Über 6000 Besucher zum Tag der Offenen Tür, mehr als 600 Gäste bei der Verleihung der Masterzeugnisse und ein Überraschungsbesuch von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius zum Beförderungsappell am Nachmittag – mit dieser überaus positiven Bilanz endete am Samstag, 24. Juni, der Open Campus der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg (HSU/UniBw H).
Der Bundesminister der Verteidigung übernahm persönlich die Beförderung von 430 Oberfähnrichen und Oberfähnrichen zur See des Studienjahrganges 2021 zu Leutnanten und Leutnanten zu See. Boris Pistorius hatte sich trotz der vielen weiteren Termine an diesem Tag kurzfristig angekündigt und sprach größtenteils ohne Redemanuskript, was ihm großen Respekt einbrachte. „Es macht ihn sehr menschlich und nahbar“, kommentierten zwei Absolventinnen am Rande des Appellplatzes.
Führung mit Haltung und werteorientiert
Der Bundesverteidigungsminister erinnerte daran, dass die angehenden Offiziere bereits vor dem russischen Angriff auf die Ukraine in die Bundeswehr eingetreten waren und ihr Studium unter geänderten Voraussetzungen beenden werden. Angesichts dieser neuen Sicherheitslage betonte Boris Pistorius: „Dreißig Jahre haben alle (…) in der durchaus nachvollziehbaren und berechtigten Hoffnung gelebt, nie wieder in Zeiten des Kalten Krieges und mit einer Bedrohung mitten in Europa leben zu müssen. Diese Zeiten sind vorerst vorbei und damit rücken Landes- und Bundesverteidigung wieder in den Mittelpunkt (…) Das wird Ihr Auftrag als junge Offiziere der nächsten Generation.“ Daran knüpfte er die Aufforderung, als Vorbild mit Haltung, Anstand und Respekt zu führen. „Das sind keine alten Begriffe, das sind Werte, auf die es ankommt.“
Resilienz gegen Maßnahmen hybrider Kriegsführung
Zuvor hatte bereits Universitätspräsident Klaus Beckmann auf die Epochenwende in der internationalen Ordnung und der zunehmenden Diskrepanz zwischen den strategischen Interessen der Global Player hingewiesen, die einen veränderten „Bedarf unserer Gesellschaft an einer weit verstandenen Sicherheitsvorsorge“ generiere. „Diese Sicherheitsvorsorge bedeutet auch, dass die Bundeswehr und die Gesellschaft insgesamt resilient gegen Maßnahmen der hybriden Kriegsführung werden. Dazu ist auch die kritische Infrastruktur Deutschlands zu überdenken und auch eine Bildungspolitik, die auf die Stärkung der Mündigkeit der Bürger und Bürgerinnen abzielt.“ Ohne akademisch gebildete Führungspersonen ließe sich dies nicht bewältigen, da „immer weniger Soldaten immer komplexere Aufgaben unter immer herausfordernden Bedingungen zur Wirkung bringen“. Das erfordere Haltung und eine umfassende Bildung.
Der Leiter des Studierenbereiches, Oberst Norbert Rahn, unterstrich in seiner Ansprache die Bedeutung des Studiums als zeitlich größten Anteils der Offizierausbildung zur Generierung eines akademisch-intellektuellen „Werkzeugkastens“. Das Studium böte die intellektuelle Grundlage, um nach dem Studium als Offizier bzw. Offizierin „ein Mindset zu haben, Menschen führen zu können sowie kämpfen zu wollen und zu können, um hoffentlich nie kämpfen zu müssen“. Er verdeutlichte auch die Rolle der Soldaten und Soldatinnen als Verfassungspatrioten sowie als Verteidiger des Grundgesetzes.
Open Campus ein großer Erfolg
Mit mehr als 120 Ausstellenden und Veranstaltungen sowie einer mit 600 drei Mal höheren Zahl an Anmeldungen zur Verleihung der Masterzeugnisse als in den Jahren zuvor war der Open Campus im 50. Jubiläumsjahr bereits am Morgen erfolgreich gestartet. Er sei größer und bunter als gedacht, sagte Uni-Präsident Klaus Beckmann bereits bei der Eröffnung und knüpfte damit auch an die wachsende Zahl an Forschungsprojekten und Studiengängen an. So sei der Etat der Drittmittelforschung in den vergangenen fünf Jahren um 38 Prozent gestiegen – unabhängig von der Förderung des Bundes im Rahmen der dtec-Forschung des Zentrums für Digitalisierung und Technologieforschung der Bundeswehr. „Dass wir verantwortungsvoll mit diesen Mitteln umgehen, davon können Sie sich hier heute vergewissern!“
Präsentationen und Vorträge
Präsentationen des in diesem Rahmen angeschafften Supercomputers „HSUper“ der Professur für High Performance Computing wurden von den Besucherinnen und Besuchern ebenso interessiert und häufig nachgefragt wie Führungen des Teams der Professur für Laser Technologie und Spektroskopie. Andrang gab es auch bei Laborführungen zu „Blitz und Donner“ sowie den „Energienetzen der Zukunft“ der Professur für Elektrische Energiesysteme. Das German Institute for Defence and Strategic Studies (GIDS) führte erfolgreich durch eine Vortragsreihe in Hörsaal 4, während sich im Außenbereich vor dem OpenLab Mobile Schlangen bildeten. Vom THW und der Bundespolizei schallte immer wieder ein Martinshorn über den Platz. Beim Eröffnungsgottesdienst am Morgen hatten bereits die Hamburg Gospel Ambassadors aus St. Georg für Stimmung gesorgt und Gäste begeistert.