Exzellenzinitiative: HSU ist bei zwei Clustern dabei

HSU

28. September 2018

Mit ihrer Entscheidung zur Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder haben die Deutsche Forschungsgemeinschaft, der Wissenschaftsrat und die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz am 27. September 2018 bekanntgegeben, dass vier Hamburger Exzellenzcluster ab 2019 mit insgesamt 164 Millionen Euro gefördert werden. An den Clustern „Climate, Climatic Change, and Society“ (Klimaforschung) und „Understanding Written Artefacts“ (Manuskriptforschung) sind auch Wissenschaftler der Helmut-Schmidt-Universität beteiligt.

„Damit profiliert sich Hamburg national wie international als echter Wissenschaftsstandort,“ freute sich Universitätspräsident Prof. Dr. Klaus Beckmann über die Entscheidung der Exzellenzinitiative. Dass die HSU an gleich zwei Clustern beteiligt ist, zeige die hohe Forschungsstärke der Hamburger Universität der Bundeswehr, sagte der Präsident. Er gratulierte den beteiligten Wissenschaftlern und dankte Ihnen für die Mühe der aufwändigen Antragstellung.

Manuskriptforschung

Univ.-Prof. Dr. Thomas Jacobsen ist Professor für Allgemeine und Biologische Psychologie an der HSU. Als einer von nur 50 „Principal Investigators“ kommt ihm eine hervorgehobene Rolle im Cluster „Understanding Written Artefacts“ zu. Inhaltlich geht es um Manuskriptforschung. Und um Fragen wie „Warum müssen wir Verträge unterschreiben?“

Am Cluster sind knapp 300 Personen aus unterschiedlichen Fächern beteiligt: Asiatische, afrikanische und europäische Philologien, Kunstgeschichte und Historische Musikwissenschaft, Informatik und Materialwissenschaft sowie Bewegungswissenschaft.
Jacobsen ist der einzige Psychologe.

„Understanding Written Artefacts“ untersucht die Entwicklung und Funktionen von Schriftartefakten in Manuskriptkulturen weltweit – von den Anfängen im alten Mesopotamien bis ins digitale Zeitalter. Ausgangspunkt ist hierbei immer der Schriftträger aus organischem oder anorganischem, hartem oder flexiblem Material mit einem schriftlichen Inhalt sowie den Spuren seiner Produktion, Nutzung und gegebenenfalls Umnutzung. Ziel ist es, die kulturelle Vielfalt von Schriftartefakten anhand ihrer Materialität systematisch zu erfassen und zu untersuchen. So sollen einerseits wiederkehrende Muster erkannt und andererseits die Vielfalt der Manuskriptkulturen, vor allem in Asien und Afrika, dokumentiert und als Kulturgut erhalten werden. Fünfzig Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Metropolregion Hamburg haben sich zusammengefunden, um zu diesen Themen zu forschen. Die in dieser Form einzigartige Zusammenarbeit von Natur-und Geisteswissenschaften wird erstmals das Phänomen des Schreibens in globaler Perspektive untersuchen, wobei dem Team ein internationales Netzwerk von Expertinnen und Experten zur Seite steht.

Thomas Jacobsen, der als Ästhetikforscher auch international hohe Anerkennung genießt, wird relevante Konzepte für die Bewertung und emotionale Reaktion erforschen. „Was bringt den Menschen dazu, beim Betreten eines Tempels stehen zu bleiben, um eine Inschrift im Torbogen zu lesen?“, fragt er. Es geht also weniger um die Inhalte von Manuskripten, sondern vielmehr um deren Gestaltung und die Frage, nach welchen Mustern die Menschen die Wertigkeit eines Textes wahrnehmen.

Klimaforschung

Univ.-Prof. Dr. Michael Berlemann und Univ.-Prof. Dr. Stefan Traub sind beteiligt am Cluster „Climate, Climatic Change, and Society (CliCCS)“.

Der Cluster widmet sich Fragen wie „Ist es möglich, die Erderwärmung auf zwei Grad oder besser noch 1,5 Grad Celsius zu begrenzen – und wenn ja, wie?“ oder „Welche Zukunftsszenarien sind physikalisch möglich, welche sind im gesellschaftlichen Gesamtzusammenhang tatsächlich plausibel?“.

Dafür muss man wissen, wie die Menschen den Klimawandel wahrnehmen, welche langfristig wirksamen Entscheidungen getroffen werden und wie diese mit dem physikalischen Klima wechselwirken. Die Existenz eines globalen Klimatrends ist klar. Gleichzeitig ist die Klimavariabilität so groß, dass die Folgen mancherorts zunächst milder ausfallen oder sogar gegensätzlich erscheinen. Das erschwert nicht nur die Vorhersage, auch die Motivation für einen gesellschaftlichen Wandel leidet. Dazu kommt: Nicht nur das Klima ist dynamisch. Auch die Gesellschaft verändert sich, generell und gegebenenfalls auch als Reaktion auf den Klimawandel – und wirkt dann wieder auf das Klima zurück.

Stefan Traub ist Professor für Behavioral Economics. In seiner Forschung geht es um die gesellschaftliche Akzeptanz von klimapolitischen Entscheidungen. Dazu werden Klimaschutzpräferenzen von Individuen systematisch erfasst. „Welche Klimaschutzmaßnahmen werden eher akzeptiert als andere, und welche ökonomischen Anreize und soziale Überlegungen beeinflussen die Entscheidungen und das Verhalten der Menschen? Wie müssen die durch den Klimawandel entstehenden Lasten verteilt werden, damit die Verteilung von den Menschen als gerecht empfunden wird?“, beschreibt Traub seine Forschungsfragen.

Michael Berlemann ist Professor für politische Ökonomik und empirische Wirtschaftsforschung. Er hat sich auf die Erforschung der ökonomischen Konsequenzen des Klimawandels fokussiert. „Dabei interessiert mich vor allem, wie sich Klimawandel und klimabedingte Extremwetterereignisse auf die wirtschaftliche Entwicklung und die Lebenszufriedenheit der betroffenen Länder und Regionen auswirken und über welche Kanäle diese Effekte wirken“, erläutert er. „Zudem erforsche ich, welche Migrationswirkungen von Klimawandel und Naturkatastrophen ausgehen, welche Sektoren besonders betroffen sind und wie sich Klimawandel auf die Präferenzen der Bürger und ihr Wahlverhalten auswirkt.“

Am Cluster sind etwa 230 Personen aus 15 Disziplinen beteiligt (u. a. Ozeanographie, Meteorologie, Biologie, Soziologie, Wirtschaft, Geisteswissenschaften).

Das geplante Forschungsprogramm deckt fundamentale natur- und sozialwissenschaftliche Aspekte der Klimaforschung ab, entwickelt und prüft Anpassungsszenarien für Musterregionen wie Städte oder Küsten. Es liefert wichtiges Wissen für Entscheider und trägt zu einer zielgerichteten Klimapolitik bei. Beteiligt sind neben der Universität unter anderem das Max-Planck-Institut für Meteorologie, das Helmholtz-Zentrum Geesthacht und das Deutsche Klimarechenzentrum. Die Klimaforschung hat den anthropogenen Klimawandel eindeutig nachgewiesen. Mit dem Klimaabkommen von Paris warten jetzt neue Aufgaben auf die Wissenschaft.

Kontakt

Pressestelle, Dietmar Strey, Tel. 040 6541-2774