Kippa, Koscher, Kompetenz: Ethikunterricht in der Synagoge

HSU

6. Februar 2019

„Ich weiß gar nicht, auf was ich hier achten muss!“ Eher unschlüssig standen studierende Soldatinnen und Soldatenvor dem Tor einer Hamburger Synagoge. „Fragen Sie doch einfach den Rabbi!“, war die einfache Antwort von Militärdekan ThDr. Michael Rohde, evangelischer Militärpfarrer an der Universität. Rohde hatte den Besuch für Studierende der Gruppen 4/C und 7/C (Betriebswirtschaftslehre) organisiert.

Ein Rabbiner spricht zu einer Gruppe von Menschen, von denen die männlichen alle eine blaue Kipa tragen
Der Rabbi nahm die Gruppe mit auf eine Reise durch die Geschichte des Judentums.

Die Unsicherheit verflog sehr schnell, als der Hamburger Landesrabbiner Shlomo Bistritzky die Gruppe begrüßte. „Kommen Sie rein, und ich erzähle Ihnen von meiner Religion!“ Der Rabbi nahm die Gruppe mit auf eine Reise durch die Geschichte des Judentums, die Funktionen einer Synagoge, den Ablauf des Gottesdienstes und berichtete von jüdischem Leben in Deutschland. Die Soldatinnen und Soldaten, die die Synagoge im Rahmen eines Lebenskundlichen Seminars besuchten, fragten interessiert nach. Viele hatten das erste Mal direkten Kontakt mit einem Rabbi. Militärdekan Rohde freute sich über das Interesse: „Für mich ist es wichtig, den Studierenden Möglichkeiten zu eröffnen, ihren Horizont zu erweitern und auch im Bereich von verschiedenen Religionen sprachfähig zu werden und Fakten zu kennen. Meistens funktioniert das am besten, wenn man direkte Erfahrungen machen kann.“ Als weiterer Höhepunkt des Besuchs eröffnete der Landesrabbiner der Gruppe die Möglichkeit, die verschiedenen Tora-Rollen anzuschauen, die in der Synagoge aufbewahrt und im Gottesdienst verwendet werden. Auch rezitierte er zur großen Begeisterung einen Psalm.

Hellmut Königshaus, der ehemalige Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, war als Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft extra aus Berlin nach Hamburg gekommen, um die Gruppe zu begleiten: „Es ist gut, wenn Soldatinnen und Soldaten Interesse für unterschiedliche Religionen und Kulturen haben. Mir liegt natürlich die jüdische Kultur vor allem am Herzen und ich finde es gut, wenn die Universität der Bundeswehr auch in Unterrichten diese Möglichkeit eröffnet.“

Oberst Bjarne Krause, Leiter des Studierendenbereichs und damit militärischer Vorgesetzter aller Soldatinnen und Soldaten an der Helmut-Schmidt-Universität, hofft auf Fortsetzungen dieser Begegnungen: „Beeindruckt haben mich die Offenheit und die Zeit, die sich der Landesrabbiner für uns genommen hat. Ich hoffe, diesen Kontakt weiter ausbauen zu können.“

Text: Michael Rohde