Herangehensweise und Ziele
Ausgehend von der Bedeutsamkeit des Lebensweltbezugs für gelingendes Lernen wollen wir im Rahmen einer ethnographischen Studie erforschen, welche Bedeutung Literalität als soziale Praxis hat und wie und wofür Literalität eingesetzt und genutzt wird. Unsere Herangehensweise ist dadurch gekennzeichnet, dass wir nicht funktionalen Analphabetismus und funktionale Analphabeten als Träger dieses Phänomens untersuchen, sondern durch Beobachtung das Auftreten von Schriftsprache im öffentlichen Raum und durch Befragung die verschiedenen literalen Praxen in einem für die Untersuchung geeigneten Stadtteil (Hamburg Altona) erschließen. Wesentlich ist die Wertschätzung und Kenntnisnahme individueller Literalitätspraxen und der damit verknüpften Interessen, Ziele und Bedürfnisse.
Mit der Erforschung der literalen Praxen wird im Ergebnis ein Beitrag zur Formulierung einer Bezugstheorie für die praktische Bildungsarbeit geliefert. Damit einhergehend werden wir mit unserer Studie einen Beitrag zur Bestimmung von Begriffen und Konzepten zum Gegenstandsbereich leisten.
Ziel unseres Forschungsvorhabens ist die Schaffung einer theoretischen Grundlage für die Gestaltung von individuell bedeutsamen und am Lebenskontext ausgerichteten Grundbildungsangeboten.
Die Heterogenität der Zielgruppe könnte innerhalb eines in einem nächsten Schritt noch zu bestimmenden Rahmencurriculums durch individuell ausgerichtete Lernpläne aufgefangen werden.
Wir gestalten unser Vorhaben in internationaler Perspektive mit folgenden Theorie-Praxis-Bezügen:
Theoretischer Bezug: New Literacy Studies (NLS)
Forschungsmethodischer Bezug: Ethnographische Studien, insbes. die von Barton/Hamilton durchgeführte Studie „Local Literacies. Reading and writing in one community“
Bildungspraktischer Bezug: Schottland als Umsetzungsbeispiel von Literaliät als soziale Praxis
Team
- Prof. Dr. Christine Zeuner
- Dr. Andrea Linde
- Dipl.-Päd. Antje Pabst
- Dipl.-Päd. Britta Stübe
- Evangelia Komborakis
Finanzierung und Laufzeit
Das Projekt wurde finanziert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) vom 01.03.2008 bis 30.09.2010.
Projektverbund „Alpha-Wissen“
Das Forschungsprojekt „Literalität als soziale Praxis“ ist ein Teilprojekt des Forschungsverbundes „Alpha-Wissen“. Ziel des Verbundes ist es, wissenschaftlich fundierte Grundlagen für die Alphabetisierung und Grundbildung zu entwickeln und damit Voraussetzungen für die Institutionalisierung und Professionalisierung der Alphabetisierung/Grundbildung in Deutschland zu schaffen.
Hierzu haben sich Einrichtungen mit unterschiedlichen Zugängen zu den Handlungsfeldern zusammen gefunden, die als Verbund in besonderer Weise dazu geeignet sind, die Ergebnisse sowohl in die Wissenschafts- und Forschungslandschaft als auch in die Praxisfelder zu transferieren, um damit weitere Entwicklungen anzustoßen. Neben der universitären Forschung (hier die Helmut-Schmidt-Universität Hamburg und die Universität Potsdam) gehören diesem Verbund die beiden wichtigsten Praxisverbände in diesem Forschungsfeld, der Deutsche Volkshochschul-Verband und der Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung an.
Ergebnisse und Veröffentlichungen
Zeuner, Christine; Pabst, Antje (2011): ‚Lesen und Schreiben eröffnen eine neue Welt!‘ Literalität als soziale Praxis – Eine ethnographische Studie. Bielefeld Bertelsmann.
Abstract Linde/Stübe „Literalität als soziale Praxis im Stadtteil“
Letzte Änderung: 4. Februar 2021