Projektstart im März 2017. Förderung einer internationalen Konferenz durch die Deutsche Stiftung Friedensforschung. Diese fand im Juni 2018 an der HSU statt. Derzeit ist ein Sammelband zu den Ergebnissen der Tagung in Vorbereitung. Ein Bericht zur Veranstaltung findet sich hier.
Organisatorinnen: Anna Geis, Maéva Clément und Hanna Pfeifer
Die sozialwissenschaftliche Forschung zu “Anerkennung” (recognition), „verkennende Formen von Anerkennung“ (misrecognition) und „Nicht-Anerkennung“ (non-recognition) hat sich bisher noch nicht auf das Feld der Konflikttransformation erstreckt; insbesondere sind nicht-staatliche Gewaltakteure (NSGA) bislang noch unberücksichtigt geblieben. Der internationale Workshop hat sich dieser Forschungslücke angenommen, um sowohl die empirische Forschung zu Anerkennung als auch die Friedens- und Konfliktforschung durch eine Verknüpfung beider Felder zu bereichern. Die Leitfragen des Workshops waren: Welche Formen der (Nicht-)Anerkennung von NSGAs lassen sich in Gewaltkonflikten finden, und wie können sie analysiert werden? Welche Chancen und Risiken ergeben sich für Prozesse der Konflikttransformation, wenn staatliche Akteure NSGAs anerkennen – oder ihnen Anerkennung verweigern?
Der Workshop war entlang von Fallstudien strukturiert, die eine besondere Relevanz für die Thematik haben. Die Referenten und Referentinnen deckten zentrale Gewaltkonflikte aus diversen Weltregionen und in unterschiedlichsten sozio-politischen Kontexten ab, an denen NSGAs beteiligt sind. Zusätzlich reflektierte Véronique Dudouet (Berghof-Stiftung) in einem öffentlichen Abendvortrag das Konzept der Anerkennung als potentielles Instrument für Praktiker/-innen, die in der Konfliktbearbeitung tätig sind.
Drei zentrale Hypothesen wurden als Ergebnisse des Workshops formuliert. (i) Anerkennung hat eine kausale Bedeutung für Konflikttransformation. (ii) Nicht-Anerkennung ist ein Hindernis für Konflikttransformation. (iii) Verkennende Formen von Anerkennung (misrecognition) kann sogar eine Ursache von Konflikteskalation sein. Es wurde deutlich, dass insbesondere die Etikettierung eines Akteurs als „terroristisch“ die Aussichten auf eine friedliche Konflikttransformation minimiert; sie stellt die drastischste Form einer „misrecognition“ dar, weil sie NSGAs sowohl die Akteursqualität abspricht als auch ihre politischen Forderungen delegitimiert. In diesem Zusammenhang stach der „globale Krieg gegen den Terrorismus“ als wichtigster normativer Rahmen hervor, innerhalb dessen (scheiternde) Anerkennungsprozesse derzeit stattfinden.
Teilnehmer*innen der Konferenz
- Jan Boesten University of Oxford
- Chien Peng Chung, Lingnan University Hong-Kong
- Maéva Clément, Helmut Schmidt University Hamburg
- Christopher Daase, PRIF / Goethe University Frankfurt
- Véronique Dudouet, Berghof Foundation Berlin
- Anna Geis, Helmut Schmidt University Hamburg
- Carolin Görzig, Max Planck Institute for Social Anthropology Halle
- Christoph Günther, University of Mainz
- Stephan Hensell, University of Hamburg
- Annette Idler, University of Oxford
- Tom Kaden, York University Toronto
- Michael Nwankpa, University of Roehampton
- Hanna Pfeifer, Helmut Schmidt University Hamburg
- Jamie Pring, University of Basel / Swisspeace
- Gabi Schlag, Eberhard Karls University Tübingen
- Klaus Schlichte, University of Bremen
- Mitja Sienknecht, WZB Berlin Social Science Center
- Solène Soosaithasan, Université Lille 2
- Harmonie Toros, Kent University
Publikation
Anna Geis/Maéva Clément/Hanna Pfeifer (Hg.) 2021: Armed non-state actors and the politics of recognition, Manchester: Manchester University Press. Link zum Verlag
Drei Kapitel sind als Open Access verfügbar:
Recognising armed non-state actors. Risks and opportunities for conflict transformation
Recognition dynamics and Lebanese Hezbollah’s role in regional conflicts
Shifting recognition orders. The case of the Islamic State