Der Festakt zur Verleihung des Wissenschaftspreises am 26. März 2019 stand ganz im Zeichen der Zukunft der Universitäten: In seiner Begrüßungsrede beschrieb Universitätspräsident Prof. Dr. Klaus Beckmann die Universitäten als Orte der Wissenschaft. Der Festredner des Tages, TUHH-Präsident Prof. Dr. Hendrik Brinksma, wies auf eine Reihe von Trends in der akademischen Lehre hin. Die mit 2.000 Euro dotierte Auszeichnung erhielt in diesem Jahr an Dr. Esteban Arroyo Esquivel für seine international vielbeachtete Dissertation.
In „Capturing and exploiting plant technology and process information as a basis to support engineering and operational activities in process plants“ hatte Dr.-Ing. Esteban Arroyo Esquivel in Papier- bzw. PDF-Dokumenten vorliegende Informationen einer Industrieanlage in ein objektorientiertes Modell überführt und sie so einer automatisierten Auswertung zugänglich gemacht. Dabei gelang es ihm, so das Lob der Jury, einen Bogen zu spannen von der Digitalisierung über die Strukturierung und Anreicherung der transformierten Informationen bis zur Nutzung in Engineering und Betrieb. Die in enger Zusammenarbeit mit dem ABB-Konzern und dem Forschungszentrum Mannheim entstandene Arbeit wurde mit „Magna cum laude“ bewertet. Dr. Esteban Arroyo Esquivel forscht inzwischen in einer internationalen Arbeitsgruppe der Covestro AG Leverkusen im Bereich Digitalisierung und Data Analytics.
Universitäten als Orte der Wissenschaft
Die Auswirkungen der Digitalisierung auf Forschung und Lehre waren Thema des anschließenden Festaktes, bei dem sich die Präsidenten von HSU, Prof. Dr. Klaus Beckmann, und der Technischen Universität Hamburg, Prof. Dr. Hendrik Brinksma, mit der Zukunft der Universitäten auseinandersetzten. Klaus Beckmann verwahrte sich gegen Kritik, die Universitäten würden an Stil und Haltung verlieren: „Wir alle haben die Entwicklung der Universitäten ein Stück weit in der Hand.“ Auch in Zeiten des Wandels blieben sie Orte der Wissenschaft, die in der Forschung nach Wahrheit und Erkenntnis streben, in der Lehre junge Menschen zu diesem Streben und Forschen befähigen und administrativ die Rahmenbedingungen stellen, beides unabhängig und frei von äußeren Einflussnahme zu ermöglichen.
Universität als hochflexible digitale Schnittstelle
Hendrik Brinksmas Festvortrag „Zurück in die Zukunft: Alte Ideen und moderne Forschung und Lehre“ konkretisierte die Trends. „Die Welt verändert sich so rasant, dass wir heute nicht sagen können, was unsere Studierenden in der Arbeitswelt später erwarten werden. Es werden immer neue Technologien in kurzer Zeit entwickelt, neue Berufe entstehen.“ Gleichzeitig erwachse durch digitale Angebote von Plattformen wie die Hamburg Open Online University, edX oder die größeren Coursera, in der sich namenhafte Universitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen oft weltweit zusammengeschlossen haben, eine zunehmende Konkurrenz auch von jenen, denen Formalabschlüsse fehlten. Universitäten könnten in diesem Spannungsfeld bestehen, so Hendrik Brinksma, „indem sie Forschen und Lernen als soziale Aktivitäten verstehen“ und tiefgreifendes Wissen in interdisziplinärer Breite vermitteln. Ab 2030, so seine Prognose, werden Universitäten auch dank Disruptoren und Holodecks als hochflexible digitale Schnittstelle zwischen Lernenden, Lehrenden und Forschenden, Entrepreneuren und der Öffentlichkeit agieren.
Der Wissenschaftspreis der Freunde und Förderer der Helmut-Schmidt-Universität wird jedes Jahr in einem Festakt an eine herausragende Dissertation aus dem Vorjahr vergeben. Das Preisgeld stellen die Freunde und Förderer zu gleichen Teilen mit der Dr. Friedrich Jungheinrich-Stiftung zur Verfügung.
Text: Susanne Hansen