Transfervorhaben zum Projekt „WirQung – Die Organisation des Qualitätsmanagements“
Übersicht
Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Rahmen der Förderlinie Begleitforschung zum Qualitätspakt Lehre unter dem Förderkennzeichen 01PB18006 gefördert.
Forschungsfeld
Das Projekt adressiert das Forschungsfeld des Qualitätsmanagements (QM) an Hochschulen. Im Vorgängerprojekt „WirQung“ wurden die Wirkung und Wirksamkeit von QM-Interventionen umfassend untersucht. Als solche werden Interventionen verstanden, wie sie sich aus Maßnahmen der Qualitätssicherung, der Qualitätsentwicklung und des QM ergeben.
Angelehnt ist das Forschungsprojekt an den „Qualitätspakt Lehre“, einem Bund-Länder-Programm, mit dem die Betreuung der Studierenden und die Lehrqualität an Hochschulen verbessert werden soll. Als Begleitforschung nimmt das Projekt insbesondere solche QM-Interventionen in den Blick, die aus dem Qualitätspakt Lehre gefördert werden. Die Forschungsergebnisse aus dem Projekt „WirQung“ liefern unter Berücksichtigung der Funktionsweise der Organisation Hochschule und der Mentalität ihrer akademischen Mitglieder Orientierungswissen zur Implementierung und internen Ausgestaltung von QM-Ansätzen. Aufgrund der Variation von QM-Ansätzen und Einzelmaßnahmen der Qualitätssicherung- und entwicklung liegt eine Unklarheit über die Wirksamkeit einzelner QM-Interventionen in der Blackbox Hochschule vor:
– QM-Interventionen sind bedingt wirksam: Die Wirksamkeit von QM-Interventionen ist abhängig von spezifischen Rahmenbedingungen. Dazu zählen: Organisationale Gegebenheiten (z.B. der Zentralisationsgrad des QM), kulturelle und historische Gegebenheiten (z.B. die Geschichte des QM in einer Hochschule), aber auch aktuelle Muster der Sinnzuschreibung der Organisationsmitglieder (z.B. die Zuschreibung der Wirksamkeit zu Interventionen des QM)
– Formen und Ausprägungen von akademischem Widerstand gegen QM-Interventionen, sowie ihre Motive sind vielfältig: Akademischer Widerstand erstreckt sich von offenen bis hin zu verdeckten Formen (z.B. Dienst nach Vorschrift), die Motive reichen von intendiertem Widerstand (z.B. akademische Proteste) über Praktiken der Identitätsbehauptung (z.B. die Betonung akademischer Traditionen als geltende Standards in Reaktion auf die Einführung neuer Verfahren) und ökonomische Überlegungen (z.B. Spezialisierung durch Aufgabenpriorisierung und Selektion) und reichen bis zu nicht-intendierten Effekten (z.B. Missverständnisse in der zwischenmenschlichen Kommunikation)
– Akademische Identität und Selbstverständnis der ProfessorInnen. Dies betrifft insbesondere die folgenden Aspekte: Professionelle Autonomie (z.B. Kooperationsverweigerung in Reaktion auf Versuche der Verbindlichmachung von QM-Anforderungen), fachliche Bindung zur heimischen Disziplin (z.B. die Betonung fachdisziplinärer Kriterien als geltende Standards in Reaktion auf standardisierte Evaluationsverfahren), der ExpertInnen-Status der Mitglieder des akademischen Bereichs (z.B. das Infragestellen der Gültigkeit von QM-bezogenen Bewertungsverfahren und Methodenkritik) und der ExpertInnen-Status der Mitglieder der QM-Mitarbeiter (z.B. der Verweis auf die disziplinübergreifende, systematische Perspektive auf die Qualitätsentwicklung in Studium und Lehre)
Die Forschungsergebnisse werden im Rahmen eines eigens erarbeiteten Transfer-Konzepts primär an die PraktikerInnen des institutionalisierten QM vermittelt und anhand von Reflexions-Projekten der TeilnehmerInnen praktisch umgesetzt und reflektiert.
Projektziele
Die Projektziele sind gleichermaßen auf die Vermittlung von Forschungsergebnissen wie auf die Reflexion der Wirksamkeit von wissenschaftlichem Transfer in die Praxis ausgerichtet:
Transfer von Forschungsergebnissen
Die Leitidee zur Umsetzung des Transfervorhabens besteht darin, die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt WirQung im wörtlichen Sinne in die Praxis zu tragen. Die primäre Zielgruppe sind dabei die AkteurInnen in QS und QM, weil eine Reflexion, die auf Sensibilisierung für den spezifischen organisationalen und sozialen Kontext zielt, gerade für diese Zielgruppe eine hohe praktische Relevanz hat. Denn sie bewegen sich im Spannungsfeld konfligierender Ziele und Interessen und sehen sich mitunter mit massivem Widerstand aus den Reihen der WissenschaftlerInnen konfrontiert. Dadurch sollen Impulse zur Arbeit an den eigenen Vorstellungen von QS und QM angeboten werden. ‚Gesteuerte‘ Reflexion sowie ‚kollegiale Beratung‘ bilden die Transmissionsriemen für eine wirksame Überführung der Forschungsergebnisse in die Hochschulpraxis. Gesteuert wird diese Arbeit durch ein systematisiertes Kategorienset zu Themen der Steuerung, Wirksamkeit, aber auch des Widerstands, das aus dem Projekt WirQung stammt.
Bearbeitung individueller Cases aus der QM-Praxis in Form von Reflexions-Projekten
Den Kern des Transfervorhabens bildet ein dreistufiges Workshop-Konzept (Handlungsfeld 1). In den Workshops sollen feste Gruppen von bis zu 10 TeilnehmerInnen über die Ergebnisse des Projekts WirQung informiert werden und – über die einzelnen Workshop-Stufen eskalierend – die Reflexionsarbeit an eigenen Fragestellungen und Problemen, vertiefen. Diese Reflexionsarbeit wird durch die kollegiale Beratung flankiert, die in einen Prozess der ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘ führt, deren Wirkung über das Ende des Transferprojekts hinausreicht.
Reflexion der Wirksamkeit der Transferleistung in die QM-Praxis
Um dieses Format des Forschungstransfers wiederum zu reflektieren und Erkenntnisse daraus zu systematisieren, wird das Workshop-Konzept durch eine Meta-Reflexion der Transferfähigkeit der Projektergebnisse sowie der erarbeiteten Formate des Theorie-Praxis-Dialogs erweitert. Diese Meta-Reflexion manifestiert sich in der Herausgabe eines Sammelbandes mit Beiträgen der Workshop-TeilnehmerInnen über den Erfolg und die Wirksamkeit der Transferleistung.
Transferstrategie
Basierend auf den durchgeführten Fokusgruppen-Workshops im Projekt WirQung ist deutlich geworden, dass die Transferierung von Wissensbeständen zumindest im Kontext zur Wirkung und Wirksamkeit von QM-Interventionen über klassische Formate wie einen einmaligen Workshop bzw. Werkstatt-Gesprächen keine hinreichende Bedingung für einen angemessenen Transfer in die Praxis darstellt. Dies hat in nicht unerheblichem Maße mit der Komplexität des Forschungsfeldes zu tun. Deshalb verfolgen wir im Transferprojekt einen Transfer-Ansatz mit einer erhöhten Wirkungskraft und –reichweite sowie Einwirkzeit. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, wird ausgehend von der erprobten Begleitung der QM-Praxis aus Projekt „WirQung“ ein mehrschichtiges Workshop-Konzept speziell für die TeilnehmerInnen aus dem institutionalisierten QM entwickelt.
1. Phase: Definition von Reflexions-Projekten und kollegiale Beratung
Die TeilnehmerInnen nehmen an einer dreistufigen Workshop-Reihe teil. Im Vorfeld definieren sie sog. Reflexions-Projekte d.h. eine konkrete Problemsituation bzw. Fragestellung aus ihrem Arbeitsalltag, die im Rahmen der Workshops stufenweise bearbeiten und reflektieren soll. In Workshops mit bis zu 10 Personen findet eine Vermittlung der systematisierten Erkenntnisse aus dem Projekt WirQung statt, um davon ausgehend über die einzelnen Workshop-Stufen die Reflexionsarbeit an den Fragestellungen und Problemen der Workshop-TeilnehmerInnen zu vertiefen.
Die Workshop-TeilnehmerInnen werden dabei nicht nur als Hilfesuchende angesprochen, sondern zugleich als ExpertenInnen des QM in die Helferrolle eingebunden (Idee der „helfenden Beziehung“ nach Schein 2010). Die einzelnen Reflexions-Projekte werden auf der Grundlage der Ergebnisse aus Projekt WirQung von der Gruppe als Ganzes bearbeitet. Der Austauschprozess zwischen den Gruppen-Mitgliedern wird durch unterschiedliche Formen wie z.B. vor Ort Besuchen,Video-Konferenzen oder E-Mail-Austausch unterstützt. Im Idealfall entstehen kompetente, eigenständige Gruppen, welche die kollegiale Beratung in einem stabilen Netzwerk auch nach Ende des Transfervorhabens weiterverfolgen.
2. Phase: Meta-Reflexion der Effektivität und Effizienz der Transferleistung
Auf dieser Grundlage baut die zweite Phase auf, die darin besteht, das erworbene und angewandte Orientierungswissen im Hinblick auf seine Tauglichkeit und Nützlichkeit im Hochschulkontext zu reflektieren. Die Workshop-TeilnehmerInnen werden als QM-Professionals und Hilfesuchende zugleich ermuntert, die Lern- und Veränderungsprozesse zu thematisieren, die sie über die Workshop-Reihe an ihrem eigenen Handeln und Denken und in ihrem professionellen Umfeld beobachten können. Diese theoriegetriebene Meta-Reflexion soll sich am Ende der Projektlaufzeit auch in Form einer Publikation manifestieren, in der die Workshop-TeilnehmerInnen ihre Erfahrungen aufbereiten.
Kooperationen
Im Rahmen des Transfers von Forschungsergebnissen kooperieren wir mit insgesamt 25 öffentlichen Hochschulen aus Deutschland und Österreich. Jede Hochschule entsendet mindestens eine VertreterIn zu einem dreistufigen Workshop, in denen die TeilnehmerInnen eigene Reflexions-Projekte definieren, in der Gruppe bearbeiten und reflektieren.
Publikation
Publikationen und Vorträge, die im Rahmen der Forschungsprojekte WirQ-Tra und WirQung entstanden sind, finden Sie hier. In 2020 ist ein Sammelband gemeinsam mit QM-Praktikerinnen in Planung.
Kontakt
Postanschrift:
Helmut-Schmidt-Universität, Universität der Bundeswehr Hamburg
Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
Institut für Controlling und Unternehmensrechnung
Projekt WirQ-Tra
Postfach 70 08 22, 22008 Hamburg
Ansprechpartner:
Univ.-Prof. Dr. Tobias Scheytt, [email protected], 040 – 6541 2825
Claudia Meister-Scheytt, [email protected], 040 – 6541 4117
Michael Lust, M.A., [email protected], 040 – 6541 3726
Letzte Änderung: 30. Januar 2021