Studienjahr 2024 / 2025

Lehrveranstaltungen: HT 2024, WT 2025, FT 2025.


HT 2024

Lehrveranstaltungen Prof. Dr. Sanders, Dr. Behrens, Jung, Richter | Herbsttrimester 2024

HT 2024: Bildung und Gesellschaft – Erziehungswissenschaft als Sozialforschung. Eine Einführung

Dr. Roger Behrens

Als Geistes- und Sozialwissenschaft findet die Erziehungswissenschaft ihre begrifflichen Grundlagen in der Gesellschaftstheorie; fachlich ergeben sich dabei mehr als nur thematische Überschneidungen mit der Soziologie, aber auch mit Kulturwissenschaft, Psychologie oder Ethnologie. Über diese »interdisziplinären« Verbindungen soll in diesem Seminar versucht werden, sich historisch wie systematisch die erziehungswissenschaftlichen und bildungsphilosophischen Schlüsselkonzepte für die eigene Forschungsarbeit zu erschließen.


WT 2025

Lehrveranstaltungen Prof. Dr. Sanders, Dr. Behrens, Jung, Richter | Wintertrimester 2025

WT 2025: Dialektik der Aufklärung (zur Theorie der Halbbildung)

Dr. Roger Behrens

1944/47 erschien die ›Dialektik der Aufklärung‹. Adorno und Horkheimer beabsichtigten mit diesen »philosophischen Fragmenten« zu erklären, »warum die Menschheit, statt in einen wahrhaft menschlichen Zustand einzutreten, in einer neuen Art von Barbarei versinkt«. Dafür untersuchen sie nicht nur jene modernen gesellschaftlichen Lebensverhältnisse, die sie mit dem Begriff »Kulturindustrie« fassen, sondern auch »Elemente des Antisemitismus«; in diesem Kontext findet sich dann auch der Begriff der »Halbbildung«.
In diesem Lektüreseminar versuchen wir die Bedeutung der ›Dialektik der Aufklärung‹ für die Gegenwart zu rekonstruieren und zu aktualisieren. (Eine Leitfrage wird sein, warum die ›Dialektik der Aufklärung‹ in den heutigen Diskursen der Erziehungstheorie und Bildungsphilosophie ebensowenig eine Rolle spielt wie überhaupt eine gesellschaftskritische Intervention gegen zum Beispiel Antisemitismus …)

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WT 2025: Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der Pädagogik. Eine Einführung in die Erziehungswissenschaft

Dr. Roger Behrens

Welche Bedeutung, Position oder Reichweite hat eigentlich die Erziehungswissenschaft in den unterschiedlichen (und unterschiedlich relevanten) gesellschaftlichen Feldern (Wirtschaft, Politik, Kultur etc.)? – Anhand dieser Frage sollen nicht nur »Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der Pädagogik« untersucht werden, sondern auch eigene (i.e. Ihre) Erwartungen an die Erziehungswissenschaft diskutiert werden.

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WT 2025: Medien, Kultur, Bildung, Kunst, Ästhetik, Politik, Gesellschaft etc.
(Pädagogische und nichtpädagogische) Diskurse der Erziehungswissenschaft

Dr. Roger Behrens

In diesem Seminar wollen wir uns mit verschiedenen Schlüssel- und Hilfsbegriffen erziehungswissenschaftlicher Diskurse beschäftigen:
Welche Themenfelder werden mit ihnen abgesteckt, welche nicht? Und nach welchen Kriterien verändern sich hier Konjunkturen oder Moden in den erziehungswissenschaftlichen Debatten? In welcher Weise – und mit welcher Absicht – überschneidet sich dabei die Erziehungswissenschaft von anderen (Geistes- und Sozial-) Wissenschaften, inwiefern grenzt sie sich ab (innerhalb und außerhalb des Akademischen)? – Über solche Fragen wollen wir gemeinsam versuchen, uns verschiedene Perspektiven auf pädagogische und nichtpädagogische Erkenntnisinteressen zu erarbeiten.


FT 2025

Lehrveranstaltungen Prof. Dr. Sanders, Dr. Behrens, Jung, Richter | Wintertrimester 2025

FT 2025: Kritik der Bildung

Dr. Roger Behrens

Bildung gehört selbstverständlich zu den Grundbegriffen – moderner wie postmoderner – pädagogischer bzw. erziehungswissenschaftlicher Theorien; vor allem hat Bildung auch eine elementare wie zentrale (sozial-) politische Bedeutung nicht nur im Sinne der am Arbeitsmarkt orientierten Berufsqualifizierung (»Bildungssystem«, »Ausbildung«), sondern auch als tragendes, integrales und letzthin stabilisierendes wie legitimierendes Element demokratisch verfasster Gesellschaften (»Allgemeinbildung«, Stichworte »Bildungsschicht«, »Bildungschancen«, »Bildungsgerechtigkeit«, Debatten über Integration und Inklusion etc.). – Trägt allerdings – insbesondere heute, gegenwärtig – der Bildungsbegriff überhaupt noch, gerade wenn »Bildung« derart große und »vielfältige« Bedeutungsfelder abdeckt und auch abdecken soll? Fraglich ist, ob akademische Bildungstheorien, wie sie in der Erziehungswissenschaft diskutiert werden, überhaupt eine »realitätsnahe«, gesellschaftliche Relevanz oder Evidenz haben. Und wenn dem so ist: woran liegt das? – Die Gründe könnten, so eine Arbeitshypothese für das Seminar, mit der Dynamik der bürgerlichen Gesellschaft, zu deren (letzthin repräsentativen und legitimatorischen) Grundkonzepten »Bildung« eben gehört, selbst zu tun haben, die dann zum Beispiel in einem spezifischen Theorietypus der Erziehungswissenschaft (bei aller Vielfalt ihrer akademischen und akademisierten »Diskurse«) ihren Ausdruck findet. Dies soll in diesem Seminar mit und in allen Konsequenzen als Kritik der Bildung diskutiert werden.

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FT 2025: Der eindimensionale Mensch (Vernunft und Revolution)

Dr. Roger Behrens

Für eine kritische Erziehungswissenschaft gibt es zwei, in grundlegenden, zentralen Aspekten allerdings unvereinbare Referenzen, nämlich die »Kritische Theorie« und den »Kritischen Rationalismus«; letzter ist untrennbar mit dem Namen Karl Popper verbunden, während die »Kritische Theorie« in der Erziehungswissenschaft vor allem mit dem Namen Theodor W. Adorno verknüpft ist. Weniger eine Rolle spielt indes Herbert Marcuse, obwohl er mit seinen Hauptwerken wie ›Vernunft und Revolution‹ (1941), ›Triebstruktur und Gesellschaft‹ (1955) und vor allem ›Der eindimensionale Mensch‹ (1964) einschlägige und vor allem auch eingängige gesellschaftswissenschaftliche Studien vorgelegt hat. (Ein Grund für die bloß marginale Auseinandersetzung mit den Arbeiten von Herbert Marcuse könnte sein, dass auch diejenigen, die sich als sich »kritisch« verstehende Erziehungswissenschaftler*innen zwar gerne auf Adorno berufen, letztendlich aber nur eine – wenn überhaupt – ziemlich banale Version des kritischen Rationalismus erziehungswissenschaftlich zu bieten haben. Warum das allerdings so ist, lässt sich wiederum sehr präzise an Marcuses kritischer Theorie der gegenwärtigen Gesellschaft nachzeichnen …)
Marcuse bietet nicht nur einen – im Übrigen auch sprachlich »leichten« (zumindest im Vergleich zu Adorno) – Zugang zu immer noch aktuellen oder zumindest aktualisierbaren Analysen der gegenwärtigen Gesellschaft und den zu ihr gehörigen Themen der Erziehung, Bildung und Sozialisation, sondern überdies auch Erklärungen für heutige Bedrohungen durch Krieg und Faschismus (verwiesen sei hierbei auf Marcuses Arbeit für den US-amerikanischen Geheimdienst in den 1940ern sowie seine spätere Studie zur Kritik des ›Sowjetmarxismus‹).
Kurzum: In diesem Seminar geht es um Herbert Marcuse – und seine Bedeutung für die Erziehungswissenschaft.

HSU

Letzte Änderung: 7. April 2025