Vierte Veranstaltung der Veranstaltungsreihe „Diversität leben – zwischen Wunsch und Wirklichkeit Einblicke aus Wissenschaft und Praxis“ – mit Prof’in Dr. Gabriele Diewald, Prof. Dr. Horst Simon, Dr. Anna Schnitzer und Lena Völkening am 25.05.2023 um 17:00 Uhr
Veranstaltungsort:
Helmut-Schmidt-Universität /
Universität der Bundeswehr Hamburg
Mensagebäude, Thomas-Ellwein-Saal
Holstenhofweg 85
22043 Hamburg
Unsere Vortragenden
Lena Völkening– Sprachwissenschaftlerin, Journalistin und Übersetzerin
Frau Völkening arbeitet als Wissenschaftlerin und Dozentin im Bereich historische Linguistik an der Universität Bonn. Autorin des Buches „Gendern – Warum wir die Flexibilität des Sprachsystems nutzen sollten.“
Dr. Anna Schnitzer – Postdoc am Institut für Schulpädagogik und Grundschuldidaktik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Frau Schnitzer betreibt Bildungs-, Migrations- und Ungleichheitsforschung u.a. zu Fragen von Mehrsprachigkeit in der Migrationsgesellschaft, Erinnerung im Flucht- und Migrationskontext sowie sozialen Teilhabemöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen.
Prof. Dr. Horst Simon – Professor für historische Sprachwissenschaften an der Freien Universität Berlin
Herr Simon forscht u.a. zu Sprache-Macht-Emotionen, zum Sprachwandelvergleich und zur Wissen(schaft)sgeschichte der Sprachbetrachtung.
Prof‘in Dr. Gabriele Diewald – Professorin für deutsche Sprache der Gegenwart an der Universität Hannover
Frau Diewald forscht u.a. zum geschlechtergerechten Sprachgebrauch. Aktuelles Forschungsprojekt: Konnotativ erzeugte Genderstereotype in digitalen Medien.
Erzählen, erklären, diskutieren, überreden, unterrichten – was Menschen mit Sprache bewerkstelligen, geht weit über den Austausch von Informationen hinaus. Ob Sprache unser Denken bestimmt oder davon unabhängig ist, bleibt umstritten. Einig ist man sich, dass sie als grundlegende Kulturtechnik als Werkzeug wie auch als Objekt zwischenmenschlicher Interaktion wirkt und damit immer auch mit Macht verknüpft ist. Sie rührt an grundlegende Fragen nach dem Wesen des Menschen und seiner Wahrnehmung, denn Worte beeinflussen tagtäglich, wie wir denken und handeln, was wir wahrnehmen und woran wir uns erinnern. Mit Sprache beschreiben wir die Welt nicht nur, sondern können sie auch verändern oder gar erst „erschaffen“. Deswegen ist was wir sagen und wie wir etwas sagen nicht gleichgültig. Dieser komplexen Wirkung von Sprache können wir uns auch nicht entziehen, denn „man kann nicht nicht kommunizieren.“[1] Auch das „Nichts-sagen“ kann eine starke Auswirkung haben.
Weil wir mit Sprache unsere sozialen Beziehungen regeln, wird sie zur Bedingung für Machtausübung und ist selbst eine Macht. Begriffe, in denen wir denken, prägen das Bild von der politisch-sozialen Wirklichkeit und beeinflussen Verhalten. So wird die Sprache der Mächtigen, wie auch die der Machtunterworfenen, kulturspezifische Wörter wie auch die frühesten Prozesse des Spracherwerbs untersucht. Dabei geht die Wirkung von Sprache weit über linguistische Überlegungen hinaus. Hirnforscherinnen und Hirnforscher, Psychologinnen und Psychologen und Kognitionswissenschaftlerinnen und Kognitionswissenschaftler haben eine Fülle von Belegen für die Macht der Worte zusammengetragen. Das Denken ist geprägt durch sprachliche Bilder, deren metaphorischer Charakter uns kaum bewusst ist, während Metaphern gerade durch die Emotionen, die sie hervorrufen, einen großen Effekt haben.
Während das Aussprechen von Tabuwörtern körperliche Stresssymptome auslöst, wird die machtvolle Wirkung von Sprache nicht nur in der Politik, sondern auch im Marketing bewusst genutzt. Vor allem Schlag- und Schlüsselwörtern wird das Potenzial zugetraut, Macht über Denken, Emotionen und Einstellungen gewinnen zu können und als Symbole mit Integrationskraft zu wirken. Begriffe wie Flüchtlingswelle, oder EU-Rettungsschirm, lösen Emotionen aus und haben eine starke Wirkung auf Menschen. Ebenso entfalten Redewendung wie „eine kleine Dame“ oder „ein richtiger Junge“ seine Wirkung. Geschlechterstereotype und Rollenklischees werden über die Sprache transportiert und verfestigt.
Sogenannte Baby-X Experimente belegen, dass Erwachsene sehr unterschiedlich auf ein Kind reagieren und anders mit ihm sprechen, abhängig davon, ob sie es für ein Mädchen oder einen Jungen halten. Dies wird durch gezieltes Gendermarketing verfestigt. Was bedeutet dies nun für eine diverse Gesellschaft, die eben diese Vielfältigkeit durch verschiedene Maßnahmen zu schützen sucht? Was bedeutet gesellschaftliche Diversität für Sprache und was macht diversitätssensible Sprache aus? Diese und andere Fragen, werden am 25.5.2023 im Thomas-Ellwein-Saal der HSU, Hamburg bei der Veranstaltung „Sprache und Diversität – Zum Verhältnis von Sprache und Wirklichkeit. Eine Diskussion zur Macht der Sprache.“ mit Prof’in Dr. Gabriele Diewald, Prof. Dr. Horst Simon, Dr. Anna Schnitzer und Lena Völkening diskutiert werden.
Wir laden Sie alle herzlich ein und freuen uns über eine rege Teilnahme an der gemeinsamen Diskussion.
Eine Anmeldung unter [email protected] hilft uns bei der weiteren Planung, aber natürlich sind auch spontane Besucher*innen herzlich willkommen!
[1] Paul Watzlawick