Die Vermessung des Imperiums. Der Aralsee, seine Erforschung und das Russländische Reich im 19. Jahrhundert
Mit der Erstbesegelung des Aralsees 1848/49 untersucht das Forschungsprojekt die Geschichte Russlands unter transnationaler Perspektive. Gefragt wird nach den Wissenschaftsbeziehungen – in erster Linie den deutsch-russischen. Im Zentrum stehen weiterhin die technische Erschließung der zentralasiatischen Peripherie und die Verortung Russlands in einer neu verstandenen europäischen Kolonialgeschichte, indem auf die Wechselwirkungen zwischen Kolonisierern und Kolonisierten fokussiert wird. Besonders aufschlussreich sind hierbei die zahlreichen Zeichnungen des Expeditionsmalers. Sie wurden bislang nicht auf ihre Aussagekraft für eine russisch-europäische Kolonial- und Technikgeschichte befragt. Über die Zeichnungen gelingt ein innovativer Zugang zur Geschichte der Vermessung des Russländischen Imperiums.
Mit diesem Forschungsprojekt wurde Jörn Happel in das Heisenberg-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) aufgenommen.
Ein Fluss, mächtig und breit, schlängelt sich durch die Wüste. Nach über 1000 Kilometern wird er zunehmend kleiner: bis auf eine Flussrinne zusammenschrumpfend. Daneben ein Flussbett, eingenommen von sandigen Transversaldünen. Immer enger wird die Rinne, immer breiter werden die Sandflächen um sie herum. Letztlich verschwindet das Bächlein, einen letzten unter der Sonnenhitze austrocknenden Sumpf bildend.
Sucht man heute die Mündung des Amudarja auf, braucht es keine Gummistiefel. Wo genau der Fluss seinen letzten Tropfen in der Karakum-Wüste versiegen lässt, weiß niemand so genau. Die Fragen über den Flussverlauf des Amudarja, über seine Mündung und seine Kanäle sind deshalb heute ebenso weitgehend unbeantwortbar wie vor über 100 Jahren, als die Oxus-Frage europäische Wissenschaftler als Problem der Erdkunde beschäftigte, und wie vor über 200 Jahren, als sich Peter der Große des Flusses anzunehmen gedachte. Der Oxus sollte umgeleitet werden und in das Kaspische Meer fließen.
Im Zentrum des Forschungsprojekts steht der Amudarja, der antike Oxus, der auf Arabisch Ğayhūn genannte Fluss. Es geht darum, ihn im Zusammenspiel der Wissenschaften zu entdecken und einzufangen. Ich konzentriere mich dabei auf die europäischen geographischen Forschungen des 19. Jahrhunderts und begebe mich mit den Quellen früherer Jahrhunderte zurück auf eine Suche nach einem Fluss, der sich einst nicht bändigen ließ.
Gesichertes Wissen über den Oxus sollte wissenschaftliche Erkenntnisse mehren, militärische Überlegungen in Karten umsetzen helfen und ökonomisches Potential in Aussicht stellen. Gesprochen mit einem der bedeutendsten Orientalisten des frühen 20. Jahrhunderts, dem Petersburger Wilhelm Bartold (Vasilij V. Bartol’d), spiegelte sich im Streit um den Lauf des Oxus wie bei keinem anderen Problem des 19. Jahrhunderts „die Zukunft der wissenschaftlichen Erdkunde“ (1910). Für zahlreiche Wissenschaftler und Publizisten besaß die Beantwortung der Oxus-Frage mithilfe der Umleitung des Flusses in das Kaspische Meer zudem politische Sprengkraft. Der New York Herald glaubte im Jahre 1879:
„It is highly probable that when the future historian of the nineteenth century, viewing its great events with the dispassionateness and calmness of the twentieth century, shall sum up its most radical political changes he will assign the first place in importance to the reopening of Central Asia to the civilization of the West.“
Asiatische Reiter – Bolschewistische Monstren. Europas Urangst vor dem Osten
Die Zerstörung durch unberechenbare Reiter stellt Europas Urangst vor dem „Osten“ dar. Dies kann anhand einer europäischen Bild- und Quellensprache seit dem Frühmittelalter belegt werden. Immer wieder hatten Reitervölker für Angst und Schrecken in Europa gesorgt. In ihnen wurde der Untergang der Christenheit gesehen: Die Reiter galten als Abkömmlinge der Gog und Magog – jener alttestamentarischen Völker, die im Neuen Testament im Gefolge des Antichristen erscheinen. Schließlich wurde im 13. Jahrhundert mit dem Mongolensturm Europas Urangst mit einem konkreten Volk verbunden. Im Ausdruck Mongolensturm schwebt bis heute die Angst vor dem Untergang durch anstürmende Barbaren mit. Mit diesem Projekt wird das Ziel verfolgt, einen neuen Zugang zur Darstellungsgeschichte Osteuropas als gefährlichen asiatischen Gegenraum des Westens zu erproben. Grenzen und Jahrhunderte überschreitend werden Bilddiskurse offengelegt, die die historische Auseinandersetzung zwischen sesshaften und nicht sesshaften Kulturen thematisieren.
„Królestwo Polskie w oczach austro-węgierskiej administracji okupacyjnej w latach 1915-1918“ („Das Königreich Polen in den Augen der österreichisch-ungarischen Besatzungsverwaltung in den Jahren 1915-1918“)
Seit Januar 2024 ist eine internationale Arbeitsgruppe an der UMCS Lublin und der HSU damit beschäftigt, die k&k-Besatzungszeit während des Ersten Weltkriegs in Polen systematisch zu erschließen. Das auf 60 Monate angelegte Projekt wird vom polnischen Bildungsministerium unterstützt. Geplant sind eine Website, mehrere eigenständige Monografien sowie Workshops und Konferenzen.
…weitere Informationen folgen…
Letzte Änderung: 5. Januar 2024