Über den Prüfungsbetrieb, die Rückkehr zum Campus und den Beförderungsappell
Die Videobotschaft des Präsidenten vom 07.05.2020 im Volltext
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Studentinnen und Studenten,
liebe Kameradinnen und Kameraden,
das Wichtigste vorweg: Es gibt momentan keine Universitätsmitglieder, die an COVID-19 erkrankt sind.
Kein Universitätsmitglied befindet sich mehr in Quarantäne oder häuslicher Separation. Ich konnte daher in der vergangenen Woche das Wohnheimgebäude 42, das wir im Hanseaten-Bereich als Reserve für die Unterbringung von Verdachtsfällen vorgehalten haben, nach Absprache mit dem Sanitätsversorgungszentrum an den Studierendenbereich zur Nutzung zurückgegeben. Das ist vorläufig eine gute Nachricht.
Als Studierende erwarten Sie von mir an dieser Stelle eine Aussage darüber, wann Sie welche Prüfung abzulegen oder nachzuholen haben. Ich hatte Ihnen angekündigt, dass nach dem 30. April diese Planungen bekanntgegeben werden.
Der Prüfungsplan für die Phase I vom 04.05. bis zum 14.06. wurde am vergangenen Donnerstag abgestimmt und genehmigt. Die Pläne für die Phase II, also die Fortsetzung des Prüfungsbetriebs ab dem 15. Juni, befinden sich in der finalen Abstimmung. Dabei geht es um fakultätsübergreifende Prüfungen, wie zum Beispiel dem Wirtschaftsingenieurwesen.
Sie erfahren diese Pläne allerdings nicht von mir, sondern von Ihrer Fakultät. Der Grund dafür ist ganz einfach: Die Fakultäten haben unterschiedliche Vorgehensweisen festgelegt. Es gibt also keine einheitliche Planung, dass beispielsweise die Prüfungen zum Wintertrimester grundsätzlich Mitte Juni und die zum Frühjahrstrimester grundsätzlich Mitte August stattzufinden haben.
Denn die Planungen der Fakultäten folgen Logiken, die durchaus die Interessen der Studierenden berücksichtigen sollen. Wenn also beispielsweise im Wintertrimester eine Prüfung im Teil I eines Faches und im Frühjahrstrimester eine im Teil II des gleichen Faches ansteht, dann kann es durchaus sinnvoll sein, diese beiden Prüfungen zeitlich nah beieinander abzulegen, weil sie das selbe Fachgebiet betreffen und es sich dafür leichter lernen lässt.
Wir haben vereinbart, dass die zuständigen Fakultäten die Einzelheiten zu Beginn der kommenden Woche bekanntgeben. Selbstverständlich werden die 14 Tage „Vorwarnzeit“ gemäß APO als absolutes Minimum eingehalten, und wir sind bemüht, dass wir Ihnen möglichst viel Zeit für Ihre eigenen Planungen verschaffen.
Der Studierendenbereich entwickelt dazu ein Rückkehrerkonzept, das berücksichtigt, dass sich nur die maximal erforderliche Anzahl von Studierenden zeitgleich auf dem Campus aufhalten muss. Ansonsten gilt: Stay home and flatten the curve!
Vor zwei Wochen haben wir Kolleginnen und Kollegen der Zentralen Werkstatt zurück auf den Campus geholt. Sie haben damit begonnen, die für die schrittweise Wiedereröffnung des Campus erforderlichen Schutzeinrichtungen herzustellen und zu montieren. Unter anderem Plexiglasscheiben mit Durchreiche für die Poststelle und alle anderen Bereiche, in denen sich Menschen auf dem Campus begegnen. Ich bin sehr froh darüber, dass wir nicht nur über die Technologien, sondern vor allem auch über das Fachpersonal verfügen, um solche Dinge selber produzieren zu können. Und ich danke den Kolleginnen und Kollegen aus der zentralen Werkstatt für ihre gute und gerade in diesen Zeiten besonders wertvolle Arbeit.
Ich möchte noch einmal auf die Theorie der öffentlichen Güter und das Gefangenendilemma eingehen:
Sie erinnern sich, dass ich vor ein paar Wochen über die Tragik der Allmende zu Ihnen sprach. Das ist eine Gefangenendilemma-Situation: Wenn ein Professor oder eine Professorin die Prüfungsanforderungen erhöht, bringt sie die Studierenden dazu, mehr für ihr Fach zu tun. Das geht natürlich zu Lasten anderer Professorinnen und Professoren, für deren Fächer die Studierenden dann weniger tun. Wenn diese Professor*innen nachziehen und ihre Fachanforderungen auch anheben, dann werden die Studierenden überfordert und wir haben eine Tragik der Allmende.
Ähnlich ist das mit den „Stalldünstigen“ – all jenen Kolleginnen und Kollegen, die unbedingt auf den Campus zurückkehren wollen, um ihre Büros wieder zu benutzen. Auch hier gibt es ein Gefangenendilemma: Wenn alle anderen im Home Office bleiben, dann schadet es ja nichts, wenn eine Person in ihr Büro zurückkehrt. Wenn alle anderen in ihr Büro zurückgekehrt sind, dann bringt es auch nichts, wenn eine Person im Home Office bleibt, weil die Ansteckungswahrscheinlichkeit nicht reduziert wird. Das heißt, egal, was die anderen tun, es ist für jeden Einzelnen rational, aus dem Home Office ins Büro zurückzukehren. Leider nicht kollektiv. Weil durch diese allgemeine Rückkehr, diesen Dammbruch, die Ansteckungswahrscheinlichkeit an der Universität erhöht wird und dies weder den Vorgaben noch den Absichten aus dem Bundesministerium der Verteidigung entspricht.
Deswegen muss eine regulierende Kraft eingreifen, das bin in dem Fall ich, und darauf hinwirken, dass nicht alle den Rücksturz zur Erde von Raumschiff Orion vollziehen, sondern wir zunächst im Home Office verbleiben. Stay at home, flatten the curve.
Für den Beförderungsappell am 25. Juni konkretisieren sich unsere Pläne, nachdem die Bundesministerin der Verteidigung unserem Vorschlag zugestimmt hat, ihre geplante Rede als Audiobotschaft zu übertragen.
Sofern sich die Situation in Deutschland weiterhin so positiv entwickelt wie es momentan der Fall ist, werden die Leutnantsbeförderungen für den Studierendenjahrgang 2018 auf dem Sportplatz im Douaumont-Bereich – also in gewohnter Umgebung – ausgesprochen. Wir denken hierbei an drei separate Formationen nacheinander, beispielsweise nach Studierendenfachbereichen getrennt, so dass das Abstandsgebot eingehalten werden kann. Wir werden dann also quasi einen ganzen Tag lang Beförderungsappell mit wechselnder Besetzung, aber mit identischen Inhalten haben. Und zwei Konstanten: Dem Leiter Studierendenbereich und mir selbst. Und so, dass keine der zu befördernden Soldatinnen und Soldaten länger als eine Stunde auf dem Sportplatz stehen muss.
Dann werden Sie auch mich, so Gott will, zum ersten Mal wieder persönlich sehen. Und vice versa.
Bis dahin bleiben Sie bitte gesund.
Vielen Dank.