In der Videoansprache informiert Universitätspräsident Prof. Dr. Klaus Beckmann über den aktuellen Stand der Forschungsprofilbildung an der HSU/UniBw H, die Zukunft von dtec.bw sowie aktuelle Themen im Bereich Studium und Lehre im Rahmen der Zeitenwende. Weitere Themen sind die Internationalisierung der Universität sowie die Infrastruktur.
Der Text zum Nachlesen
Sehr geehrte Universitätsbürgerinnen und Universitätsbürger,
Kolleginnen und Kollegen,
Kommilitoninnen und Kommilitonen,
Kameradinnen und Kameraden!
Vor vier Jahren, als wir mit diesem Format der Videobotschaften begannen, wäre mir dies wie ein Traum vorgekommen: ein paar Minuten Bericht ohne Infektionszahlen, ohne Einführung von Beschränkungen, ohne Durchhalteparolen. Außer vielleicht solchen, die den Sport an unserer Universität betreffen.
Forschungsprofil für die Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg
Tatsächlich möchte ich Sie auf eine kurze Reise durch die wesentlichen Fragen mitnehmen, die uns zur Zeit beschäftigen. Da ist zuerst die Frage nach dem Forschungsprofil der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg. Wir haben im Akademischen Senat beschlossen, auf dem großen Erfolg unserer Strategieklausur im Juni vergangenen Jahres aufzusetzen und uns ergebnisoffen der Profilbildung zu widmen. Dabei sollen die Herausforderungen der Zeitenwende an eine Universität der Bundeswehr berücksichtigt werden. Aber nicht nur die: Wir wollen eine offene Universität bleiben. Etwas flapsig gesagt: “If we knew what we’re doing, it wouldn’t be research.”
In der Märzsitzung des Akademischen Senats werden wir ein Papier diskutieren, welches eine Kommission unter Leitung der Vizepräsidentin für Forschung erarbeitet hat. Darin wird beschrieben, was wir uns unter einem Forschungsprofil vorstellen und welche Kriterien eine Idee, ein Projekt, ein Cluster erfüllen muss, um darin aufgenommen zu werden. Danach sind Sie dran ! Ich bitte Sie, mir solche Ideen, Projekte, und Cluster vorzuschlagen. Tun Sie sich zusammen, vernetzen Sie sich, klüngeln Sie im besten Sinne ! Den Startschuss dafür können wir hoffentlich alsbald in Form einer hochschulöffentlichen Ausschreibung geben. Aber zunächst gilt es, die Entscheidung des Senats zu den Kriterien abzuwarten. Und am Ende wird dann auch wieder der Akademische Senat entscheiden.
Zukunft des Zentrums für Digitalisierungs- und Technologieforschung der Bundeswehr
Der zweite Punkt betrifft das Zentrum für Digitalisierungs- und Technologieforschung der Bundeswehr (dtec.bw). Die Anträge für die Projektfortsetzung in der zweiten Förderphase sind vollständig bearbeitet, eingegangen und begutachtet. Wir haben das Ergebnis in der vergangenen Woche dem BMVg zur Freigabe vorgelegt und drücken die Daumen, dass alles durchgeht und wir für die Jahre 2025 und 2026 weitere 100 Mio. € an Förderung erhalten. Die Leitungsentscheidung dazu steht allerdings immer noch aus. Weil wir guten Mutes sind, richten wir das Augenmerk bereits jetzt auf eine mögliche Verstetigung von dtec.bw in einem kleineren, überschaubaren Rahmen.
Lassen Sie mich die Gelegenheit nutzen, den vielen Beteiligten zu danken, die dtec.bw in Hamburg erst ermöglicht haben, allen voran meinen Vizepräsident:innen für Forschung Rolf Lammering und Margarete Schuler-Harms, dann den vier Dachprojektleitern der ersten Stunde, Professores Schulz — D. wie auch M. —, Matiaske und Fay. Dazu den Gutachterinnen und Gutachtern, unserer unermüdlichen Verwaltung — insbesondere den Teams für Drittmittel, Beschaffung und Personal — und dem Team Transfer in der Präsidialabteilung.
Allerdings wäre das alles ohne die Ideen unserer Forscherinnen und Forscher und die Arbeit in den Professuren gar nicht erst möglich gewesen.
Reibungsverluste gab es genug. Immerhin haben wir über die letzten Jahre etwa fünfmal so viel externe Mittel verwaltet wie sonst. Und wir traten zum ersten Mal der Wirtschaft gegenüber nicht als Antragsteller, sondern als Financier auf. Das muss man erstmal lernen, und die damit verbundenen rechtlichen Fragen muss man sich zu Herzen nehmen. Aber: Wir haben das gemeinsam, wie es so heißt, “unter den Fuß gebracht”. Und jetzt blicken wir erwartungsfroh auf Phase II und die verheißene Verstetigung.
Studium und Lehre
Drittens möchte ich über die Frage von Studium und Lehre reden. Solange es im Rahmen der Zeitenwende beim avisierten 2 % – Ziel und einem Personalrahmen von 203.000 Soldatinnen und Soldaten bleibt, bin ich um die planerische Vollauslastung unseres Hauses nicht besorgt. Derzeit fällt es uns aber schwer, die erforderlichen Bewerberinnen und Bewerber in der geeigneten Qualität zu gewinnen — wie im übrigen Wirtschaftsunternehmen und dem restlichen öffentlichen Dienst auch. Die Zahl der soldatischen Studierenden sinkt daher zunächst, und das gibt uns die Gelegenheit zu mehr zivilen Studienangeboten. Wenn jetzt immer mehr Bundesländer vom Abitur G8 auf das Abitur G9 umstellen, dann beschert uns das eine zusätzliche Delle. Wie allen anderen Hochschulen auch, wenn auch mit einem Jahr Verzögerung.
Was wir brauchen, um unseren Beitrag zur Überwindung dieser Herausforderung zu leisten, ist dreierlei: Erstens noch attraktivere Studienangebote, damit sich mehr Menschen für den Einstieg in die Bundeswehr entscheiden. Zweitens verbesserte Studierbarkeit unter Beibehaltung des wissenschaftlichen Anspruchs, um weniger Kameradinnen und Kameraden zu verlieren. Und drittens eine größere Offenheit der Studienfächer für wissenschaftliche Fragen, die sich aus dem Bedarf in der Bundeswehr ergeben. Denn dieser dritte Punkt steigert nicht nur die Einsatzbereitschaft, sondern zahlt auch auf die Punkte 1 und 2 ein.
Bevor jetzt das große Frohlocken derjenigen einsetzt, die das Studium als bloße Nebenbedingung für die Offizierkarriere missverstehen, sage ich in aller Deutlichkeit: Der Bachelor ist das neue Abitur. Als Level of Ambition für Deutschlands Offizierkorps genügt das nicht. Und in der Zukunft werden immer weniger Soldatinnen und Soldaten immer stärker digitalisierte Systeme unter immer komplexeren Bedingungen zum Einsatz bringen müssen, um im Gefecht zu bestehen. Man wird dabei, wie der Ukraine-Krieg zeigt, improvisieren müssen. Zu all dem braucht man MacGyvers. Und diese wiederum brauchen das dritte und vierte Studienjahr, in denen man erst richtig lernt. MacGyvers gibt es übrigens auch in meinem eigenen Feld, den Wirtschaftswissenschaften. Und auch in den so genannten “Buchwissenschaften”. Letztlich sei hinzugefügt: Von Bildung im Gegensatz zu reiner Ausbildung habe ich damit noch überhaupt nicht gesprochen.
Quintessenz: Wer glaubt, dass der Bachelor für alle reicht, blickt zu kurz. Wer glaubt, dass alle den Master erreichen müssen, der irrt.
Internationalisierung der Universität
Der vierte Punkt, über den ich reden möchte, betrifft die Internationalisierung unserer Universität. Ich werde dem Akademischen Senat in der kommenden Woche drei Vizepräsidentinnen vorschlagen, darunter eine Vizepräsidentin für Internationales und, so er, der Akademische Senat, es will, ist das Ressort dann wieder besetzt. Ich bin mir sicher, dass meine Kandidatin ein überzeugendes strategisches Konzept vorlegen wird. Lassen Sie mich hier nur drei Dinge betonen: Erstens besteht die Grundlage für die Internationalisierung in der Unterstützung durch das International Office und das Welcome Centre. Hier haben wir unsere Hausaufgaben bereits gemacht — ausdrücklicher Dank gilt dem Team des International Office. Sowohl denjenigen, die eingesprungen sind, als auch denjenigen, die durchgehalten haben. Das Welcome Centre wird im September den Betrieb aufnehmen. Zweitens werden wir die Vorgaben des HRK-Audits Internationalisierung auf der operativen Ebene erfüllen und uns der Re-Akkreditierung stellen. Eine wesentliche Komponente dabei ist die Einführung der ständigen Gastprofessur. Drittens — ne, die dritte Frage diskutiere ich lieber erst mit der Kandidatin.
Infrastruktur
Fünftens möchte ich auf die Infrastruktur zu sprechen kommen. Auf der strategischen Ebene hat die Neugestaltung unseres Campus mit dem ersten Nutzer-Workshop am 27. und 28.02.24 begonnen. Da geht es jetzt um die Ausgestaltung der Baumaßnahmen, die unser Universitätsleben ab 2026 für eine Dekade — falls alles nach Plan verläuft — wesentlich beeinflussen werden. Wir bemühen uns nach Kräften, als einfache Nutzer (und damit das unterste Element der Hierarchie) unsere Vorstellungen zum Tragen zu bringen. Mein persönlicher Schwerpunkt ist, die derzeit angemieteten Liegenschaften und Flächen für uns zu erhalten, auch wenn unsere Gesamtbedarfe aufgrund der Schrumpfung von dtec.bw rückläufig sein mögen. Denn das würde uns die Flexibilität gestatten, baubedingte Unerträglichkeiten hausintern teilweise auszugleichen.
Auf der taktischen Ebene gibt es bei der Infrastruktur aus meiner Sicht nur drei Themen: erstens Sport, zweitens Sport, und drittens Sport. Dienstsport ist nicht nur eine Verpflichtung, sondern der Sport ist auch als Ausgleich zum Studium erforderlich, und er stellt zudem einen Weg dar, mit dem sich unsere Universität präsentieren kann. Der Präsident der Universität Harvard sagte der Fama nach auf die Frage, was sein Haus umtreibe, einfach “Sex for the students, sports for the alumni, and parking for the staff.” Also muss und werde ich mich um den Sport kümmern, auch wenn Infra (a) frustrierend und (b) wenig Renommee verspricht.
Für den Sex erkläre ich mich hiermit als unzuständig, über den Sport haben wir gesprochen, und über das Parken reden wir in der nächsten Videobotschaft..
Ihr
Klaus Beckmann