Studie zu ästhetischem Empfinden
Ein Team aus Psychologen und Psychologinnen von der Helmut-Schmidt-Universität hat untersucht, ob sich die ästhetischen Erfahrungen von Menschen mit besonders freudvollen Persönlichkeiten von denen anderer Menschen unterscheiden. Oder kurz gefragt: Nehmen positiv Denkende Schönheit anders wahr? Die jüngst von Rosalie Weigand und Prof. Dr. Thomas Jacobsen im Journal of Positive Psychology veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass Teilnehmende mit höherer positiver Affektivität zwar nicht häufiger ästhetische Erfahrungen sammeln, diese jedoch intensiver erleben.
Die Redewendung „rosarote Brille“ impliziert, dass Menschen mit optimistischen Gefühlen die Welt um sich herum auch positiver wahrnehmen und deuten. Bisher gab es jedoch nur wenige wissenschaftliche Erkenntnisse, ob eine positive „Brille“ auch unsere ästhetischen Erfahrungen beeinflusst. „Die nun vorliegenden Ergebnisse unserer Studien deuten darauf hin, dass eine Tendenz zu positiven Affekten im Leben nicht maßgeblich ist, wie häufig wir Schönheit um uns erkennen, sondern vielmehr, wie sehr wir sie genießen können“, erklärt Studienleiter Prof. Dr. Thomas Jacobsen von der Professur für Allgemeine und Biologische Psychologie an der Helmut-Schmidt-Universität.
In gleich zwei Studien beantworteten rund hundert Personen mehrmals täglich Fragen zur Häufigkeit und Intensität ästhetischer Erfahrungen. In beiden Studien war, wie angenommen, die Intensität der ästhetischen Erfahrungen signifikant von der Grundhaltung der Befragten abhängig. Positiv denkende Teilnehmer und Teilnehmerinnen berichteten sowohl über ein höheres Auskosten ihrer ästhetischen Erfahrungen als auch über ein höheres Maß an ästhetischen Emotionen. Hingegen hat sich gezeigt, dass die negative Grundhaltung eines Menschen seine ästhetische Wahrnehmungsschwelle nicht herabsetzt, ergo die Frequenz des Erlebens nicht reduziert. Kurzfristige negative Stimmungslagen dürften die Möglichkeit des Empfindens jedoch erheblich einschränken.
Die Fähigkeit, ästhetische Erfahrungen zu genießen, steigert das Wohlbefinden und die Lebenszufriedenheit und reduziert die Wahrscheinlichkeit an einer Depression zu erkranken.
Originalpublikation
Weigand, R., & Jacobsen, T. (2022, online). Looking at life through rose-colored glasses: Dispositional positive affect is related to the intensity of aesthetic experiences. The Journal of Positive Psychology.
DOI: https://doi.org/10.1080/17439760.2022.2070530
Volltextzugang: https://www.hsu-hh.de/epu/wp-content/uploads/sites/766/2022/05/ROSY_Version_Homepage.pdf
Wissenschaftliche Ansprechpartnerin
Rosalie Weigand, M. Sc., Professur für Allgemeine und Biologische Psychologie, Tel. 040 6541-2997, E-Mail: [email protected]
Ansprechpartner für die Medien
Pressestelle, Florian Köfler, Tel. 040 6541-3301, E-Mail: [email protected]