Das Zusammenleben von Mehrheitsgesellschaft und Zugewanderten bzw. ihren Nachfahren in Deutschland ist gegenwärtig von einer widersprüchlichen Dynamik geprägt: Auf der einen Seite markieren institutionelle Anpassungsschritte, etwa im Recht, im schulischen Bereich oder im Arbeitsleben eine wachsende Akzeptanz und Normalisierung im Umgang mit nationaler, sprachlicher und religiöser Differenz. Integration wird mittlerweile als öffentlich bedeutsame Aufgabe anerkannt. Unter Beteiligung von Migrantenorganisationen wurden symbolträchtige Initiativen wie der Nationale Integrationsplan und Islamkonferenzen auf den Weg gebracht. Auch viele im vergangenen Jahrzehnt schrittweise umgesetzte weniger spektakuläre integrationspolitische Strategien, etwa im Bildungsbereich, beginnen allmählich zu greifen. Zugleich wurde jedoch eine neue Grundsatzdebatte über die Integration entfacht. Nicht nur am rechten Rand des politischen Spektrums werden im Rückgriff auf populäre Bilder und Argumente vorhandene Ängste in der Bevölkerung geschürt. Aktuelle Studien belegen, dass in diesem politischen Klima islamophobe und ethnozentristische Orientierungen, wie eine allgemeine ‚Ideologie der Ungleichwertigkeit’, die sich ebenso gegen arme Bevölkerungsgruppen und Empfängerinnen und Empfänger von Sozialhilfe richtet, dramatisch zugenommen haben. Dadurch werden bestehende Muster der Benachteiligung und des Ausschlusses marginalisierter Gruppen verstärkt.
Mit dem Akzent auf Fragen der Bildung werden in dieser Reihe von Lunch-Lectures neben wissenschaftlichen Analysen auch konkrete Praxisstrategien vorgestellt, um im Kontext moderner Einwanderungsgesellschaften alltägliche Muster der Diskriminierung, Benachteiligung und Segregation zu durchbrechen und Räume für demokratische Teilhabe zu eröffnen.