Krieg!

19. bis 21. März 2025 | Tagung |

Filmische Inszenierungen in der audiovisuellen Medienkultur

Eine Tagung der DGS-AG »Filmsoziologie« in Kooperation mit der Helmut-Schmidt-Universität und der Universität Hamburg
Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg

Holstenhofweg 85, 22043 Hamburg, Thomas-Ellwein-Saal im Mensagebäude, 19.–21. März 2025

In seinem Buch Krieg und Kino beschäftigt sich Paul Virilio grundlegend mit dem Zusammenhang von film- und militärtechnischen Entwicklungen und stellt die Behauptung auf, »Krieg ist Kino und Kino ist Krieg« (1986, S. 47). In dieser medienkritischen Betrachtung zeigt Virilio, auf welche Weise moderne Waffensysteme auf der zunehmenden Verbesserung von Sichtbarkeiten beruhen und wie eine auf Visualität basierende Kriegführung die eigentlichen Kriegshandlungen zunehmend in die räumliche Distanz rücke und damit die Opfer unsichtbar mache und letztlich die Schrecken des Krieges ›entrealisiere‹. Umgekehrt wird in der Argumentation die Filmkamera zu einer Waffe im Kampf um das angemessene Bild stilisiert – Walter Benjamin dagegen bezeichnet in seinem berühmten Kunstwerk-Aufsatz (1935/36) diese als chirurgisches Instrument, das in Körper eindringe –, die Gewalt bezüglich der Zurichtung ihres Bildsujets in Form des richtigen ‚Schusses‘ ausübe. Krieg und Kino beruhen demzufolge auf einem Wechselspiel von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit. Das Filmische und audiovisuelle Bilder stehen mit kriegerischen Handlungen in einem vielfach spannungsreichen Verhältnis.
In Zeiten multipler Krisen rücken Krieg und kriegerische Konflikte wieder stärker in den öffentlichen Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsbereich westlicher Gesellschaften und scheinen hier eine realer werdende Möglichkeit darzustellen. Ob Ukraine, Gaza oder die permanenten Spannungen zwischen Nord- und Südkorea, ob Taiwan-Konflikt oder die Unruhe-Herde in Nahost und Afrika – die Welt erscheint unsicherer denn je. Auch wenn in Zeiten des so genannten ‚Kalten Krieges‘ nach dem 2. Weltkrieg und dem Schrecken der nationalsozialistischen Herrschaft der Krieg nie verschwunden war und in Form so genannter ‚Stellvertreter-Kriege‘ in anderen Weltregionen oder mit dem Ex-Jugoslawien-Krieg sogar auf europäischem Boden stattfand, so hoffte man doch lange Zeit vor dem Hintergrund von Globalisierungsprozessen und weltweiter Verflechtung wirtschaftlicher Interessen, dass sich größere Konflikte durch Friedensdiplomatie und ökonomischen Wohlstand lösen ließen.
Die veränderte Wahrnehmung von Kriegsszenarien wurde und wird immer wieder von neuen medialen Techniken geprägt, die einerseits als Kriegsinstrumente zur Schlachtfeldaufklärung oder für Propagandazwecke genutzt werden und andererseits zur Darstellung von Krieg, die sich am zeitgenössischen medialen Erfahrungshorizont des Publikums orientiert und damit immer wieder erneuert; auch ältere Kriegsereignisse werden durch immer wieder neue mediale Darstellungen überformt (der 1. Weltkrieg in Farbe durch KI bearbeitetes s/w-Bild-Material usw.)
Medien stehen in einer vielschichtigen Wechselbeziehung zu Kriegsereignissen und folgen einer eigenen Dynamik. Unsere Tagung spürt dem Zusammenhang von Krieg und Bewegungsbildmedien in ihrer großen Bandbreite nach und beleuchtet die mediale Wahrnehmung von Krieg genauer.

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Programm und Anmeldeformular als PDF: hier.

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Tagungsprogramm

Mittwoch – 19.3.2025

ab 12.30 Uhr Get Together im Foyer des Mensagebäudes
13 Uhr Begrüßung durch den Präsidenten der HSU Prof. Dr. Klaus Beckmann
und durch die Organisatoren Carsten Heinze, Olaf Sanders und Thomas Weber

13.30–15.45 Uhr Panel 1
Oliver Dimbath, Universität Koblenz
: Befehlsverweigerung. Mikrosoziologische Untersuchung zum soldatischen Ungehorsam im Kriegsfilm
Jan Weckwerth, Georg-August-Universität Göttingen:
 No War But Class War? Verteilungs- und Ressourcenkämpfe in dystopischen (kriegerischen) Gesellschaften
Drehli Robnik, Wien-Erdberg
: Ge(g)nerisches im Kino: Krieg als Spielfilmbetriebs-Routine, in der Politik ausbrechen kann


[Kaffeepause]


16–18.15 Uhr Panel 2
Rasmus Greiner, Universität Bremen
: Im Netz der Bilder. Der Kriegsfilm im Zeitalter der Medienimmanenz
Martin Holtz, Universität Graz
: Montage vs. Plansequenz: Der Krieg und der Schnitt in Dunkirk und 1917
Kathrin Dreckmann, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
: Wer verhindert den Krieg in Korea? Musealisierungsstrategien als militärisches Propagandainstrument in Südkorea.

18.20–18.50 Uhr, Remote Lecture Vorstellung der Arbeit von Forensic Architecture

19–22 Uhr gemeinsames Abendessen im Kasino (GHG)


Donnerstag – 20.3.2025

9.00–10.30 Uhr Panel 3
Anja Peltzer, Universität Mannheim
: Haunted Heros. Zur agonalen Ästhetik des Kriegshelden im Film und beyond.
Christian Hißnauer, HU Berlin
: Opferdiskurse – Perspektiven auf den Krieg(sfilm)

[Kaffeepause]

10.45–12.15 Uhr Panel 4
Marcus Stiglegger, Mainz
: Der Kriegsfilm als Medium der Erinnerung
Lars Nowak, FAU Erlangen-Nürnberg: 
Erotisierte Destruktion. Krieg in den Filmmusicals Busby Berkeleys

Gemeinsames Mittagessen in der »Truppenküche« (Mensa)


13.15–15.30 Uhr Panel 5.1
Christian Drobe, Masaryk-Uiversität Brno/CZ, und John Palatini, Halle
: Der Botschafter als Held. Die filmische Inszenierung von Kriegsgefangenschaft in My Four Years in Germany als Beispiel des American Exceptionalism
Chantal Sohrwardy, TU Dresden
: Kameradschaft in Kriegsfilmen 1914–1938
Frank Möller, Universität Greifswald
: Wie inszeniert man einen verlorenen Krieg? Sinngebung des Krieges im Film Unternehmen Michael


Parallel Panel 5.2
Joan Bleicher, Universität Hamburg: Werbung für den Krieg? Die Rekruten – Webserien als Online-PR
Tanja Hojahn, Universität Regensburg
: War Nurse. Darstellungen der Kriegserfahrungen von Frauen in Spielfilmen
Roger Behrens, HSU Hamburg
: Zur Kritik von Krieg und Kulturindustrie


[Kaffeepause]


16–17.30 Uhr Panel 6.1
Heinz Hiebler, Universität Hamburg: Das Dilemma der Wahrheit am Beispiel von Brian de Palmas Redacted (USA/Kanada 2007)
Lars C. Grabbe, MSD/FH Münster
: Kriegsraum als »Körperraum«. Die verkörperte Visualisierung des Krieges im Kontext von Virtual Reality


Parallel Panel 6.2
Jasmin Kermanchi, Universität Hamburg
: Playing Information War. Gamification gegen Desinformationsnarrative über den Ukraine-Krieg am Beispiel der interaktiven Webdokumentation Trolls vs Elves
Isabel Kusche, Universität Bamberg
: Technologie der Zukunft: Die audiovisuelle Inszenierung der Nutzung von Augmented Reality in militärischen Konflikten

17.45–18.30 Uhr Vorabendvortag
 – Rainer Winter, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt: 
Kritik der Gewalt. Cross of Iron als Antikriegsfilm

[Tagesabschluss bei einem gemeinsamen Abendessen für Selbstzahler in der Nähe der HSU]


Freitag – 21.3.2025

9–11.15 Uhr Panel 7
Lisa-Marie Wohlfahrt, Universität der Bundeswehr München
: Bundeswehr meets TikTok – Social Media Kampagnen zwischen Realität und Verharmlosung
Judith Reinbold, Zeppelin Universität Friedrichshafen
: Das Militär als Friedensstifter: Zur audiovisuellen Selbstinszenierung der Bundeswehr im Einsatz für die UN-Friedenmission MINUSMA
Martha-Lotta Körber, CAU Kiel
: Krieg als Challenge: Das Marketing der Bundeswehr im Dispositiv Sozialer Medien

[Kaffeepause]

11.30–13.45 Uhr Panel 8
Martin Scholz, FH Hannover
: Kriegsfilme – Überlegungen zur medialen Konstruktion authentischer Erlebnisse
Werner Suppanz, Universität Graz
: »Say, Death to America!«. Die Repräsentation von Kriegsberichterstattung am Beispiel von »Thank You for Bombing«

14.00 Uhr Abschluss der Tagung

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Anmeldung

Tagungsgebühr: 60 Euro.
Anmeldung bis spätestens 26. Februar 2025 per Mail an:
[email protected]

Bitte nutzen Sie das Formular hier [PDF].

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Organisation

PD Dr. Carsten Heinze, Universität Hamburg,
Prof. Dr. Olaf Sanders, Helmut-Schmidt-Universität,
Prof. Dr. Thomas Weber, Universität Hamburg

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Anfahrt

Anreise ab Hauptbahnhof: Bus X35 (>Sorenkoppel), S1 über Wandsbeker Chaussee oder U1 über Wandsbek-Markt; ab Wandsbeker Chaussee: Bus X22 (>Jenfeld Zentrum), ab Wandsbek-Markt außerdem die Buslinien 10, 162 & 263. Für den Zutritt zum Campus benötigen Sie einen amtlichen Lichtbildausweis.

HSU

Letzte Änderung: 3. Februar 2025