Sehr geehrte Interessierte, das Wichtigste in Kürze vorab:
Wir sind eine universitäre Forschungseinrichtung und bieten keine individuelle Behandlung oder Diagnostik an. Wir erstellen auch keine Zertifikate oder Befunde, die Hochsensibilität bescheinigen. Wir bitten daher darum, von entsprechenden Anfragen abzusehen. Wir freuen uns hingegen sehr, wenn Sie Forschungsinteresse haben und uns entweder als Studienteilnehmer:in unterstützen möchten oder den Wunsch nach wissenschaftlichem Austausch haben (siehe unten).
Wir möchten ein paar Worte an alle Interessierten richten und Ihnen einige Informationen zu unseren Forschungsaktivitäten an der Universität geben (siehe detaillierte Erklärungen unter i-iv). Es erreichen uns in letzter Zeit vermehrt, besonders nach öffentlichen Medienbeiträgen (von Prof. Dr. Herzberg), mannigfaltige Anfragen zum Thema ‚Hochsensibilität‘, denen wir hier zentral begegnen möchten. Diese Anfragen sind sehr individuell und mit den verschiedensten Absichten, Wünschen oder Bedürfnissen verbunden. Vieles davon ist für uns leider nicht leistbar. Es ist uns daher ein Anliegen, hier zu klären, was wir als universitäre Einrichtung leisten können und was nicht.
(i) Wir sind in erster Linie eine öffentliche Hochschule, die sich im Kernziel der Forschung und der Lehre verpflichtet sieht.
Als Doktorand der Abteilung und abteilungsinterner Referent für das Thema Hochsensibilität liegt mir, Marcus Bürger, das Phänomen Hochsensibilität sehr am Herzen. Ausführlich beschrieben wurde das Konstrukt beispielsweise von Dagmar Fenner (2021, deutschsprachig) oder von der amerikanischen Urheberin, Elaine Aron, (2016, englischsprachig). Dankenswerter Weise ergab sich 2018 hier in Hamburg an der Helmut-Schmidt-Universität (unter der Leitung von Prof. Dr. Herzberg) die Gelegenheit, eine Promotion zum Thema ‚Hochsensibilität‘ zu realisieren. Prof. Dr. Herzberg und ich arbeiten (in Kooperation mit verschiedenen lokalen und überregionalen Wissenschaftler:innen) gemeinsam am Thema und konzipieren Studien, die den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand mittels empirischer Methoden erweitern sollen. Zudem ist Prof. Dr. Herzberg auch immer wieder in den wissenschaftlichen, gutachterlichen Prozess des sogenannten ‚peer-reviews‘ eingebunden. Dort nutzt er die Gelegenheit, die Forschungsergebnisse anderer Arbeitsgruppen kritisch zu betrachten und Hinweise zu geben, die die Qualität der Forschung erhalten und verbessern. Unsere Lehraktivitäten an der Bundeswehruniversität sind nicht auf Hochsensibilität bezogen.
Frau Dr. Sandra Konrad hat die Forschungstätigkeiten zum Thema Hochsensibilität in Hamburg an der Helmut-Schmidt-Universität (HSU) initiiert und von 2013 bis 2019 betrieben. Sie arbeitet nun nicht mehr als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei uns, ist jedoch weiterhin mit dem Phänomen ‚Hochsensibilität‘ beschäftigt. Sie präsentiert Ihre Arbeit auf Ihrer Homepage. Kontaktdaten (E-Mail-Adresse) finden Sie dort.
(ii) Befunde, Zeugnisse oder dergleichen, die Hochsensibilität bescheinigen, sind bei uns nicht zu erhalten oder zu erwirken.
Hochsensibilität verstehen wir NICHT als eine Erkrankung, die entsprechend einer Diagnose (im ICD-11 kodiert und durch mögliche Leistungserbringer und Kostenträger anerkannt) behandelt werden könnte. Dementsprechend ist es Deutschland nicht möglich, eine seriöse und wirksame Bescheinigung auszustellen. Die aktuellen psychometrischen, wissenschaftlich fundierten Verfahren zur Einschätzung der Ausprägung von Hochsensibilität beschränken sich auf Selbstauskünfte mittels Fragebogen.
(iii) Wir bieten keine (Lebens-)Beratung oder Psychotherapie an.
Aber: Wir verweisen im Folgenden auf mehrere Möglichkeiten, sich zu informieren oder ggf. Kontakt zu versorgenden Personen aufzunehmen. Auch ohne eine anerkannte Diagnose kann man durch symptombezogene, psychotherapeutische Hilfestellung (z.B. Coaching, Beratung, Psychotherapie) einen Nutzen für das Individuum (für Betroffene) erzielen und die Anpassungschancen an eine mögliche Disposition zur Hochsensibilität verbessern.
(iv) Ein Kernziel unserer Abteilung ist die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Phänomen Hochsensibilität:
Aktuelle Studien:
Die Datenerhebung unserer ersten Studie (EHA-Studie) haben wir, Marcus Bürger und Johann-Christoph Münscher, Ende 2021 abgeschlossen. Hier ging es uns primär um die Frage nach einem möglichen Zusammenhang von Hochsensibilität und Aufmerksamkeitsleistung. Die Herzratenvariabilität (HRV) wurde begleitend aufgezeichnet und dient der Charakterisierung von Erregungszuständen, die sich parallel zur Aufgabenbearbeitung im Labor darstellen.
Eine weitere Untersuchung, die ich mit meinem Kollegen Herrn Dr. Hanno Andreas Ohmann durchführe, beschäftigt sich mit der Reaktion von Hochsensiblen auf normierte, emotionale Bilder. Die Studie wird auf den Seiten des IFHS e.V. (Informations- und Forschungsverbund e.V.) umfänglich beschrieben, weitere Informationen finden sie hier. Diese Vorstudie ist ebenfalls Ende 2021 abgeschlossen worden. Eine weitere Phase der Studie (Hauptstudie) ist bereits geplant. Dabei wird die Aufzeichnung von Augenbewegungen (eye-tracking) genutzt, um interindividuelle Unterschiede im Blickverhalten zu untersuchen.
Wir hoffen, wir konnten Verständnis für unsere Anliegen erzeugen. Zudem freuen wir uns und sind sehr dankbar, wenn Sie uns bei unserer Forschung als Teilnehmer*innen unterstützen möchten! Wenn Sie mir schreiben möchten, nutzen Sie bitte die folgende E-Mail-Adresse:
[email protected]
Referenzen (Literatur):
Fenner, D. (2021). Hochsensibilität: Phänomenologische und ethische Überlegungen. Schwabe Verlagsgruppe.
Aron, N. E. (2016). The highly sensitive person: How to thrive when the world overwhelms you. Harmony Books.
Letzte Änderung: 21. August 2023