Bus-ID: RFID-basierte akustische Unterstützung blinder und sehbehinderte Menschen für Orientierung und Information beim Zugang zum ÖPNV und an Ampeln

BusID_Poster

Projektbeschreibung

Das Projekt wird sich mit vier zentralen Themenkomplexen befassen, die substantiell für die Mobilität blinder und sehbehinderter Menschen sind und die im Alltag oft miteinander verbunden sind:

1. Das Auffinden von Einfach- und Mehrfachbushaltestellen und die Orientierung an diesen Haltestellen, d.h. das Finden des Einstiegs in den richtigen Bus. Dieses Szenario war zentrales Thema in der ersten Phase von Bus-ID, es wird nun erneut aufgegriffen und vertieft hinsichtlich der Nutzung von digital verfügbarer Zusatzinformation.

2. Die Orientierung an Busbahnhöfen, wo möglich ebenfalls unter Nutzung von digital verfügbarer Zusatzinformation.

3. Die Orientierung in unterirdischen bzw. überdachten Verkehrsanlagen, in denen GPS-basierte Orientierungshilfen nicht oder nicht zuverlässig funktionieren, wie z.B. in Bahnhofshallen und U-Bahnhöfen.

4. Die verbesserte Möglichkeit zur Überquerung von ampelgeregelten Fußgängerüberwegen.

Des Weiteren soll das in der ersten Phase von Bus-ID als Funktionsmuster erarbeitete technische Konzept jetzt zusammen mit einem marktführenden Gerätehersteller hin zu einem im Feldversuch einsetzbaren Prototypen stabilisiert und weiterentwickelt werden.

Lichtsignalanlagen (kurz LSA) ohne Zusatzeinrichtungen für blinde und sehbehinderte Menschen sind für diese Personengruppe so gut wie nutzlos. Nur mit viel Konzentration und Übung können sie überhaupt geortet werden. Die Unterscheidung von Rot- und Grünphasen kann nur aufgrund der Verkehrsgeräusche getroffen werden, was mit einem erheblichen Unfallrisiko verbunden ist. Daher ist der Bedarf an so genannten „Blindenampeln“ (LSA mit Zusatzeinrichtungen) groß. Deren Installation hat – neben zusätzlichen Kosten – einen erheblichen Nachteil: Während für blinde und sehbehinderte Menschen akustische Zusatzeinrichtungen an einer LSA eine große Hilfe zur selbstständigen Mobilität darstellen und an komplexen Kreuzungen oft die notwendige Voraussetzung bilden, um es überhaupt zu wagen, sich ohne sehende Begleitung fortzubewegen, stellt der Dauerton dieser LSA für Anwohner oft eine erhebliche Geräuschbelästigung dar, insbesondere in den Abend- und Nachtstunden. Infolgedessen gibt es vielerorts dauerhafte Auseinandersetzungen über die Einschaltdauer und die angemessene Lautstärke dieser Einrichtungen.

Beim Zugang zu Bushaltestellen entstehen besondere Orientierungsschwierigkeiten an einfachen Haltestellen ohne Fahrgastunterstand, wie sie oft in Stadtrandgebieten oder im ländlichen Raum zu finden sind. Solche Haltestellen sind ohne zusätzliche sehbehinderten- und blindengerechte Markierungen nur schwer oder gar nicht zu erkennen. Der Weg dorthin muss dann speziell, bezogen auf den Einzelfall, trainiert werden. Anders geartete erhebliche Orientierungsprobleme bestehen an großen Mehrfachhaltestellen und Busanlagen. Hier benötigen blinde und sehbehinderte Menschen spezielle Unterstützung zum Auffinden der gewünschten Linie und der richtigen Einstiegstelle. Außerdem sollten weiterführende Informationen, z. B. über Fahrzeiten und Umsteigemöglichkeiten, bereitgestellt werden.

In Deutschland und vielen anderen Ländern Europas und der Welt werden zurzeit speziell entwickelte Bodenbeläge (DIN 32984 „Bodenindikatoren im öffentlichen Raum“, Ausgabe 2010-02) als Orientierungshilfen für blinde und sehbehinderte Menschen im öffentlichen Raum eingesetzt. Es handelt sich um Bodenplatten, zumeist aus Beton oder Keramik, die streifenförmig auf Verkehrsanlagen oder in anderen öffentlichen Bereichen verlegt werden. Bedingt durch die Oberflächenform (meist Rillen) entstehen dabei ein taktiler Eindruck und ein charakteristischer Klang, wenn der Blindenstock in Schleiftechnik über diese Bodenelemente geführt wird. Bodenindikatoren haben sich in der Praxis bewährt, insbesondere für die Warnung vor Gefahrenstellen, und gelten derzeit als unverzichtbar für den barrierefreien Zugang zum ÖPNV, doch sie haben nur eine begrenzte Funktionalität in Bezug auf die Unterstützung der Orientierung. Unter anderem gelingt die Kennzeichnung von Anfang und Ende des Systems nur unzureichend, komplexe Wegebeziehungen lassen sich nicht darstellen, und die Nutzbarkeit wird bei starkem Fußgängerverkehr eingeschränkt. Die Übermittlung von zusätzlichen Informationen (Liniennummern, Abfahrzeiten usw.) ist mit ihnen unmöglich. Zudem erfordern sie die Verwendung des Blindenstocks in der Schleiftechnik, bei der der Stock ununterbrochen am Boden bleibt, und entfalten ihre volle Leistungsfähigkeit nur bei solchen Taststocktypen, die in der Stockspitzenform mit den örtlich vorhandenen Plattenoberflächen kompatibel sind, d. h. die sich weder verhaken noch über die Rillen (bzw. Noppen) hinweg gleiten. Der Einbau von Bodenindikatoren ist mit erheblichen Kosten verbunden. Zusätzlich besteht besonderer Reinigungsbedarf, da die mit Schmutz, Sand und Granulat usw. zugesetzten Rillen taktil nur schwer erkennbar sind und in ihrem optischen Kontrast nachlassen. Nachträgliche Modifikationen von Bodenindikatoren verursachen ebenfalls signifikanten Arbeits- und Kostenaufwand.

Aufgrund der beschriebenen Funktionsmängel von Bodenindikatoren ist es sinnvoll, nach kostengünstigeren, flexibleren und funktional umfangreicheren Alternativen bzw. Ergänzungen zu suchen. Der Einsatz von Radio Frequency Identification (RFID) -Technologie ist dafür vielversprechend. RFID ermöglicht eine berührungslose Identifikation (Funkerkennung) und Lokalisierung von RFID-Transpondern („tags“). Primär dient die RFID-Technologie zur Erkennung von passiven beweglichen Objekten (Waren, Güter), wird aber vielfach auch in Chipkarten eingesetzt (z.B. für Zugangskontrollen, als Eintrittskarten, und auch als Fahrkarte im öffentlichen Nahverkehr). RFID-Transponder werden in großen Stückzahlen hergestellt und sind daher sehr preiswert und für vielfältige Anwendungen geeignet. Je nach technologischer Ausprägung können die RFID-Transponder über eine Entfernung von wenigen Zentimetern bis hin zu über 100 Meter erkannt werden.

Projektpartner

Zur Umsetzung der innovativen Zielstellung arbeiten die folgenden Projektpartner im Verbundprojekt Bus-ID zusammen:

           DBSVBild vergrößert anzeigen... Externer Link:  (http://www.dbsv.org/) Link wird in einem neuen Fenster geöffnet

  • Der Deutsche Blinden- und Sehbehinderten Verband e.V.

            HSU Link wird in einem neuen Fenster geöffnetBild vergrößert anzeigen...

  • Die Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr in Hamburg

          K&ABild vergrößert anzeigen... Externer Link:  (http://www.krameralbrecht.de/) Link wird in einem neuen Fenster geöffnet

  • Die KramerAlbrecht Ingenieurgesellschaft mbH & Co. KG

            RTB Externer Link:  (http://www.rtb-bl.de/RTB/) Link wird in einem neuen Fenster geöffnetBild vergrößert anzeigen...

  • Die RTB GmbH & Co. KG

 

 

HSU

Letzte Änderung: 21. November 2017