Dr. Nicolas Fromm gilt als einer der führenden Katar-Experten in Deutschland. Er ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Internationale Politik. Der Politikwissenschaftler forscht über Theorien der internationalen Beziehungen, interdisziplinäre Ansätze in der Außen- und Sicherheitspolitik und außenpolitische Strategien von Kleinstaaten. Darunter auch arabische Golfstaaten, insbesondere Katar.
Vor dem Hintergrund der am Sonntag beginnenden Fußballweltmeisterschaft gewinnt seine Forschung an aktueller Bedeutung. Zu dem „Katar-Bashing“, das nach seiner Wahrnehmung aktuell stattfindet, geht er ein wenig auf Distanz. Denn es gäbe nicht nur negative Aspekte, sagt der Politologe. „Ich bewerte es positiv, dass eine Weltmeisterschaft im arabischen Raum stattfindet“, erläutert er. Schließlich habe die westliche Welt den Fußball nicht für sich gepachtet.
Er empfiehlt, sich der Frage mit größerer Sachlichkeit zu nähern. Es gehe dabei schließlich um eine grundsätzliche Diskussion der Kriterien, nach denen internationale Sportwettbewerbe vergeben werden sollten.
Katar stehe im Augenblick als Bösewicht in der deutschen Öffentlichkeit dar. Was viele nicht wüssten: Das Emirat Katar ist ein westlicher Verbündeter. „Katar vertritt diplomatisch die deutschen Interessen in Afghanistan und bildet eine Brücke zu vielen Akteuren, zu denen Deutschland keine eigenen diplomatischen Kontakte hat“, erläutert Fromm, dessen kürzlich erschienenes Buch „Katar – Sand, Geld und Spiele“ (ISBN 978 3 406 79011 9) ein Portrait des Emirats mit vielen Basisinformationen liefert. Auch der Sitz des Hauptquartiers der US-Truppen in der Region befindet sich auf der kleinen Halbinsel.
„Katar steht für ein System, aber das System ist nicht Katar“, resümiert der Politikwissenschaftler und verweist damit nicht nur auf das System FIFA, sondern auch auf die Ausbeutung im globalen Wirtschaftssystem, für die auch Deutschland eine Mitverantwortung trage.
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