Am Dienstag beginnt der 16. (Aus)bildungskongress der Bundeswehr. Er ist einer der größten Kongresse Deutschlands für Erwachsenen- und Berufsbildung und der größte Fachkongress der Bundeswehr. Vom 3. bis zum 5. September 2019 treffen sich an der Helmut-Schmidt Universität Wissenschaft, öffentlicher Dienst und Bundeswehr zu einen offenen, interdisziplinären Dialog mit Expertinnen und Experten des Bildungswesens.
Thematisiert werden Fragen rund um die Aus-Fort -und Weiterbildung. Besonders im Fokus stehen dabei die aktuellen Herausforderungen in Berufen der Einsatzorganisationen. Das sind nicht nur die Bundeswehr, sondern auch Polizei, Feurerwehr oder Pflege. Gerade in diesen Berufen wird ein Höchstmaß an Schnelligkeit, Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit verlangt. Doch sind heute junge Menschen überhaupt noch bereit, in diese Berufsfelder einzusteigen, die große Einflüsse auf das Privatleben haben? Gibt es genügend junge Menschen die Berufe ergreifen, die angesichts der demografischen Entwicklung für die gesellschaftliche Funktionalität unabdingbar sind? Mit dieser Problematik beschäftigen sich zahlreiche Experten auf dem (Aus)Bildungskongress.
Die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt: Immer mehr Menschen wollen sich frei von vorgegebenen Strukturen und Hierarchien entwickeln. Daraus entstehen jedoch Probleme. Beispielsweise fielen in Schleswig-Holstein 2018 über Monate zahlreiche Zugverbindungen aus, weil nicht ausreichend Lokführerinnen und Lokführer verfügbar waren. Im ländlichen Raum bricht die medizinische Versorgung, auch in Notfallsituationen, zunehmend zusammen und in manchen Kommunen funktioniert die Müllabfuhr nur noch sporadisch. Jedoch leisten diese Einsatzorganisationen und gesellschaftliche Institutionen einen unerlässlichen Beitrag zur Funktionalität einer demokratischen Gesellschaft und erbringen ein breites Spektrum an gesellschaftlich wichtigen Dienstleistungen wie innere und äußere Sicherheit, Notfall- und Katastrophenhilfe oder medizinische Versorgung.
Der (Aus)Bildungskongress der Bundeswehr verbindet eine wissenschaftliche wie praxisorientierte Tagung mit einer inhaltlich begleitenden Fachausstellung und bietet vielfältige Formate für Information, Austausch und Beteiligung. Auf der Fachausstellung präsentieren und informieren u.a. verschiedene Truppenteile, wie hier die Schule für ABC-Abwehr, über die Umsetzung der Tagungs-Themen in ihren Einheiten. Auch die Polizei und die Feuerwehr nehmen am Kongress als Aussteller teil.
Die Themen in Vorträgen, Foren und interaktiven Workshops bieten eine Mischung aus Wissenschaft und Praxis. Der Erfahrungsaustausch von zivilen und militärischen Akteuren hat beim (Aus)Bildungskongress einen besonders hohen Stellenwert. Beispielsweise das Thema „Kooperation von Mensch und Maschine: Wie sieht die Zukunft der Arbeit aus?“ Oder die Frage, ob man das Führen der Zukunft schon heute lernen kann.
Welche Aufgaben ergeben sich für Berufsfelder angesichts einer alternden Gesellschaft? Inwiefern stellen Globalisierung und Migration einen Lösungsweg dar? Können Automatisierung und Robotisierung ein zukunftsfähiger Ansatz dafür sein? Lassen sich unsere subjektiven Wahrnehmungen, dass „alles schlimmer wird“ durch empirische Methoden bestätigen oder widerlegen? Das sind einige Themen, die auf dem dreitägigen Kongress den Blick über den Tellerrand ermöglichen.
Der Praxistag Ausbildung am 5. September spricht insbesondere die Ausbilderinnen und Ausbilder der Bundeswehr an. Hier werden sie zum Beispiel durch die digitale Ausbildungslandschaft der Bundeswehr geführt und erfahren Aktuelles zur Umsetzung kompetenzorientierten Ausbildung, dem Erwerb praxisnahen Wissens, gepaart mit konkreter Erfahrung durch praktisches Tun.
Der (Aus)Bildungskongress nach Tagen:
Tag 1
Der ranghöchste Soldat der Bundeswehr, Generalinspekteur General Eberhard Zorn, wird den Kongress am 3. September um 10.30 Uhr eröffnen.
Danach informieren Präsident Christoph Reifferscheid und Dr. Kay Pixius vom Bildungszentrum der Bundeswehr zusammen mit Oberst i.G. Markus Nickels vom Kommando Luftwaffe über das Thema „Im Einsatz für die Gesellschaft: Sicherheit im Weltraum“ (14.00 Uhr).
Einen Workshop zur „Entscheidungsfindung in komplexen Projekten“ geben ab 15.30 Uhr die Professorin von der Hochschule für Technik & Wirtschaft in Chur, Dr. Bianka Lichtenberger, und Gabriele Harrer Puchner von der Firma System Logics T.T.
Tag 2
Zu Beginn des zweiten Kongresstages, am 4. September ab 10.00 Uhr, diskutieren vier Akteure aus dem zivilen und militärischen Bereich das Thema „Kooperation Mensch und Maschine – Zukunft der Arbeit und Konsequenzen für die Aus-, Fort- und Weiterbildung“.
Drei Experten der Abteilung Ausbildung Streitkräfte im Kommando Streitkräftebasis der Bundeswehr weisen ab 13.00 Uhr in einem Workshop den „Weg durch die digitale Ausbildungslandschaft der Bundeswehr“.
Von 15.00 bis 15.45 Uhr wird außerdem Brandamtmann Andreas Gattinger von der Branddirektion München in einem Vortrag über das „Lernen für erfahrungsbasierte Berufe“ informieren.
Tag 3
Am 5. September stehen dann explizit die Ausbilderinnen und Ausbilder der Streitkräfte im Fokus. Der Praxistag Ausbildung wurde speziell für sie ins Leben gerufen.
Hier gibt es um 12.30 Uhr einen Sachstand mit Diskussion und Erfahrungsaustausch zur kompetenzorientierten Ausbildung, dem Erwerb praxisnahen Wissens, gepaart mit konkreter Erfahrung durch praktisches Tun. Weiterhin werden zur kompetenzorientierten Ausbildung um 14.15 Uhr verschiedene Workshops angeboten.
Experten von der Führungsakademie der Bundeswehr informieren um 12.30 Uhr über „Führen Morgen heute Lernen“ und um 14.15 Uhr über „Agiles Führen agil Lernen“.
Außerdem wird es von den Ausbildungseinrichtungen des deutschen Heeres eine Postersession geben. Unter dem Titel „Bewährtes erhalten – Neues denken“ werden altbewährte und moderne Aspekte der Ausbildung gegenübergestellt.
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Text: Florian Roth, Lorena Müller