Business-Apps, vernetzenden Datenplattformen, künstlicher Intelligenz und virtuellen Erlebnissen wie VR und AR ausdrücken.
Als interaktiv gilt folglich ein System, bei dem der Nutzer durch Bedienung den Arbeitsablauf aktiv beeinflussen kann und ein Dialogbetrieb zwischen Nutzer (Mensch) und System stattfindet. Interaktionsdesign im engeren Sinne bezeichnet die Disziplin, eine gute (optimale) Interaktion zwischen Mensch und System herzustellen und ist somit eng verbunden mit den Fachgebieten User Interface Design, User Experience Design und Usability Engineering. Das hier betrachtete Interaktionsdesign im weiteren Sinne schließt die Entwicklung einer geeigneten Fachlichkeit, ebenso die Betrachtung der zu Grunde liegenden Informationstechnologie und deren Möglichkeiten im Anwendungskontext. Mensch- bzw. Nutzerzentrierung bedeutet vorliegend, dass nutzerorientieren Methoden und Techniken zur Anwendung kommen, um die optimale Mensch-Maschinen-Schnittstellen zu erarbeiten. Dazu zählt die fachliche Abbildung von Anforderungen durch User Stories, die Konzeption des Interfaces durch Klick- und Erlebnisprototypen und die entsprechende Auswertung durch nutzerzentrierte Evaluationsverfahren.
Strategisch und methodisch ist die gestaltungsorientierte Informatik bzw. die Design Science Research forschungsleitend. Ziel der Forschung ist die Erzeugung von innovativen und nutzenstiftenden Artefakten, die sowohl einen Mehrwert für die Praxis darstellen als auch mit wissenschaftlich fundierten Methoden konzipiert und evaluiert worden sind. Als Artefakte gelten Konzepte, Methoden, Prozesse sowie allgemeingültige und konkret instanziierte Bestandteile von Software.
Dabei steht die präskriptive, d.h. die normativ-technologische Komponente der Gestaltungsorientierung im Vordergrund. Die Erarbeitung bedient sich vor allem der Deduktion unter Berücksichtigung vorhandener Konzepte und Theorien, in vielen Fällen argumentativ, selten formal. In ihrer Evaluierung sind die Forschungserbnisse kaum (formal) beweisbar. Sie rechtfertigen sich, indem sie entweder von Experten unter Berücksichtigung des Stands der Wissenschaft und Praxis, einer empirischen Studie oder auf Basis ihrer (prototypischen) Implementierung akzeptiert werden.
Projekte (laufend)
- Scheele: Workflowbasierte Applikationen als Baustein einer digitalen, interaktiven Arbeitsumgebung für produktive Wissensarbeit
- Seybold: 3D-Skizzen in Virtual Reality zur Unterstützung der frühen Phasen der Produktentwicklung
Projekte (abgeschlossen)
- Tralau: Productive Games – Verbesserung der Wissensarbeit mit einer auf Spielmechanismen und Spieldesigntechniken basierenden rechnergestützten Assistenz
- Oellrich: Webbasierte Konstruktionsmethoden-Unterstützung in der frühen Phase der Produktentwicklung
- Brockmeyer: Rechnergestützte Methoden zur frühzeitigen Produktbeeinflussung und Produktabsicherung im Karosseriebau
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Letzte Änderung: 17. März 2022