

Der Bundesminister der Verteidigung stiftet jährlich im Rahmen des Bundeswettbewerbs Jugend forscht einen Sonderpreis, der besonders förderungswürdigen Jungforscherinnen und Jungforschern ein Studium an einer der beiden Bundeswehruniversitäten ermöglicht. Da die Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg Ende Mai 2025 erstmals selbst als Bundespateninstitution und Austragungsort fungiert, ist es für uns an der Zeit, zurückzublicken und in einer Interviewserie zu zeigen, was aus unseren Stipendiatinnen und Stipendiaten von damals wurde.
Den Start macht Felix Haag, heute 26 Jahre alt und Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Leistungselektronik der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg, wo er bereits das Bachelor- und Masterstudium der Elektrotechnik, mit Spezialisierung auf erneuerbare Energien und intelligente Netze, absolvierte. An die HSU/UniBw H gekommen war Felix Haag im Jahr 2017 als einer der beiden Gewinner des Sonderpreises des Bundeswettbewerbs Jugend forscht, der von der ehemaligen Bundesministerin der Verteidigung und heutigen EU-Kommissionspräsidentin, Ursula von der Leyen, gestiftet worden war.
Überzeugen konnten der Jungforscher und sein damaliger Forschungspartner Fabian Albrecht mit dem immer noch aktuellen Thema Adaptive Propellerenteisung für Multikopter. Eisbildung auf den Tragflächen kann bei allen Fluggeräten zu einer Gefahr werden. Auch Multikopter, umgangssprachlich als Drohnen bezeichnet, sind bei Kälte und feuchter Luft gefährdet, denn sehr schnell kann Eisansatz den Auftrieb verringern und zum Absturz des Flugobjekts führen. Felix Haag entwickelte gemeinsam mit seinem Kollegen Fabian Albrecht einen beheizbaren Rotor für Multikopter. Sie brachten einen hauchdünnen Silberlack auf die Oberfläche des Propellers auf. Dieser ist leitfähig und erwärmt sich, wenn er von Strom durchflossen wird. Temperatursensoren an den Rotoren melden einem Mikrocontroller eine Vereisungsgefahr und steuern so bedarfsgerecht die Heizleistung. Damit können künftig auch bei kritischen Wetterverhältnissen Drohnen abheben und Menschen in Notsituationen versorgen.
Herr Haag, inwieweit hat die damalige Entscheidung zur Teilnahme am Bundeswettbewerb Jugend forscht Ihren späteren Bildungsweg beeinflusst?
Um es kurz zu fassen: Sehr stark! Ursprünglich war es nicht mein Plan, die Heimat im Süden Deutschlands für das Studium zu verlassen. Allerdings war das damals durch Jugend forscht im Jahr 2017 erlangte Stipendium eine zu wertvolle Opportunität. So entschloss ich mich, gemeinsam mit meinem Jugend forscht-Kollegen Fabian Albrecht das Studium an der HSU anzutreten. Er studierte Engineering Science und ich Elektrotechnik.
Besonders spannend empfand ich zum Beispiel die Vorlesung ETP (Energietechnisches Projekt) im 5. Semester des Bachelorstudiums, die teilweise von Prof. Klaus Hoffmann gehalten wurde. Er war damals der Sonderjuror, der unser Jugend forscht-Projekt für das Stipendium vorgeschlagen hatte. In dieser Vorlesung wurde auch mein Interesse für die Leistungselektronik geweckt, und ich konnte sogar meine Bachelor-, Studien- und Masterarbeit in seiner Professur durchführen.
Bis heute stehen wir in gutem und regelmäßigem Kontakt, da ich seit meinem Studium imRahmen einer geplanten Promotion als wissenschaftlicher Mitarbeiter an seiner Professur arbeite. Dank einer Kooperation mit dem Deutsch-Französischen Forschungsinstitut Saint-Louis, nahe des Dreiländerecks Deutschland-Frankreich-Schweiz, hatte ich die Möglichkeit, wieder überwiegend in den Süden zu ziehen und so meinen Hobbys in den Alpen nachzugehen. Regelmäßige Aufenthalte an der HSU stellen den wissenschaftlichen Austausch mit der restlichen Professur sicher und bieten zudem die Gelegenheit, die sehr gut ausgestatteten Labore zu nutzen.
Alles in allem hätte ich das während meines Abiturs niemals so vorhergesehen und bin sehr dankbar für die vielen unerwarteten Möglichkeiten.
Wie kam es damals zu diesem Thema, für das Sie später vom Bundesministerium der Verteidigung mit dem Sonderpreis ausgezeichnet wurden?
Im Rahmen unserer Jugend forscht-Karriere beschäftigten wir uns immer wieder mit Drohnen. Der entscheidende Impuls für dieses Projekt kam durch die Unterstützung des Berufspiloten Ulrich Müller von U.M.C.D. Fluggeräte in unserer Heimatstadt Spaichingen. Das Ziel war es, eine Enteisungsvorrichtung für Drohnen zu entwickeln, die – ähnlich wie bei Flugzeugen oder Helikoptern – verhindert, dass sich bei niedrigen Temperaturen Eis an den Rotoren bildet und somit den Auftrieb reduziert.
Aufgrund der unterschiedlichen technischen Gegebenheiten von Drohnen im Vergleich zu Helikoptern bzw. Flugzeugen konnten die damals bereits bestehenden Konzepte nicht einfach übernommen werden.
Letztendlich stellten wir unser Projekt 2017 bei Jugend forscht vor. Wir präsentierten eine selbst entwickelte, achtrotorige Drohne mit einer Nutzlast von etwa 10 kg, die mit einem funktionstüchtigen Prototyp zur Propellerenteisung ausgestattet war.
Weshalb haben Sie sich damals für das Studium an der HSU/UniBw H entschieden?
Zunächst ist es natürlich sehr aufregend, nach dem Abitur das Studium in einer neuen, großen, tollen Stadt anzufangen. Nachdem wir die Universitäten in München und Hamburg besichtigt hatten, war uns relativ schnell klar, dass wir uns für das Studium in Hamburg entscheiden würden.
Nicht nur hat uns der Campus einschließlich Mensa sehr gut gefallen, vor allem aber hatten wir mit Prof. Klaus Hoffmann, dem Sonderjuror, der uns damals für den Jugend forscht Sonderpreis vorschlug, einen wertvollen Ansprechpartner vor Ort. Das freundliche Umfeld, sowohl auf der besichtigten Wohnebene im Studentenwohnheim als auch bei den erkundeten Lehrstühlen, hatte uns ebenfalls überzeugt, sodass wir die Heimat im geliebten Süden Deutschlands gerne (zwischenzeitlich) verlassen haben😉.
Wie würden Sie Ihr jugendliches Forschungsprojekt aus der heutigen Sicht eines graduierten Elektrotechnikers beschreiben?
Aus heutiger Sicht würde ich das damalige Projekt als ziemlich vielseitig, aber nicht zu komplex beschreiben. Es ging um eine Mischung aus Fräsen, 3D-Druck, Leistungselektronik, Regelungstechnik, Datenübertragungstechnik und GUI-Programmierung.
Für uns als Schüler war es eine spannende Herausforderung, sich in die ganzen Themengebiete „hineinzufuchsen“. Ohne die Unterstützung der lokalen Industrie wäre das allerdings kaum möglich gewesen. Besonders die finanzielle Unterstützung durch das Schülerforschungszentrum (SFZ) und später maßgeblich durch den Berufspiloten Ulrich Müller war sehr wertvoll. Sie hat es uns erst ermöglicht, in die Entwicklung einzusteigen und die notwendigen Materialien zu beschaffen.
Rückblickend war es ein interessanter Lernprozess, der nicht nur technisches Wissen, sondern auch wertvolle Einblicke in die Projektorganisation vermittelt hat. Vor allem ein hohes Maß Durchhaltevermögen war sehr wichtig und erwies sich als wertvoll für das spätere Studium.
Wurden die damaligen Ergebnisse Ihres Projekts wissenschaftlich und praktisch weiterentwickelt?
Nein, wir hatten das damalige Projekt leider nicht mehr weiterentwickelt. Auch wenn es während des Studiums guten Input zu Verbesserungen gegeben hat, wäre der zeitliche Aufwand zu hoch gewesen. Auch die Entfernung zwischen unserem „Bastelkeller“ in der Heimatstadt und Hamburg war leider sehr hoch. Wenn wir dann doch einmal fürs Wochenende in die Heimat gefahren sind, wollten wir die Zeit eher mit Familie und Freunden verbringen.
Welche Fähigkeiten waren aus Ihrer Sicht besonders wichtig, um das Studium der Elektrotechnik zu bestehen, was möchten Sie angehenden Studierenden raten?
Das Studium der Elektrotechnik an der HSU ist herausfordernd, aber auf jeden Fall machbar, vor allem durch das gute Betreuungsverhältnis. Mein Tipp an die (neuen) Studierenden wäre auf jeden Fall, dieses Angebot seitens der wissenschaftlichen Mitarbeiter aktiv wahrzunehmen.
Generell, und vor allem aber in meinen Wiederholungsklausuren, war ein hohes Maß an Durchhaltevermögen und Disziplin gefragt. Das Wohnen auf den Wohnebenen im Studentenwohnheim bietet hier eine gute Möglichkeit, von älteren Jahrgängen Tipps zu bekommen und auch soziale Kontakte zu pflegen. Vor allem das Lernen in einer Lerngruppe hat mir extrem geholfen die stressigen Klausurphasen zu überstehen.
Ich freue mich auch heute noch, regelmäßigen Kontakt zu einigen Freunden aus meiner damaligen Lerngruppe und Wohnebene zu halten.