2018 | September | Zu Praktiken und Formen der Theorie. Perspektiven der Bildungsphilosophie

HSU

27. August 2020

Tagung | 26.–28.09.2018 in Hamburg

Jahrestagung 2018 der Kommission Bildungs- und Erziehungsphilosophie

DGfE | Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft

 

Befindet sich die Erziehungswissenschaft im posttheoretischen Zeitalter? Wer so fragt, könnte vor Augen haben, dass gegenwärtig Debatten um die Allgemeine Pädagogik nicht mehr die Mitte der erziehungswissenschaftlichen Disziplin ausmachen. An die Stelle von Buchpublikationen mit Entwürfen einer Allgemeinen oder Systematischen Pädagogik tritt im Kontext der Studienreformen immer häufiger ein anderes Genre: Einführungen in das Studium der Erziehungswissenschaft, die weniger von einer theoretischen Systematik als vielmehr von einer plural verfassten Disziplin ausgehen. Die Pluralität der Erziehungswissenschaft bezieht sich indes nicht nur darauf, dass in verschiedenen Bereichen und Feldern – darunter auch das Feld der Bildungs- und Erziehungsphilosophie – sehr unterschiedliche theoretische Bezüge, Forschungszugänge und Referenzautor*innen existieren. Die Pluralität betrifft auch die diskursstrukturierende Wertigkeit der jeweiligen Bezüge und Zugänge: z.B. wenn die Rezeptionen philosophischer Autor*innen oder ein sozialwissen- schaftliches Methodenprogramm einen ‚quasi-paradigmatischen‘ Status erhalten. Die provokativ anmutende Frage nach dem posttheoretischen Zeitalter der Erziehungswissenschaft lässt sich daher auch analytisch wenden: In welcher Weise vollzieht sich in einer stark ausdifferenzierten erziehungswissenschaftlichen Disziplin das, was Paul Rabinow einmal „Wissensarbeitsforschung“ genannt hat?

Um die Vielfalt einer solchen Wissensarbeitsforschung oder eines ‚doing theory’ deutlicher hervortreten zu lassen, scheint es geboten, die Praktiken und Verfahren der erziehungswissenschaftlichen Wissens- und Theoriebildung nicht sogleich durch den Verweis auf Konzepte (z.B. „Grundlagenforschung“), Rasterungen (z.B. „Gegenstand versus Metho- de“) oder auf ‚gesetzte‘ Theorieprogramme (z.B. „humanistische Bildungstheorien“, „poststrukturalistische Bildungstheo- rien“, „Subjektivierungsforschung“) als eingeordnet zu betrachten. Schon für das Feld der Bildungs- und Erziehungsphi- losophie ergeben sich eine erstaunliche Breite und Unterschiedlichkeit von Formen der Erkenntnisbildung und Erkennt- nisinteressen, die bislang nicht als hinreichend gesichtet und analysiert gelten können. Ohne Anspruch auf Vollständig- keit seien folgende Aspekte genannt: die im deutschsprachigen Raum sich vollziehende Diskursbildung über Rezeptio- nen soziologischer oder philosophischer Theorieprogramme gegenüber einer im angloamerikanischen Diskurs neuer- dings angestrebten Abgrenzung einer pädagogischen Theoriebildung von der Philosophie; die Vernachlässigung der Analyse und Untersuchung in der deutschsprachigen Bildungs- und Erziehungsphilosophie von in der Öffentlichkeit breit diskutierten Erziehungs- und Bildungsproblemen; die im englischsprachigen Raum vor geraumer Zeit lancierte Debatte um „methods in the philosophy of education“; die Zunahme erziehungs- und bildungstheoretischer Studien, die mit Lite- ratur und Film, aber auch anderen kulturellen bzw. künstlerischen Werken arbeiten; die sich ausweitende Debatte, wie Formen empirischer und theoretischer Erkenntnisbildung produktiv verknüpft werden können und schließlich die fortge- setzte Relativierung der Bedeutung begriffsgeschichtlicher und ideengeschichtlicher Studien.

(Auszug aus dem CfP. Vollständiger Text – als PDF: hier.)

Das Programm zur Tagung finden Sie – als PDF: hier.