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Symposium Universität und militärische Sicherheit
Mai 19, 2022 @ 9:00 – Mai 20, 2022 @ 14:30
Donnerstag, 19. Mai 2022
09:00 – 09.30 Uhr Registrierung/Begrüßungskaffee
09:30 – 10:00 Uhr Begrüßung durch den Präsidenten und erste Problemskizze
Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Klaus Beckmann (Universitätspräsident) skizzieren der Präsident, Univ.-Prof. Dr.-Ing. Jens P. Wulfsberg (ehemaliger Dekan der Fakultät Maschinenbau) und Univ.-Prof. Dr. Olaf Sanders (Mitglied des Akademischen Senats) die Umwandlung des Campus der Helmut-Schmidt-Universität in einen Militärischen Sicherheitsbereich, die den Anlass zu diesem Symposium bildet, weil viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler befürchten, dass die Universität dadurch Schaden nimmt, aus verschiedenen Perspektiven und mit unterschiedlichen Akzenten.
10:00 – 11:15 Uhr (Militärische) Sicherheit der Universität (Organisation: Major Dipl.-Pol. Julian Becker)
Die Bundeswehr als Organisation und Soldaten als sichtbare Angehörige dieser Organisation sind einer höheren Gefährdung ausgesetzt als Angehörige ziviler Universitäten oder die allgemeine Bevölkerung. Diese Gefährdung entwickelt sich dabei dynamisch, und ihre Analyse erfordert regelmäßige Anpassungen der Schutzmaßnahmen. Das Bundesministerium der Verteidigung hat daher die Einrichtung eines Militärischen Sicherheitsbereichs als erforderlich angeordnet. Welche konkreten Bedrohungshinweise haben zu dieser Entscheidung geführt? Was hat die Einrichtung des Militärischen Sicherheitsbereichs für Folgen für den Campus? Wie geht die Universität der Bundeswehr in München, wo es bereits seit vielen Jahren einen Militärischen Sicherheitsbereich gibt, damit um?
Es tragen vor:
- Major Dipl.-Pol. Julian Becker, Leiter des Studierendenfachbereich B (GeiSo) und militärischer Projektoffizier für das Symposium (Moderation)
- Oberst i. G. Hermann Josef Hanke, Höherer Offizier Militärische Sicherheit der Bundeswehr (angefragt)
- Hauptmann Dominique Nitzinger, Oberleutnant Nicole Steinicke, S2/Sicherheitsbeauftragter Universität der Bundeswehr München (grundsätzliche Teilnahme bestätigt, konkrete Teilnehmer folgen)
Kaffeepause
11:30 – 13:00 Uhr Geschichte der Bundeswehruniversitäten (Organisation: Dr. Jan Stöckmann)
Hervorgegangen aus der Bildungsreform der Bundeswehr in den frühen 1970er Jahren ist die Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg bis heute ein zentraler Baustein der Offizierslaufbahn sowie eine Sondererscheinung in der deutschen Hochschullandschaft. Ihre Gründungsidee war es, ein akademisches Studium in das Ausbildungssystem der Bundeswehr zu integrieren, den Soldatenberuf attraktiver zu machen und so gleichsam mit gesellschaftlichen Entwicklungen Schritt zu halten. Doch was waren die tieferen Beweggründe der Gründerväter (der Gründungsausschuss war rein männlich besetzt)? Welche Spannungsverhältnisse taten sich auf? Und wie ist vor diesem Hintergrund die Debatte um einen Militärischen Sicherheitsbereich auf dem Campus der Universität heute zu beurteilen?
Es diskutieren:
- Univ.-Prof. Dr. Carola Groppe, Dekanin der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften (Moderation)
- Prof. Dr. Eckardt Opitz, Oberstleutnant i. G. a. D, Historiker, Mitglied des Gründungsausschusses der HSU/UniBwH und ehem. Vizepräsident
- Prof. Dr. Achatz von Müller, Historiker und Mitglied des Gründungsausschusses der HSU/UniBwH
Gemeinsames Mittagessen in der Truppenküche
14:00 – 15:30 Uhr Universitäten als öffentliche Orte (Organisation: Univ.-Prof. Dr. Teresa Koloma Beck)
Die gesellschaftliche Relevanz von Universitäten besteht nicht nur darin, dass in ihnen gelehrt und geforscht wird. Universitäten sind immer auch öffentliche Orte, an denen die offene Gesellschaft beobachtbar und erfahrbar wird. Ihr Beitrag zum gesellschaftlichen Leben geht also über die Produktion von Wissen und Absolvent:innen hinaus. In der Alltagspraxis der Universität vollzieht sich die Herstellung demokratischer Öffentlichkeit. Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen erscheint die Einrichtung eines Militärischen Sicherheitsbereichs an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg als Teil eines breiteren Trends: Denn seit den frühen 2000er Jahren lässt sich in verschieden gesellschaftlichen Bereichen beobachten, wie die Wahrnehmung von Bedrohungen der Sicherheit zu einschneidenden Veränderungen der Gestalt und Funktionsweise öffentlicher Orte führt. Das Panel nimmt diese Entwicklungen in den Blick. Es diskutiert Universitäten im Spannungsfeld der doppelten Anforderung, ein sicherer aber auch ein öffentlicher Ort zu sein. In einem kontrastierenden Vergleich mobilisiert es dazu auch Erfahrungen aus einem Kontext, in dem Bedrohungen das öffentliche Leben deutlich und nachhaltig geprägt haben – Afghanistan –, und fragt, welche Einsichten sich aus den Beobachtungen dort für aktuelle Debatten hier gewinnen lassen.
Es tragen vor und diskutieren:
- Rohullah Amin, Mitarbeiter der Professur für Soziologie mit dem Schwerpunkt Gesellschaftsanalyse und sozialer Wandel an der HSU, ehemals Dozent an der American University of Afghanistan und geschäftsführender Direktor des American Institute of Afghanistan Studies
- Dipl.-Soz. Tobias Hauffe, Mitarbeiter der Professur für Soziologie mit dem Schwerpunkt Gesellschaftsanalyse und sozialer Wandel
- Univ.-Prof. Dr. Teresa Koloma Beck, Professorin für Soziologie mit dem Schwerpunkt Gesellschaftsanalyse und sozialer Wandel
Kaffeepause
16:00 – 17:45 Uhr Internationale Kooperationen (Organisation: Univ.-Prof. Dr. Michael Staack)
Internationale wissenschaftliche Kooperationen sind nicht nur von zentraler Bedeutung für wissenschaftlichen Fortschritt an sich, sondern können auch wichtige Beiträge leisten, um gerade im Dialog mit nicht-westlichen Staaten Kommunikation zu verstärken und Empathie zu fördern. Seitens des BMVg sind in den letzten Jahren Bestrebungen zu beobachten, solche Kooperationen zu erschweren oder zu beenden. Im Rahmen dieses Panels soll über die Relevanz internationaler Kooperation und den Austausch mit Wissenschaft „schwieriger Staaten“ angesichts der Einführung beschränkter Wissenschaftsfreiheit durch einen „Militärischen Sicherheitsbereich“ diskutiert werden.
Es diskutieren:
- Univ.-Prof. Dr. Hans Koller, Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Technologie- und Innovationsmanagement (Moderation)
- Prof. Dr. Katja Levy, Politikwissenschaftlerin und Sinologin, University of Manchester
- Prof. Dr. Götz Neuneck, Vereinigung Deutscher Wissenschafter/Internationale Pugwash Bewegung
- Univ.-Prof. Dr. Michael Staack, Professor für Politikwissenschaft, insbesondere Theorie und Empirie der Internationalen Beziehungen
Abendimbiss
19:00 – 20:30 Uhr Diskusionsveranstaltung in Kooperation mit der Körber-Stiftung (im KörberForum)
„Die Bundeswehr und die offene Gesellschaft: Sicherheit und Freiheit im historischen Kontext” (Programm folgt)
Freitag, 20. Mai 2022
09:00 – 09:30 Uhr Begrüßungskaffee
09:30 – 10:30 Uhr Bau und Bildung: Akademie, Collegium, Universität. Von Platons Akademie im Nordwesten Athens bis zur Douaumont-Kaserne in Hamburg-Jenfeld (Organisation: Univ.-Prof. Dr. Burkhard Meißner)
Die Geschichte der Universitäten, Hochschulen, Kollegien, Akademien und anderen höheren Bildungseinrichtungen ist im Abendland so lang wie die der Kasernen. Im klassischen Griechenland in Einrichtungen in den großen Zentralstädten und im Römischen Reich im ganzen Mittelmeerraum fand höhere Bildung im frühen und hohen Mittelalter als klösterliche Veranstaltung statt. Im späteren Mittelalter und in der Neuzeit bildeten sich städtische Hochschulen und Universitäten neu und werden zu einem Motor offener, sich fortschrittlich entwickelnder Gesellschaften. Zu Beginn des 21. Jhdts. herrschen zwei Hochschultypen vor: offene städtische Ensembles einerseits und abgeschlossene Gebilde mit Wache, Drehkreuz und Zaun. Die Helmut-Schmidt-Universität, im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts. als „offene Hochschule“ auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne entstanden, wird im ersten Drittel des 21. Jahrhunderts wieder zur Kaserne.
Es tragen vor:
- Dr. Michael Jonas, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am German Institute for Defence and Strategic Studies
- Univ.-Prof. Dr. Burkhard Meißner, Althistoriker und Professor für Alte Geschichte
Kaffeepause
10:45 – 12:30 Uhr Universität, Bildung und (militärische) Sicherheit (Organisation: Univ.-Prof. Dr. Olaf Sanders)
Universitäten sind Orte der Bildung. Bildung setzt schon für Humboldt „Freiheit“ und „Mannigfaltigkeit von Situationen“ voraus. Die Einrichtung eines Militärischen Sicherheitsbereichs schränkt die Bildungsmöglichkeiten der Helmut-Schmidt-Universität absehbar ein. Wie stark, darüber lässt sich bisher nur spekulieren. Diese Einschränkung, die im Interesse der Bundeswehr liegt, kann also zugleich nicht im Interesse der Bundeswehr liegen, die Offiziere ausbildet, die (auch) zukünftig in neuen Situationen neue Strategien zur Problemlösung entwickeln sollen, was selbst wiederum Bildungsprozesse voraussetzt. Diesen sich zukünftig zuschärfenden Widerstreit gilt es zu ergründen.
Es geben Statements ab und diskutieren:
- Dr. habil. Carsten Bünger, Erziehungswissenschaftler mit Arbeitsschwerpunkt kritischer Erziehungswissenschaft, derzeit Vertretungsprofessor an der PH Schwäbisch Gmünd
- Prof. Dr. Kerstin Jergus, Professorin für Systematische Erziehungswissenschaft an der TU Braunschweig mit Arbeitsschwerpunkt Universität
- Prof. Dr. Karl-Josef Pazzini, Psychoanalytiker, bis 2014 Professor für Bildende Kunst und Bildungstheorie an der Universität Hamburg
- Oberstleutnant i. G. Dipl.-Vw. Stefan Quandt, persönlicher Referent des Präsidenten der Bundesakademie für Sicherheitspolitik und ehemaliger Sprecher des Studentischen Konvents an der HSU/UniBwH
- Univ.-Prof. Dr. Olaf Sanders, Professor für Bildungs- und Erziehungstheorie sowie philosophische Grundlagen (Moderation)
Mittagssnack
13:00 – 14:30 Uhr Bildungsauftrag der Universität und Ausbildung in den Streitkräften. Widerstreit oder Synergieeffekt? (Organisation: Leutnant Nils Voßhage)
Die Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg folgt als Universität dem Kernauftrag der Pflege und Entwicklung von Forschung, Wissenschaft und Lehre. Als Bundeswehruniversität ist sie so unabhängig wie es Landesuniversitäten und sogar Privatuniversitäten sind.Durch die Lehre, die an Universitäten im Idealfall der Forschung eng verbunden ist, ist sie der Bildung verpflichtet. In der Offiziersausbildung der Bundeswehr stellt das universitäre BA/MA-Intensivstudium einen elementaren Ausbildungsabschnitt zur Prägung und Entwicklung leistungsfähiger Offiziere dar. Von manchen Militärs, aber auch von einigen Studierenden wird das Studium als „längster Lehrgang der Bundeswehr“ bezeichnet, was das wissenschaftliche Studium als Kern der Offiziersausbildung erscheinen lässt, aber in der akademischen Community auch als „geringschätzig“ missverstanden werden kann.Diesen alten, auf den ersten Blick erscheinenden Widerstreit zwischen Ausbildung und Bildung gilt es im Abschlusspanel von den beiden Seiten zu beleuchten. Dazu wollen wir einen Vertreter aus dem Bereich Ausbildung der Streitkräfte und eine Wissenschaftlerin miteinander ins Gespräch bringen, das sich abschließend für das Publikum des Symposiums öffnet.
Es sprechen und diskutieren:
- Univ.-Prof. Dr. Carola Groppe, Professorin für Historische Bildungsforschung
- Oberst Dr. Sven Lange, Kommandeur des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Potsdam
- Leutnant Nils Voßhage, B. A., Student im Masterstudiengang „Internationale Beziehungen“ (Moderation)
14:30 Uhr Ausklang
Organisationskomitee: Mirco Alpen, Julian Becker, Robin Kaiser, Karina Kiepe, Hans Koller, Burkhard Meißner, Olaf Sanders, Christina Schaefer, Detlef Schulz, Michael Staack, Jan Stöckmann, Niels Voßhage, Jens P. Wulfsberg
Anmeldung erforderlich
Per E-Mail an [email protected]