Wirtschaftspsychologen der HSU zeigen in Studien erstmalig das Zusammenspiel zwischen Krisensituationen, gesundheitsorientierter Führung und der Gesundheit von Beschäftigten und identifizieren Krisensituationen als wichtigen Faktor für das Ausmaß und die Effektivität gesundheitsorientierter Führung.
Wirtschaftspsychologen der HSU zeigen in Studien erstmalig das Zusammenspiel zwischen Krisensituationen, gesundheitsorientierter Führung und der Gesundheit von Beschäftigten und identifizieren Krisensituationen als wichtigen Faktor für das Ausmaß und die Effektivität gesundheitsorientierter Führung.
Die Forscherinnen und Forscher der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg untersuchten zunächst das Ausmaß gesundheitsorientierter Unternehmens- und Mitarbeiterführung in Krisensituationen. In zwei Studien kommen sie zu dem Ergebnis, dass Führungskräfte in Krisensituationen wegen hoher Belastungen Schwierigkeiten haben, die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu berücksichtigen und aktiv zu fördern. Dieser Effekt wird sogar noch verstärkt, wenn die Führungskräfte in Krisen selber unter hohem Stress leiden. Jedoch konnte die Studie auch zeigen, dass Führungskräfte verstärkt gesundheitsorientiertes Führungsverhalten zeigen, wenn sie in Krisensituationen bemerken, dass ihre Mitarbeiter hoch belastet sind.
In einer weiteren Studie untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, inwiefern die Corona-Pandemie als kritisches Ereignis auch zu einer Krise am Arbeitsplatz führen und so das Führungsverhalten und die Mitarbeitergesundheit beeinträchtigen kann. Die Ergebnisse zeigen, dass die Corona-Pandemie durch spezifische Stressoren (beispielsweise durch Unterbrechung von Arbeitsroutinen) eine Krise am Arbeitsplatz auslösen kann. „Hier zeigte sich ein Dilemma für Führungskräfte in Krisensituationen: Während die Beschäftigten in Krisensituationen besonders auf die Unterstützung der Führungskraft angewiesen sind und gesundheitsorientierte Führung einen besonders starken Effekt auf die Gesundheit haben kann, sinkt gleichzeitig das Level gesundheitsorientierter Mitarbeiterführung“, erläutert Laura Klebe (M. Sc.). Ferner könne dies dazu führen, dass die Beschäftigten aufgrund fehlender externer Ressourcen nicht mehr in der Lage sind, sich um ihre eigene Gesundheit zu kümmern, so dass die Mitarbeitererschöpfung in Krisensituationen ansteigt. Die Ergebnisse zeigen, dass gesundheitsförderliche Führung in der Pandemie zwar abnimmt, aber besonders in Krisensituationen an Bedeutung gewinnt. Durch gesundheitsförderliche Mitarbeiterführung können Führungskräfte krisenbedingte Risiken auf ihre Beschäftigten abmildern.
Die beiden Studien entstanden unter dem Dach des Projekts „A person-oriented approach to mixed leadership and health“ unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Jörg Felfe (Professur für Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie). Das Projekt beschäftigt sich unter anderem mit den Einflüssen lokaler und globaler Krisen auf gesundheitsorientiertes Führungsverhalten. Bisherige Forschung hat bereits positive Effekte gesundheitsorientierter Führung auf die Gesundheit und das Wohlbefinden von Beschäftigten gezeigt. Bisher war jedoch unklar, ob und inwiefern situative Faktoren gesundheitsorientierte Führung beeinflussen können. Besonders Krisensituationen die Arbeitsroutinen unterbrechen – wie die Covid-19 Pandemie – konnten als wichtiger Einflussfaktor auf das Ausmaß und die Effektivität gesundheitsorientierter Führung identifiziert werden.
Originalpublikationen
Laura Klebe, Katharina Klug, Jörg Felfe: Mission impossible? Effects of crisis, leader and follower strain on health-oriented leadership. DOI: https://doi.org/10.1016/j.emj.2021.07.001
Laura Klebe, Jörg Felfe, Katharina Klug: The show must go on: The effects of crisis on health-oriented leadership and follower exhaustion during the Covid-19 pandemic. DOI: https://doi.org/10.1026/0932-4089/a000369
Wissenschaftliche Ansprechpartnerin
Laura Klebe, M. Sc., Professur für Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie, Tel. 040 6541-3427, E-Mail [email protected]
Ansprechpartner für die Medien
Pressestelle, Dietmar Strey, 040 6541-2774, [email protected]